Fremdsprachen können die Entwicklung von Kindern fördern
Englisch für Dreijährige? In welchem Alter Kinder Fremdsprachen lernen sollen und was Eltern dabei beachten sollen.
Englisch oder Französisch mit drei oder vier Jahren? Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder schon so früh wie möglich eine Fremdsprache lernen. Wie sinnvoll ist das?
Experten sind sich einig: Je früher eine Fremdsprache erlernt wird, desto besser. So gilt: Bis zum Alter von 4 Jahren sei alles sehr spielerisch erlernbar.
Ab 4 Jahren wird es schwerer
Bis dahin bildet das kindliche Gehirn nämlich grundlegende Netzwerke für Sprachverarbeitung aus, die für alle Sprachen verwendet werden. Ab 4 Jahren wird es herausfordernder. Für neue Sprachen müssen neue Netzwerke entwickelt werden. Das ist etwas aufwendiger, heißt aber nicht, dass man Sprachen nicht auch dann noch leicht erlernen kann. Es gelingt nur nicht mehr ganz so automatisch und intuitiv.
Die Fremdsprache als Muttersprache
Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, haben Vorteile, sagt die Fachwelt. Angenommen wird, dass sie aufmerksamer sind und ein höheres Verarbeitungstempo haben. Außerdem sollen sie kreativer sein. Zudem sollen mehrsprachig aufwachsende Kinder ihre Sprachsicherheit auch in ihrer Muttersprache verbessern.
Festzuhalten ist aber auch: Früher Fremsprachererwerb ist kein Muss für eine erfolgreiche Entwicklung. Grundsätzlich haben Kinder in ihrer Entwicklung ohnehin viel zu tun. Manche möchten die zusätzliche Hürde, eine neue Sprache zu lernen, nicht auf sich nehmen. Dann fehlt den Kindern die Begeisterung für eine neue Sprache, was wiederum entscheidend ist.
Erziehungstipps für Eltern tun
1.) Beginnen Sie früh! Ihr Kind darf die zweite Sprache unmittelbar nach der Geburt empfangen. Das gelingt besonders gut, wenn die Eltern zwei verschiedene Muttersprachen haben. Übertreiben Sie aber nicht!
Wenn beide Deutsch als Muttersprache haben, so ist es für die Entwicklung nicht notwendig, dass der eine Deutsch und der andere Englisch spricht.
2.) Bringen Sie die zweite Sprache spielerisch in den Alltag ein! Benennen Sie Gegenstände oder Abläufe in beiden Sprachen. Kinder verstehen bereits nach wenigen Wochen, was sie wollen und beginnen nach einem Jahr die andere Sprache zu verwenden.
3.) Handeln Sie nach dem Prinzip: Eine Person – eine Sprache und eine Situation – eine Sprache! So ist es beispielsweise sinnvoll, wenn zu Hause durchgehend Türkisch gesprochen wird, im Kindergarten Deutsch zu sprechen.
4) Die Sprache soll immer einen direkten Bezug zum Alltag haben. Unnnatürliche Lektionen, zum Beispiel mit CDs, bringen meistens wenig.
5) Lassen Sie Platz für beide Sprachen. Schätzen Sie als Erwachsene die Eigenheiten der verschiedenen Sprachen!
DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken:
elisabeth.poetler@woche.at
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