Mein Kind schürt Hass im Internet, was nun?

Wer Angst und Hass verbreitet, hat oft mit eigenen Ängsten oder Unsicherheiten zu kämpfen. | Foto: Bilderbox
  • Wer Angst und Hass verbreitet, hat oft mit eigenen Ängsten oder Unsicherheiten zu kämpfen.
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Wenn man dem Landeskriminalamt Glauben schenken darf, dann befinden wir uns im Jahr der Hasspostings. Besonders fremdenfeindliche Postings finden vermehrt in sozialen Netzwerken statt. Sie denken, Ihr Kind würde bei dieser Art von Hetze nicht mitmachen, müssen aber entsetzt feststellen, dass sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter an Hasspostings, etwa gegen Flüchtlinge, im Internet beteiligt. Dr. Streit erklärt, wie es soweit kommen kann und gibt Tipps, wie Sie in dieser Situation als Elternteil richtig handeln.

Wie Hass entsteht
Einerseits kann ein derartiges Verhalten Ihres Kindes auf den so oft genannten Gruppendruck zurückgeführt werden. Das Gefühl, einer Gruppe anzugehören, kann die individuelle Meinung überschatten und Ihr Kind lässt sich zu Hasspostings verleiten. Oftmals ist es aber schlicht die Angst vor dem Ungewissen, die lauert. Um dieser Angststarre zu entgehen, wird die Angst in Hass umgewandelt und das Fremde abgewertet. Selbstunsichere Menschen neigen stärker zu einer solchen Abwehrhaltung und aggressiven Vorgehensweisen, wohingegen selbstsichere Menschen kürzer in dem Angstzustand verharren und sich schneller kooperativ zeigen.

Angst überwinden
Wer sich an Hasspostings beteiligt, ist selbst meist ängstlich oder kämpft mit Unsicherheiten und traut sich nicht, seine eigene Meinung zu äußern. Um Ihrem Kind in dieser Situation zu helfen, können Sie folgende Tipps befolgen:
1. Klären Sie Ihre Erziehung. Überprüfen Sie Ihre eigene Situation und Erziehungsart. Welche Ängste haben Sie, welche Ihr Kind? Wenn Sie selbst anderen gegenüber schnell aggressiv werden, beginnen Sie vor der eigenen Haustüre zu kehren. So vermitteln Sie dann auch Ihrem Kind andere Werte.
2. Setzen Sie auf Beziehungen. Stärken Sie Ihr eigenes soziales Netzwerk im positiven Sinn. Verbessern Sie Familienbande. Schenken Sie Ihrem Kind jeden Tag nette Worte und Anerkennung. Das hilft gegen Hass.
3. Reden Sie mit anderen. Versuchen Sie, nicht wertend, mit anderen und mit Ihrem Kind darüber zu reden, wie es zu dem Hassposting kommen konnte und welche ‚Motivation‘ dahinter steckt.
4. Postings öffentlich machen. Machen Sie Hasspostings, die Sie kennen und finden, öffentlich. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, das gleiche zu tun. Treten Sie mit öffentlichen Stellen in Kontakt.
5. Sagen Sie Nein. Schweigen Sie nicht zu dem Thema. Wenn Sie zu Hasspostings ‚Nein‘ sagen, hilft das auch Ihrem Kind ‚Nein‘ zu sagen und nicht zu solchen Postings verleitet zu werden.
6. Direkt in Kontakt treten. Das beste Mittel gegen Fremdenhass ist der direkte Kontakt. Seien Sie neugierig, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben und ermutigen Sie auch Ihr Kind, sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen. Lernen Sie höflich und angemessen über Leben und Kultur von Asyl- und Flüchtlingsfamilie.
8. Gehen Sie auf andere zu. Um Ihre oder die Angst Ihres Kindes zu überwinden, lassen Sie sich von anderen bereichern. Das schafft bessere Voraussetzungen für eine positive Zukunft. Wenn die eigene Sicherheit stärker ist, verringert das auch die Gefahr von ängstlichem Ausgrenzen oder Niedermachen.

Der Experte

Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut, sowie Lebens- und Sozialberater.

Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark. Tel.: 0316/77 43 44, Web: www.ikjf.at

Im Jänner 2016 hat er das „M42“, das neue Begegnungs- und Therapiezentrum des Institutes in der Moserhofgasse eröffnet.

Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage aus dem Themenfeld Erziehung und Beziehung.

Ihre Anregungen und Fragen richten Sie bitte an die Redaktion. Die E-Mail-Adresse lautet: elisabeth.poetler@woche.at

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