Gefährdetes Grün
Grazer Stadtbäume kämpfen mit ihren Lebensbedingungen
Graz ist kein gutes Pflaster für Stadtbäume. Auf Nachfrage zeigt sich, dass wohl zwei Drittel gegenwärtig und künftig erhöhten Handlungsbedarf erfordern.
GRAZ. Die Hitze in vielen Grazer Straßenzügen kratzt an heißen Sommertagen immer mehr an der Unerträglichkeit. Bäume und Grünraum schaffen Abhilfe, doch die klimatischen Veränderungen und Bedingungen auf der Straße erschweren auch das Leben der Grazer Stadtbäume zunehmend. Nach einer groben Schätzung von Robert Wiener, Leiter der Abteilung für Grünraum und Gewässer, befinden sich ein Drittel der Grazer Stadtbäume in einem mittelmäßigen bis schlechten Gesundheitszustand und ein Drittel in einem sehr schlechten Gesundheitszustand, was gegenwärtig und künftig noch erhöhten Handlungsbedarf erfordern wird.
"Es ist nicht zu leugnen, dass vor allem Bäume im Straßenbereich aufgrund der schwierigen Standortbedingungen vor allem in den letzten Jahren und nicht zuletzt aufgrund der Klimaveränderung zunehmend unter Druck geraten und vermehrt Schadsymptome aufweisen beziehungsweise aus Sicherheitsgründen auch entfernt werden müssen."
Robert Wiener, Abteilungsleiter Grünraum und Gewässer
Versalzung und Verdichtung
Zu den ungünstigsten Faktoren für Stadtbäume zählen abnehmende Niederschlagsmengen sowie höhere Temperaturen sowie der Einsatz von Streusalz. Auch die Verdichtung von potenziellen Wurzelräumen belastet die Bäume. "Speziell an Baumarten, die hohe Anforderungen an ihren Standort stellen und einen entsprechend hohen Wasserbedarf aufweisen, zeigen sich seit einigen Jahren vermehrt auffällige Schadsymptome und neuartige Erkrankungen bzw. Befall durch eingeschleppte Schädlinge.", weiß Wiener. In Zukunft müsse man daher die jahrzehntelang angewendeten bautechnischen Standards und sowie das traditionelle Baumartenspektrum bei der Pflanzung überdenken.
Tröge nur kosmetisch
Bei jüngeren und geplanten Umbauten, wie in der Zinzendorfgasse oder der Annenstraße, setzt man unterdessen auf Bäume in mobilen Trögen. Wiener hält jedoch fest, dass ein Trog aus fachlicher Sicht keinen Baumstandort darstellt sondern viel mehr als temporäres Element einer Straßen- oder Platzgestaltung fungiert. Zudem werde ein Baum in einem künstlichen Gefäß kaum sein natürliches Alter erreichen beziehungsweise seine Vitalität länger beibehalten. Eine anschließende Verpflanzung in den Boden sei abhängig vom Zustand des Baumes zwar grundsätzlich denkbar, solange dies in eine Park- oder Gartenanlage geschehe, die Straße stelle jedoch eher einen Extremstandort dar und sei daher nicht unbedingt zu empfehlen.
Sterben"alten Riesen" aus?
Die Frage, ob heute gepflanzte Bäume jemals zu "alten Riesen", wie etwa in der Elisabethstraße werden können, sei unterdessen stark vom jeweiligen Standort abhängig. Gerade für Straßenbäume hätten sich die Bedingungen in den letzten Jahrzehnten stark verschlechtert. Ein zentrales Ziel der Abteilung für Grünraum und Gewässer ist es daher, jedem neu gepflanzten Baum ausreichend Wurzelraum und bestmögliche Wuchsbedingungen zur Verfügung zu stellen. Auch der Erhalt von Altbäumen ist ein entschiedener Fokus, da diese für das städtische Kleinklima wesentlich bedeutsamer sind als Neupflanzungen, die einen wirklichen Ausgleich erst nach Jahrzehnten erzielen könnten.
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