Astronomische Phänomene und Ereignisse
Historisches aus dem Himmel

Himmelsereignisse beschäftigen die Menschen seit Jahrtausenden, wie der Wandteppich von Bayeux beweist, auf dem in einer Szene ein Besuch des Halleyschen Kometen aus dem Jahr 1066 dokumentiert wird. | Foto: Wikimedia Commons/Myrabella
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  • Himmelsereignisse beschäftigen die Menschen seit Jahrtausenden, wie der Wandteppich von Bayeux beweist, auf dem in einer Szene ein Besuch des Halleyschen Kometen aus dem Jahr 1066 dokumentiert wird.
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Ob Kometen, Sternenkonstellationen oder eine Sonnenfinsternis: Astronomische Ereignisse faszinieren die Menschen seit jeher. Wir haben mit Arnold Hanslmeier, Professor für Astrophysik an der Universität Graz, über historische Himmelserscheinungen und ihren Nutzen für die Astronomie gesprochen.

GRAZ. Himmelsereignisse prägen die Menschheitsgeschichte und werden oft in historischen Dokumenten rezensiert. Auch in Graz hat die astronomische Forschung lange Tradition. Sogar Johannes Kepler war von 1594 bis 1600 hier tätig. Einer seiner "Erben" ist Arnold Hanslmeier, Professor für Astrophysik an der Universität Graz. In seinen Forschungen widmet er sich den Sonnenzyklen, spürt der Dunklen Materie durch Beobachtung von weit entfernten Galaxien nach und beschäftigt sich mit Astrobiologie, also der Frage welche Exoplaneten theoretisch Leben erlauben könnten. Zudem hat er bereits einige Bücher veröffentlicht, die astronomische Themen auch für Laien einfach erklären.

Aus der Vergangenheit lernen

Hanslmeier sieht den Nutzen in historischen Aufzeichnungen von Himmelserscheinungen für die Forschungen der modernen Astronomie vor allem in der Möglichkeit langjährige astronomische Zyklen zu erforschen. So waren schon die Aufzeichnungen der Sumerer sehr exakt und erlauben Rückrechnungen auf vergangene Ereignisse wie Sonnenfinsternisse, Supernovae und den Besuch von Kometen. Aus Graz findet sich beispielsweise die Aufzeichnung eines spektakulären Meteoritenschauer im 19. Jahrhundert.  

Prof. Arnold Hanslmeier forscht an der Universität Graz zur Sonnenphysik, spürt der Dunklen Materie nach und beschäftigt sich mit Astrobiologie. In seinen Büchern versucht er Laien astronomische Themen näher zu bringen. | Foto: MeinBezirk
  • Prof. Arnold Hanslmeier forscht an der Universität Graz zur Sonnenphysik, spürt der Dunklen Materie nach und beschäftigt sich mit Astrobiologie. In seinen Büchern versucht er Laien astronomische Themen näher zu bringen.
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Ein Stern kündet vom Messias

Spannend sind für die moderne Forschung dabei vor allem Ereignisse, denen eine große kulturelle Bedeutung zukommt. So wird kaum ein Himmelsereignis so breit diskutiert, wie der "Stern von Bethlehem", der die Geburt Jesu Christi verkündet. Zahlreiche astronomische Theorien haben versucht eine Erklärung für dieses Ereignis zu finden. Während eine Supernova und Kometen eher ausschließen, gilt es laut Prof. Hanslmeier mittlerweile als sehr wahrscheinlich, dass es sich um eine dreifache Planetenkonjunktion zwischen Saturn und Jupiter im Jahr 7 vor Christus gehandelt hat.

Obwohl gerne als Sternschnuppe oder Komet dargestellt, war der "Stern von Bethlehem" wahrscheinlich etwas ganz anderes.  | Foto: MeinBezirk
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Dies würde zeitlich passen und hätte astrologische Brisanz, da Jupiter als Königstern der Römer, Saturn hingegen als Königstern der Juden betrachtet wurde. Jupiter, der nach der Venus als als zweithellster Planet am Himmel gut zu beobachten ist, und Saturn trafen sich über dieses Jahr dreimal, wobei sie optisch zu einem Objekt verschmolzen. Bei den drei Weisen aus dem Morgenland könnte es sich also um Astrologen gehandelt haben, die dieses Phänomen beobachtet haben. Besonders interessant: die Konjunktion fand im Sternbild der Fische statt, welche wiederum ein altchristliches Symbol für Jesus Christus sind. 

Unheilvolle Kometen

Auch Kometen haben eine lange, jedoch ungleich düsterere Tradition in historischen Aufzeichnungen. Naturkatastrophen, Krankheiten und andere negative Ereignisse, wie Stadtbrände, wurden mit dieser Himmelserscheinung in Verbindung gebracht. Für Prof. Hanselmeier ist dies ein starkes Indiz, dass ein Komet als durchwegs positiv wahrgenommener Stern von Bethlehem ausscheidet. Der Thematik hat er sich auch in seinem Buch "Kometen. Unheilsbringer? Stern von Bethlehem?", das im Vehling Verlag erschienen ist, angenommen.

Diese Aufnahme des Kometen Neowise gelang Prof. Hanslmeier von seiner privaten Sternwarte in Pretal bei Kapfenstein im Juni 2020.  | Foto: Repro Schleich
  • Diese Aufnahme des Kometen Neowise gelang Prof. Hanslmeier von seiner privaten Sternwarte in Pretal bei Kapfenstein im Juni 2020.
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Mittlerweile wissen wir, dass es sich bei Kometen um Gesteins oder Eisbrocken handelt, die sich wie die Planeten auf einer zyklischen Bahn um die Sonne bewegen. Einer der am besten erforschten Kometen ist übrigens der Halleysche Komet, der die Erde etwa alle 75 Jahre besucht und daher in vielen deutschsprachigen Chroniken und historischen Dokumenten Erwähnung findet. Bis zu seinem nächsten Besuch müssen wir uns allerdings noch bis 2061 gedulden. 

Wenn der Tag zur Nacht wird

Eines der einprägsamsten Himmelsereignisse der jüngeren Vergangenheit war zweifelsohne die totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999. Ein solches Ereignis kommt gar nicht so selten vor, ist jedoch im Gegensatz zu anderen astronomischen Ereignissen oft nur von bestimmten Orten der Erde aus zu sehen. Im Schnitt finden weltweit zwei bis fünf Sonnenfinsternisse pro Jahr statt. Die nächste totale Sonnenfinsternis über Mitteleuropa wird erst 2081 stattfinden, also müssen wir uns bis dahin noch gedulden.

Eine Sonnenfinsternis, wie diese vom 21.8.2017 aus den USA sind für viele ein prägendes Erlebnis. | Foto: MeinBezirk
  • Eine Sonnenfinsternis, wie diese vom 21.8.2017 aus den USA sind für viele ein prägendes Erlebnis.
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Sternderl schauen

Für alle "Sternderl-Schauer" hat Prof. Hanslmeier einen guten Tipp für die nächsten Tagen: in der letzten Dezember- und ersten Januarwoche sind vier Planeten gleichzeitig am Himmel zu beobachten. Im Südwesten ist die Venus als Abendstern zu bewundern. Nicht weit Richtung Osten findet sich Jupiter und zwischen den beiden kann bei genauer Betrachtung Saturn entdeckt werden. Den Abschluss bildet Merkur, der etwas tiefer als die Venus sichtbar wird. 

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