Glücksspiel wird zum Kinderspiel
Seit Jahren steht das sogenannte kleine Glücksspiel im Kreuzfeuer der Kritik. Und zwar als Motor der Spielsucht, 64.000 Österreicher haben laut aktueller Gallup-Studie ein Problem mit „Einarmigen Banditen“. Darunter auch sehr viele junge Menschen, sie verzocken an den Automaten oftmals ihre gesamte Existenz.
Für die WOCHE Grund genug, die Probe aufs Exempel zu machen. Gemeinsam mit „Logo Jugendmanagement“ und „Kinderbüro“ haben wir insgesamt zehn Grazer Wettcafés auf die Einhaltung des Jugendschutzes überprüft. Unter 18-Jährigen ist das Zocken nämlich strengstens verboten. Darum haben wir Kevin Tromper (15), Katharina Leis (16), Patrick Zigart (15) und Clara Dontschev (16) losgeschickt. Sie haben in Begleitung von Aufsichtspersonen ihr Glück an den Automaten probiert. Mit schockierendem Ausgang: In jedem zweiten überprüften Wettcafé konnten unsere Tester problemlos „zocken“. Ausweiskontrollen oder gar abgesperrte Automatenzimmer waren hier leider eine Ausnahme. Dafür traf unser Quartett an den „Einarmigen Banditen“ nicht selten andere, zum Teil sogar noch jüngere Jugendliche. Und das ist noch nicht alles: Auch Alkohol wurde verbotenerweise kredenzt – in einem Fall sogar Wodka!
Damit haben selbst Logo-Geschäftsführerin Ursula Theißl und Kinderbüro-Chef Bernhard Seidler nicht gerechnet: „Das erschreckende Ergebnis zeigt einmal mehr, dass es nach wie vor kein wirkliches Bewusstsein für den Schutz von Kindern und Jugendlichen gibt. Die Tatsache, dass 15-Jährige ohne großen Aufwand Glücksspiele ausprobieren können und nebenbei auch noch ganz locker Alkohol ausgeschenkt bekommen, verlangt Maßnahmen“, betonen Theißl und Seidler.
Sie fordern darum mehr Kontrollen und Strafen – dafür will Landesrätin Elisabeth Grossmann sorgen (siehe unten).
2 FRAGEN AN ELISABETH GROSSMANN
WOCHE: Wie beurteilen Sie die Testergebnisse?
Grossmann: Sie sind schockierend und aufrüttelnd zugleich und ein klarer Auftrag, die Kontrollen weiter zu verschärfen.
WOCHE: Welche Maßnahmen werden Sie setzen?
Grossmann: Jugendschutzverletzungen sind kein Kavaliersdelikt, sondern ein schlimmes Vergehen an der Zukunft junger Menschen. Darum wird es weitere Mystery-Touren geben.
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