Kurzgeschichte
Der tröstende Stern
In einer sternklaren Nacht bemerkt einer der Sterne, dass die Sonne, die schon vor einigen Stunden untergegangen war, sehr traurig ist und weint. "Warum weinst du?", fragt der Stern. "Ach, weißt du", seufzt die Sonne, "wer freut sich noch an meinem wahren Glanz? Am Abendrot in den Bergen und dem Glitzern meiner Strahlen auf den Meereswellen? Wer bedenkt noch, dass mich die Früchte auf den Bäumen und den Feldern brauchen? Ich werde doch bloß nur mehr als Wärme wahrgenommen und oft nicht einmal mehr als das. Tausende Studien werden über mich gemacht – aber keine beschreibt, wie ich wirklich bin!"
"Sei nicht traurig, wunderbare Sonne", beruhigt sie der Stern, "so ergeht es auch uns Sternen und vor allem vielen Menschen sehr oft – aber du übersiehst gerade, dass es doch viele, viele Menschen und natürlich uns Sterne gibt, die dich lieben und deinen Glanz sehen und wertschätzen."
"Das ist schön, eigentlich hast du recht – ich danke dir", lächelt die Sonne erleichtert, und schon am nächsten Morgen durchdringt sie trotz Regenwetters mit einem starken, klaren Strahl ein Wolkenfeld, wodurch ihr Licht einen Berg in wunderschönem Glanz erstrahlen lässt.
(Text: Christian Pendl)
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