Lockdown für Katzen
Deutsche Vogelschutz-Lösung bei uns kein Thema

- Ein Lockdown für Katzen ist in der Steiermark äußerst unwahrscheinlich. Für eine Notwendigkeit gebe es auch keine Hinweise, meint der Fachmann.
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Mit seiner sommerlichen Ausgangssperre für Katzen will ein deutscher Ort bedrohte Bodenbrüter schützen. Vogel-Experte Hartwig Pfeifhofer hält derartige Maßnahmen in der Steiermark für überzogen.
GRAZ/GRAZ-UMGEBUNG. "Es wird sich bei uns niemand trauen, das laut auszusprechen – sonst sind Millionen Hauskatzenbesitzer aufgebracht", sagt Hartwig Pfeifhofer von der steirischen Landesstelle von BirdLife Österreich in Hinblick auf die Regelung im deutschen Walldorf. Hintergrund: Im 15.000-Einwohnerort im Rhein-Neckar-Kreis (Baden-Württemberg) griff der Gesetzgeber zu drastischen Maßnahmen, um die bedrohte Haubenlerche zu schützen.
Bis Ende August 2022 müssen Katzen dort im südlichen Stadtteil eingesperrt bleiben und auch in den kommenden drei Jahren gilt der Lockdown für Schmusetiger jeweils von April bis August. Denn, so die offizielle Begründung des Landkreises, damit der Bestand der bodenbrütenden Art nicht gänzlich verschwinde sei "das Überleben jedes einzelnen Jungvogels" essenziell.

- "Wir müssen leider drinnen bleiben", heißt es aktuell für Samtpfoten in Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis (Deutschland).
- Foto: C. Lamprecht
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Die dortige Situation möchte der erfahrene Ornithologe und Biologe Hartwig Pfeifhofer, der an der Uni Graz im Bereich Pflanzenwissenschaften tätig ist, nicht bewerten. Für den Großraum Graz sieht er jedenfalls andere Probleme: "Die Bebauungsdichte steigt ständig – gerade im Süden. Die Industrieflächen werden größer, die Landwirtschaftsflächen kleiner und intensiver bewirtschaftet." Richtige Mähwiesen gebe es kaum noch – außer am Flughafen Thalerhof. "Dann braucht man sich nicht wundern, dass es viele Vögel dort hin zieht und es zu Problemen mit Flugzeugkollisionen kommt", so der Universitätsprofessor.

- Blühende Gärten garantieren heimischen Vogelarten im Sommer ausreichend Futter.
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Vogelschutzzone Garten
Daher sollten Gartenbesitzerinnen und -besitzer darauf achten, ihr Zuhause vogelfreundlich zu gestalten. Pfeifhofer: "Einfache Tipps dazu gibt es auf unserer BirdLife-Website. Leider sieht man häufig ja das Gegenteil – lebensferne Vorgärten, steril, ohne Blüten, wo nur noch der Mähroboter unterwegs ist." Das gehe auch anders, etwa mit Sträuchern, deren Früchte Vögeln als Futterquelle dienen, "oder Blütenpflanzen, von denen die Samen gefressen werden", gibt der Fachmann zu bedenken. Dann brauche man im Sommer Vögel auch nicht füttern.

- Besonders kleine Vögel wie Spatzen werden häufig von Katzen gerissen. Die tatsächlichen Ausmaße sind schwer festzumachen.
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Brutplätze entscheidend
Am wichtigsten sei es, "dass die Lebensräume intakt bleiben", so Pfeifhofer. Denn: "Die Natur produziert ein Vielfaches an Nachkommen." Nur ein Bruchteil aller Vögel werde ein Jahr alt. Da mache es "wenig Unterschied, ob sie verhungern oder gefressen werden." Wenn aber Brutplätze vernichtet werden, haben die Tiere keine Chance.

- "Wären Katzen ausschlaggebend, wären die Vögel längst verschwunden", so der Grazer Universitätsprofessor Hartwig Pfeifhofer.
- Foto: privat
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Dass Hauskatzen einen großen Einfluss auf die Population haben, sei unbestritten und könne man ebenso wenig ändern wie den Fakt, dass viele Jungvögel Krähen zum Opfer fallen. Das wirkliche Ausmaß sei aber seriös nicht zu beantworten, stellt der Biologe fest: "Sachlich betrachtet gibt wenig Daten dazu und die sich schwierig zu erheben." Man wisse schlichtweg zu wenig und könne nur an Katzenhalter appellieren, dass diese ihre Tiere in der Brutzeit nicht zu Nestern kraxeln zu lassen. Aber: "Wenn man bei uns ein Verbot wie in Baden-Württemberg beschließt, gibt es eh nur einen Shitstorm, aber daran halten wird sich niemand."
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