Ausstellung im Villenviertel
Kunst hinter der Thujenhecke

Hinter diesem Gartenzaun gibt es Kunst zu entdecken. | Foto: Alfredo Barsuglia
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  • Hinter diesem Gartenzaun gibt es Kunst zu entdecken.
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Werke im ausgelassenen Swimming Pool und Stempelpässe mit abgerissenen Ecken: Das Kunstprojekt "Abriss" führt seine Besucher auf eine Schnitzeljagd quer durch die Villenviertel in Geidorf, an deren Ende eine goldene Anstecknadel steht – zumindest so lange der Vorrat reicht. Über einen Versuch, das Kunstdepot der Stadt endlich zugänglich zu machen. 

"Moment noch", Kuratorin Birgit Kulterer behält den Stempelpass noch kurz zurück, bevor sie ihn ausgibt. Schnell reißt sie eine Ecke ab, steckt das Papierstück ein. "Die Ausstellung läuft seit zwei Wochenenden und meine Taschen sind schon voller Schnipsel", schmunzelt sie, dann reicht sie das Papier weiter, das Einladung, Flyer und Stempelpass zugleich ist – und dem auf Anweisung von Künstler Alfredo Barsuglia ein Eck fehlt. Immerhin soll die Ausstellung nicht umsonst "Abriss" heißen. Einen Monat lang verstecken sich unter diesem Titel Kunstwerke hinter jeder Ecke in Geidorf. In privaten Garagen, Gärten, ja, sogar Swimming Pools. Und wer sie alle entdeckt, kann sich insgesamt fünf Stempel in seinen Pass holen und eine goldene Nadel. Aber dazu später mehr. 

Kaum zu übersehen: Auch in diesem Garten ist Kunst versteckt.  | Foto: Alfredo Barsuglia
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Kunst im Depot 

Gezeigt werden Werke aus der Kunstsammlung der Stadt Graz, die insgesamt 3.300 Werke umfasst. "Die Sammlung hat eigentlich zwei Zwecke", beschreibt Kulterer, die im Grazer Kulturamt arbeitet. "Zum einen soll sie regionale Künstler fördern, aber auch die Grazer Kunstszene repräsentieren." Die Sache hat nur einen Haken: Als gewöhnlicher Stadtbewohner hat man wenig von dieser Aufbewahrungs- und Förderungsmission.

Das liegt daran, dass die Werke gut versteckt in einem Depot (Standort: geheim) gelagert werden. Von hier aus werden sie manchmal für Ausstellungen verliehen. Oder von Mitarbeitern der Stadt entdeckt, die sich Kunst ins eigene Büro holen können. Das ist auch Kuratorin Kulterer ein Dorn im Auge. Die Ausstellung "Abriss" zeigt nun erstmals einen Ausschnitt aus der Sammlung, künstlerisch arrangiert von Alfredo Barsuglia, der die Werke in den Straßen ausstellt, in denen er aufgewachsen ist. 

Auch leere Pools werden als Ausstellungsräume genutzt. | Foto: Alfredo Barsuglia
  • Auch leere Pools werden als Ausstellungsräume genutzt.
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Aber nicht nur hergezeigt sollen die Bilder endlich werden. "Die Ausstellung ist auch Startschuss für die Erforschung der Sammlung", erklärt Kulterer. Denn die ersten Aufzeichnungen zum Depot stammen aus dem Jahre 1944, doch die Werke sind teils deutlich älter. Da herrsche noch Klärungsbedarf, so Kulturer.

Ab durch die Hecke

Vom Depo zur Thujenhecke: Der "Kunstabriss" in Geidorf ist eine Installation zum Angreifen, Vorbeispazieren und Entdecken. Noch bis Ende September können Interessierte wochenends etwa durch den Zaun in der Leechgasse (siehe Titelbild) kraxeln, um sich die Werke anzusehen. War es leicht, die Anwohner zu so etwas zu überreden? Ja und nein, lacht Markus Waitschacher, der als zweiter Kurator für das Projekt fungiert hat. "Alfredo ist zwar dort aufgewachsen, aber es hat trotzdem einiges an Gesprächen gebraucht." Kein Wunder, ein Loch dieser Größe sägt man ja auch nicht "einfach mal so" in den eigenen Gartenzaun. Oder lässt "einfach mal so" Wildfremde durch den eigenen Garten spazieren. Fünf Familien in Geidorf haben trotzdem mitgemacht.

Plötzlich Seifenblasen auf der Straße.

Eine goldene Nadel

Und der Aufwand hat sich gelohnt: "Wir sind überwältigt von dem Interesse an der Ausstellung", so Waitschacher. Das Format bringe auch viele Besucher ins Villenviertel, die bislang wenig bis gar nichts mit Kunst zu tun gehabt hätten. So viele sind es, dass Mastermind Alfredo Barsuglia schon goldene Nadeln nachproduzieren muss. Denn ursprünglich hätten alle, die die Stempel einsammeln, ein Kunstwerk als Belohnung erhalten sollen. Aber die eigens entworfenen Anstecknadeln werden schneller knapp als gedacht. "Lieber dieses Wochenende schon vorbeischauen", rät Waitschacher da. Die Tour durch das Villenviertel steht ab Freitag, 10. bis Sonntag, 12. September jeweils 13 bis 18 Uhr offen. Führungen gibt es am Samstag um 16 Uhr. Treffpunkt: Beim "lila Punkt" auf dem Stempelpass. An welcher Adresse sich der genau befindet, müssen die Teilnehmer allerdings selbst herauszufinden. 

Mehr Lesen:

Ausstellung "Abriss": https://www.abriss-graz.at/
Über ein weiteres Projekt mit Markus Waitschacher "GrazRand": meinbezirk.at/4731128

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