Das Glück liegt in den Sternen – Rainer und Vera Juriatti im Gespräch mit der WOCHE

Sprechen und Aufarbeiten: Rainer und Vera Juriatti wollen anderen Betroffenen Mut machen und sagen, dass es in Ordnung ist zu trauern. | Foto: Prontolux
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"Dieses Thema betrifft so viele und wir wissen, wie alleine diese Familien sind", erzählt das Ehepaar Juriatti. Sie sind Eltern von zwei lebenden Kindern und fünf Sternenkindern, die vor der Geburt verstorben sind. Rainer Juriatti erzählt im Buch "Die Abwesenheit des Glücks" von ihrem Weg und will zur Enttabuisierung des Themas motivieren. "Es ist ein Familienbuch", lacht der Autor mit Blick auf seine Frau Vera.

Freude trifft Trauer

Die Fehlgeburten liegen 20 Jahre zurück. Vera Juriatti ist Krankenschwester an der Gynäkologie und kannte solche Frauen bereits vor ihren persönlichen Erfahrungen. "Erst wenn man so etwas selbst erlebt, weiß man, wie es diesen Frauen psychisch und physisch geht."
Der Kinderwunsch war bei Familie Juriatti derart präsent, dass Aufgeben nie in Frage kam. "Jede Schwangerschaft war mit gemischten Gefühlen verbunden. Freude und Angst waren präsent", erinnert sich Vera Juriatti. Als feststand, dass es zu keiner Lebendgeburt kommen wird, kam der tiefe Fall. "Es waren große Einsamkeitsmomente, die bei uns über neun Jahre gedauert haben", so Rainer Juriatti. Er betont, dass die Situation nicht nur für Frauen schwierig ist. "Alle sagen, wir Männer sollen für die Frauen stark sein, dabei sind wir auch am Boden zerstört."

Zur Welt gestorben

Oft führen solche Erlebnisse zu Krisen oder gar Trennungen. "Wir sind immer zueinander gestanden", erzählen die beiden während sie sich anlächeln. "Unser Sohn Pablo starb in der 25. Schwangerschaftswoche zur Welt", wählt Rainer Juriatti die Formulierung bewusst. Dieses Erlebnis war laut ihm das "schrecklichste und glücklichste" zugleich, denn dadurch haben sie auch sehr viel gelernt. Die Juriattis wollen allen Betroffenen mit auf den Weg geben: Es ist erlaubt, zu trauern.
Und auch dem Kind eine Identität zu geben, ist wichtig. "Der Verein Pusteblume näht Kleidung für Sternenkinder und stellt sie gratis zur Verfügung", berichten die beiden, dass sich viel getan hat.

In der Familie weiterleben

Dennoch sind Fehlgeburten nach wie vor ein Tabuthema. "Das Buch ist kein Sachbuch und kein Ratgeber, denn in dieser Situation kannst du keine Ratschläge geben. Es ist eine sachliche Erzählung und soll Sternenkindern eine starke Stimme geben", so Juriatti, der an diesem Buch 20 Jahre geschrieben hat. "Unsere Sternenkinder leben mit uns weiter", erzählt Familie Juriatti, und dass ihr Sohn seine Diplomarbeit seinem Bruder Pablo gewidmet hat.

LESUNG ZUM BUCH

Rainer Juriatti liest am 2. Mai um 19.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Andrä aus seinem Buch. Dieses erscheint am 26. April 2018 im Limbus Verlag Innsbruck.

Sprechen und Aufarbeiten: Rainer und Vera Juriatti wollen anderen Betroffenen Mut machen und sagen, dass es in Ordnung ist zu trauern. | Foto: Prontolux
Familie ist alles: Rainer und Vera Juriatti wollen anderen Betroffenen Mut geben und haben durch das Erlebte viel für das Leben gelernt. | Foto: Prontolux
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