Lehrkräfte fehlen
Kein Aufatmen bei der Betreuung blinder Schüler

- Odilien-Insitut-Leiter Rudolf Zangl ist besorgt um die Qualität der Sonderpädagogik. Die Lehrkräfte des Grazer Odilien-Instituts sind als Landesbedienstete allerdings der Bildungsdirektion unterwiesen.
- Foto: C. Lamprecht
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Bei der Hilfe für blinde Schülerinnen und Schüler gehen die Fachkräfte aus – ein neuer Lehrgang soll das Problem nun lösen. Im Grazer Odilien-Institut, der Stammschule der Inklusionspädagoginnen und -pädagogen ist man skeptisch.
GRAZ/STEIERMARK. "Vor zwei Jahren haben wir 14 Lehrkräfte für sehbehinderte Schüler gehabt, die von Graz aus die sieben Bildungsregionen in der Steiermark betreut haben – aktuell sind es nur noch sechs", so Rudolf Zangl, Geschäftsführer am Grazer Odilien-Institut. Aufgrund "anhaltender Verschlechterungen" warf eine langjährige Lehrerin, die das Projekt, Kinder in ihren Heimatschulen aufzusuchen, mitaufgebaut hatte, das Handtuch. Andere haben sich aufgrund von dienstlichen Änderungen – etwa weil Fahrtkosten nicht mehr wie früher erstattet werden – versetzen lassen.

- Von Graz aus sind sechs Lehrkräfte in der gesamten Steiermark unterwegs, um Kinder mit Sehbehinderung in der Schule zu unterstützen.
- Foto: CDC/Unsplash (Symbolbild)
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Nach großem Zittern wurde vor Kurzem durch Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner angekündigt, dass das Odilien-Institut als Stammschule für die Inklusionspädagoginnen und -pädagogen erhalten bleibe und man eine Lösung in Sachen Fahrtkosten finden werde. Da Letzteres in der jüngsten Dienstbesprechung doch nicht fixiert wurde, blieb ein Aufatmen vorerst aus. Allerdings werde ein Vorschlag gerade geprüft, hieß es.
Mehrere Kritikpunkte
Seit 2020 bekommen Lehrkräfte, die mehrere Stationen anfahren, die erste Strecke nicht mehr erstattet. "Wenn eine Lehrerin zuerst nach Liezen muss und dann zu anderen Schulen, bleibt sie auf Kosten sitzen", so Zangl. Dies sei aufgrund der jetzigen Spritpreise umso schlimmer. "Da fragen sich viele, warum tue ich mir das an? Im Winter so weit zu fahren, wenn Straßenverhältnisse nicht einfach sind."

- Dass die notwendigen Autofahrten gegenüber den Lehrkräften nicht mehr wie früher abgegolten werden, ist einer der Kritikpunkte.
- Foto: Skorchanov/Pixabay
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Zudem kritisiert er, dass Lehrer für Kinder mit Sehbehinderungen zwar über Zusatzqualifikationen verfügen, aber keine Zulagen, wie es sie etwa für Klassenvorstände gibt, erhalten: "Der fehlende Nachwuchs macht mir Sorgen. Ich verstehe junge Lehrer aber, die den Zusatzaufwand ohne Entschädigung nicht auf sich nehmen wollen."
Kampf gegen Personalnot
Vonseiten der Bildungsdirektion ist man um Beruhigung bemüht. "Die Zielvorstellung ist eine deutliche Erhöhung der Zahl von Spezialistinnen und Spezialisten", heißt es aus dem Büro von Elisabeth Meixner. Daher stehe man in den Bildungsregionen in enger Abstimmung mit Schulen, "um Lehrpersonen anzuregen, sich für den Fachbereich zu qualifizieren". So soll "genügend Fachpersonal zur Verfügung stehen, um eine regionale Versorgung sicherzustellen und im geringen Ausmaß auch im mobilen Bereich".

- Die Zahl der zusatzqualifizierten Pädagoginnen und Pädagogen soll dann neuer Angebote wieder steigen, heißt es aus dem Büro der Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner.
- Foto: Thomas Raggam
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Um der Personalknappheit zu entgegnen, wurde gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule ein im Herbst startender Lehrgang entwickelt. Rudolf Zangl bleibt dennoch skeptisch. Wenn die Entwicklungen der letzten Jahre anhalten, sei zu befürchten, "dass die jahrzehntelange Aufbauarbeit erodiert". Dabei sei es von größter Wichtigkeit, Kinder mit Behinderung zu fördern und Selbstwirksamkeit beizubringen. Wenn das gelingt, wirke sich das nicht nur auf die Lebensqualität einzelner positiv aus, sondern auf die gesamte Gesellschaft.
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