"Schädlicher" Klimaaktivismus
Klimakleber sorgen für Alarmbereitschaft in den Museen
Nach den bereits bekannten Straßendemonstrationen hat der Klimaaktivismus nun seit Kurzem eine neue Ebene erreicht: Dabei kleben sich die offensichtlich verzweifelten jungen Aktivistinnen und Aktivisten auf öffentliche Plätze beziehungsweise verkleben oder beschmutzen Kunstwerke. Seit Anfang dieser Woche hat das "Kleben für das Klima" auch in der steirischen Landeshauptstadt Einzug gehalten. Wie wappnen sich nun Kunsteinrichtungen und Einsatzbehörden?
STEIERMARK. Alles begann mit Van Goghs Sonnenblumen in London, die eine Portion Tomatensuppe abbekommen haben, gefolgt von einer Attacke gegen ein Bild aus Monets Serie "Les Meules" in Potsdam, das mit Kartoffelpüree beschüttet wurde und einem ähnlichen Fall in Den Haag. Jüngster Coup der "Klimakleber", hinter der die Gruppe "Letzte Generation" steckt, ist die Aktion am Donnerstag im Naturhistorischen Museum in Wien. Dabei haben sich zwei Aktivistinnen an das Podest der Saurierskelett-Exponate geklebt.
Auch in Graz ist diese Art des Protests mittlerweile angekommen – am Montag versperrten mehrere Aktivistinnen und Aktivisten den in den Morgenstunden stark befahrenen Opernring, indem sie sich auf die Straße klebten – MeinBezirk.at berichtete.
Anzeigen laufen
Nach dieser Aktion mitten in Graz laufen nun Anzeigen gegen die zwei Aktivisten und eine Aktivistin. "Das war in Graz bislang die einzige derartige Aktion", berichtet Markus Lamb von der Landespolizeidirektion, der aber einräumt, "dass es wohl nicht dabei bleiben wird. Diesmal hat es Anzeigen gegen Delikte der Straßenverkehrsordnung und wegen Ordnungsstörungen gegeben", führt Lamb aus. Außerdem war die Montagsaktion im Frühverkehr nicht als Versammlung angemeldet.
Laut Polizei befasst sich die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) seit geraumer Zeit mit diesem Thema und hat die Behörden in den Bundesländern sowie eventuell betroffene Einrichtungen wie eben Museen in Sachen Prävention informiert.
Krisenstab koordiniert weitere Maßnahmen
Auch wenn alle hoffen, dass es gar nicht so weit kommt, so hat sich eben auch der Krisenstab des Universalmuseums Joanneum (UMJ) bereits intensiv mit dieser neuen Art der Bedrohung von Kunstwerken auseinandergesetzt. "Unser Personal wurde dementsprechend geschult und sensibilisiert", heißt es aus der Pressestelle des UMJ.
Grundsätzlich seien Werke gegen Diebstahl gesichert, nicht aber gegen Zerstörungsakte und viele der Werke lebten davon, dass sie nicht hinter Glas stecken. "Dass wird uns gegen mögliche Attacken rüsten, wäre zu viel gesagt", betont die Chefin des Kunsthauses Graz Katrin Bucher Trantow, aber was wir bemerken ist, dass sich die Aggression gegen die Kunst zuletzt verstärkt hat."
"Würde gern in Diskurs gehen"
Bucher Trantow kann die Sorgen der Aktivistinnen und Aktivisten durchaus in gewissem Maße nachvollziehen, eben bis zu einem gewissen Grad, denn gerade die zeitgenössische Kunst hat sich in den letzten Jahrzehnten genau für dieselben Belange eingesetzt." Wofür sie allerdings kein Verständnis aufbringt ist, "wenn wirklich ein Schaden entstehen sollte." In erster Linie geht sie aber davon aus, dass es beim Aktivismus rein um das "Spektakel" gehe.
"Van Gogh wurde ja nicht zerstört, sondern es ging darum Aufsehen zu erregen.
Die Kunstbranche steht für das Establishment, wenn man Van Gogh angreift, dann greift man den Wert davon an, was uns als Gesellschaft ausmacht – das Kulturverständnis unserer Gesellschaft. Sie soll als bürgerliches Establishment kritisiert und dafür angeprangert werden, dass sie nicht bewegt."
versucht Katrin Bucher Trantow die Hintergründe der Kunst-Attacken zu beleuchten
Und auch wenn die Sorge vor Übergriffen hier nur latent schwelt, ist es noch etwas Anderes, dass die Chefkuratorin des Kunsthauses Bucher Trantow beschäftigt: "Wenn das so weitergeht und tatsächlich Kulturgut zerstört wird, dann führt das zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft."
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