Eine starke Frau bei Feuerwehr: Von Gefahren, Mut und blöden Sprüchen

Petra Raunig beim Dienst in der Wache Graz Kroisbach in MAriatrost | Foto: geopho
  • Petra Raunig beim Dienst in der Wache Graz Kroisbach in MAriatrost
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Welche Aufgabe haben Sie bei der Freiwilligen Feuerwehr Graz?
Ich bin Atemschutzwart und stellvertretende Gruppenkommandantin. Damit bin ich etwa zuständig für die Instandhaltung der Atemschutzgeräte und für organisatorische Fragen und auch bei Einsätzen aktiv.

Wie oft sind Sie als Feuerwehrfrau im Einsatz?
Im letzten Jahr habe ich allein an 33 Übungen teilgenommen. Da üben wir zum Beispiel den sogenannten Innenangriff mit schwerem Atemschutz – etwa wenn es in Gebäuden brennt. Dazu kommen viele Einsätze, etwa ein Nachtdienst pro Woche und andere Tätigkeiten wie Wartung und Reinigung … Pro Woche macht das nun 27 Stunden.

Sie arbeiten so viele Stunden ehrenamtlich. Warum?
Es ist einfach ein tolles Gefühl etwas so Sinnvolles zu tun. Man kann zeigen, aus welchem Holz man geschnitzt ist! Außerdem ist der Zusammenhalt in unserer Mannschaft super.

Was sind die häufigsten Einsätze?
Nur etwa fünf Prozent sind Brände. Häufig sind technische Einsätze wie Ölbinden: Nach Unfällen im Verkehr müssen wir die Öl- und Benzinspuren beseitigen.

Was war bisher Ihr bewegendster Einsatz?
Puh … gleich mein erster Einsatz war ein Holzstapel-Brand. Spektakulär war auch ein Feuer in Gösting: Da haben 100 Quadratmeter Wiese in einem Waldstück gebrannt.

Was genau machen Sie dann bei einem Brand?

Ich sichere die Einsatzstelle ab, stelle die nötigen Geräte bereit und lösche.

Mit dem Schlauch?
Ja, ich stehe vor Ort mit dem Schlauch in der Hand.

Gab es auch schon kritische Momente?

Nein, wir sind sehr gut ausgebildet. Man lernt, dass man gewisse Grenzen nicht überschreiten darf. Es ist mitunter hart, aber man lernt, dass Selbstschutz vor Fremdschutz geht. Auch das muss man trainieren!

Bei der Berufsfeuerwehr Graz gibt es ja keine Frau. Wie viele Frauen gibt es bei der Freiwilligen Feuerwehr?
In der Steiermark liegt der Anteil bei fünf Prozent, in Graz bei 20 Prozent – hier sind wir 22 Frauen: Ich denke, die Menschen in der Stadt sind aufgeschlossener!

Es gibt sicher Leute, die sagen: Frauen sind für diese Aufgabe nicht so geeignet, weil sie körperlich nicht so stark sind wie Männer …
Ja, das hört man. Aber es ist in vielen Bereichen nicht ausschlaggebend, weil wir ja mit gutem technischem Equipment arbeiten. Bei vielen Aufgaben ist keine große Kraftanstrengung nötig: Löscharbeiten kann jeder machen. Ein trockener Schlauch wiegtetwa fünf Kilo. Einen Hydranten anschließen kann auch jede Frau!

Haben Sie als Feuerwehrfrau je blöde Sprüche gehört?

Naja, in der Gruppe gibt es schon Scherze, aber die machen wir genauso über Männer! (lacht). Unsere Männer sind im Grunde Gentlemen. Unser Motto ist: „Ein Kamerad, ist ein Kamerad, ist ein Kamerad“ – das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen! Schon auf der Feuerwehrschule werden alle gleich behandelt.

Würden Sie sagen, dass Sie selbst mutig sind?

Hm … Ein bisschen einen Nervenkitzel brauche ich, aber man darf den Kopf nie ausschalten. Man weiß ja nie, was einen erwartet.

Was passiert, wenn ein Alarm eingeht?

Auf der Wache gibt es einen lauten Gong, eine Alarmdurchsage und ein Licht leuchtet auf. Dann müssen wir in 30 Sekunden fertig sein: Ich muss meine Ausrüstung anlegen und mich ins Auto setzen.

Wann und warum sind Sie überhaupt der Freiwilligen Feuerwehr beigetreten?

Vor vier Jahren, ich war 18 Jahre alt. Nach der Schule habe ich mir gedacht: Ich habe viel Freizeit und die möchte ich sinnvoll nutzen!

Sie sind ja Studentin.
Ja, ich studiere Biotechnologie an der TU Graz und möchte in die Forschung gehen.

Für die Freiwillige Feuerwehr bleibt Zeit?
Ja dafür sollte immer Zeit bleiben. Ich würde jede Minute, die ich nicht hier bin, vermissen!

STECKBRIEF
- geboren am 13. April 1992
- studiert Biotechnologie an der TU Graz
- seit vier Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Graz
- stellvertretende Gruppenkommandantin, Löschmeisterin und Atemschutzwart.-

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