"Der Eintritt ins Kunsthaus soll für alle Grazer frei sein!", fordern Peter Pakesch und Wolfgang Muchitsch

Kunst und Kultur sollen für jedermann leistbar sein, fordern Peter Pakesch und Wolfgang Muchitsch (von links). | Foto: geopho.com
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Die Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum wollen mit Hilfe der Stadt mehr Grazer in das Haus am Lendkai locken.

„Nein zur Ticketsteuer!“, hieß es Ende Jänner, als die führenden Grazer Kulturinstitutionen zu einer Pressekonferenz luden. Gemeinsam traten dabei die Intendanten und Geschäftsführer von Schauspielhaus, Oper, styriarte, Steirischer Herbst, Next Liberty und Universalmuseum Joanneum gegen die Pläne der Regierung ein, die Umsatzsteuer für Eintrittskarten von 10 auf 20 Prozent zu verdoppeln.

Kunst gegen Meldezettel
Intendant Peter Pakesch und Direktor Wolfgang Muchitsch vom Joanneum gehen jetzt sogar noch einen Schritt weiter und fordern: „Der Eintritt ins Kunsthaus soll für alle Grazer frei sein! So könnte beispielsweise die Stadt ihren Bürgern den kostenlosen Eintritt ermöglichen. Damit würden Bürgermeister Siegfried Nagl und Kulturstadträtin Lisa Rücker nicht zuletzt ihren eigenen Forderungen Rechnung tragen und das Kunsthaus stärker für die Bevölkerung öffnen.“ Für die Verantwortlichen des Joanneums wäre die neue Steuer also ein völlig falsches Signal: „Wir wollen genau in die Gegenrichtung gehen und anregen, dass wir gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt bis zum Jahresende für alle Grazer bei Vorlage ihres Meldezettels freien Eintritt ins Kunsthaus anbieten können“, wünscht sich Peter Pakesch ein Bekenntnis der Stadtpolitik zu Kunst und Kultur in Graz.

Kulturland Österreich
„Wenn Österreich in der Welt für etwas bekannt ist, dann ist es die Kultur, die von einer weltweit wohl einzigartigen Dichte an Institutionen und einem enorm hohen Interesse in der Bevölkerung getragen wird“, so Pakesch weiter. „Dem hat bisher der niedrige Mehrwertsteuersatz für das ‚Lebensmittel‘ Kultur Rechnung getragen. Wenn diese Steuer jetzt erhöht wird, wird es zu Einbußen kommen.“
Und auch Wolfgang Muchitsch sieht die Gefahr eines Bedeutungsverlustes für eines der Aushängeschilder des Landes: „Wir haben die schizophrene Situation, dass wir auf der einen Seite immer höhere Besucherzahlen erzielen sollen und auch für Randgruppen attraktiver werden müssen. Auf der anderen Seite wird es genau diesen Menschen – ob das sozial Benachteiligte, oder Personen mit Migrationshintergrund sind – noch schwerer gemacht, Kultur in Anspruch zu nehmen“, erklärt der Museumsdirektor den Vorstoß in Sachen Kunsthaus. „Es geht also auch darum, dass man hier kulturpolitisch ein Zeichen setzen kann. Es sind ja gerade die Kulturinstitutionen, die öffentlich Themen wie die Fragmentierung der Gesellschaft abhandeln und versuchen, alle anzusprechen.“

70.000 Euro
Bei jährlich 20.000 Besuchern aus Graz (insgesamt rund 60.000), entspräche der Einnahmenentfall durch die fehlenden Eintrittsgelder laut Muchitsch einer Summe von etwa 50.000 bis 70.000 Euro, die von der Stadt getragen werden müsste. Warum es aber überhaupt nötig ist, die Kultur mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen, hat für Peter Pakesch viele Gründe: „Kunst ist für die Gesellschaft im Allgemeinen wichtig: Sie fördert nicht nur Zusammenhalt und Identifikation der Menschen – sie repräsentiert außerdem die Identität des Landes nach außen. Da muss man Kultur auch komplexer betrachten und kann nicht nur das Neujahrskonzert sehen. Die Kultur ist die Chance, eine breitere Gesellschaft aufzubauen.“
Vor allem das Kunsthaus sei dabei laut Muchitsch jenes Museum in Graz, das sich am stärksten mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzt. „Und es ist das Haus, das am stärksten mit der Stadt verbunden ist – natürlich auch, weil sie es teilweise selbst finanziert.“

Hier ist der Eintritt ins Museum schon gratis

Weltweit bieten bereits einige bedeutende Museen ihre Ausstellungen bei freiem Eintritt an.
In London kann mit dem „British Museum“ u. a. eines der größten Museen der Welt kostenlos besucht werden.
In Wien bieten u. a. die Sammlung zeitgenössischer Kunst „MUSA“ und die Kunsthalle am Karlsplatz kostenlosen Zutritt.
In Berlin gewähren die meisten Gedenkstätten, regionale und historische Museen sowie Sammlungen freien Eintritt.
Durch die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ erhalten sozial benachteiligte Menschen auch hierzulande bereits jetzt freien Eintritt in kulturelle Einrichtungen. In Graz nehmen u. a. Joanneum, Schauspielhaus und Oper teil. Mehr unter www.hunger aufkunstundkultur.at

WOCHE Wissen

Das Kunsthaus wurde 2003 im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres eröffnet.
Durch die Architektur von Peter Cook und Colin Fournier ist der „Friendly Alien“ zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden.
Gezeigt wird österreichische und internationale Gegenwartskunst seit 1960.
Der aktuelle Eintrittspreis beträgt 9 Euro.
Info:www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz

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Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur in Ihrem Leben? Sollte der Eintritt in Museen und andere kulturelle Einrichtungen frei sein, damit Sie von möglichst vielen Menschen besucht werden? Oder sollte das ohnehin knappe Geld von Stadt, Land und Bund lieber für anderes aufgewandt werden?
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Kunst und Kultur sollen für jedermann leistbar sein, fordern Peter Pakesch und Wolfgang Muchitsch (von links). | Foto: geopho.com
Das Kunsthaus in Graz könnte bald einigen internationalen Beispielen folgen und frei zugänglich sein. | Foto: Foto: UVMJ/Christian Plach
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