MEINE MEINUNG

Norber Wallner

Auf dem Edelweißboden

Wer kennt es nicht, dieses Lied: "Das schönste Bleamal auf da Welt, das ist das Edlweiß; es blüaht vasteckt auf steiler Höh ganz zwischen Schnee und Eis..."
Das Edelweiß gilt seit der im 19. Jahrhundert einsetzenden Alpin-Bewegung als Inbegriff der Hochgebirgsblume, die die Schönheit, Freiheit und Unberührbarkeit der Gebirgslandschaft und den Mut und die Leistung der Bergsteiger versinnbildlicht. Die Gebirgsjäger tragen das Edelweiß als Kennzeichen. Ein Strauß Edelweiß galt dem Dirndl als Liebesbeweis und Liebesgabe.
In Pflanzenführern liest man, dass das Edelweiß, Leontopodium alpinum Cass., in Felsspalten, auf Felsrändern und kalkreichem sonnigen Steinrasen im Gebirge vorkommt, "zerstreut bis selten".
Eine Alm mit Tausenden von Edelweiß ist eine botanische Sensation. Man findet sie in der Steiermark, auf dem Trenchtling in rund 1.800 m Höhe. Hier, auf dem Edelweißboden, kann man von Anfang bis Ende Juli die Edelweißblüte erleben, die idyllische Matte ist dicht mit Edelweiß bedeckt.
Ich hatte vergangene Woche bei einer Bergtour mit Freunden Gelegenheit, diese Pracht zu bestaunen.
Wir fuhren mit dem Auto von Trofaiach durch den Rötzgraben ca. 12 km bis zum Hieslegg, 1154 m. Vom dortigen Gasthaus (auf dem Schild steht "Hiaslegg") geht es auf dem markierten Weg 873 zuerst auf einer Forststraße und dann durch den Wald (Schlag) steil hinauf zum Roßboden und weiter zum Edelweißboden. Dort hat man sich nach dem rund zweistündigen schweißtreibenden Anstieg eine Rast und Labung verdient. Bei einer Tour auf den Trenchtling ist es wichtig, Proviant und ausreichend zum Trinken im Rucksack zu haben, denn es gibt keinen Stützpunkt und keine Quellen. Wenn man sich die höchste Erhebung, den Hochturm in 2081 m, zum Ziel gesetzt hat, ist man insgesamt etwa acht Stunden unterwegs.
Auf dem Trenchtling findet man viele seltene Alpenblumen. In diesem Naturschutzgebiet ist "die Entnahme und Beschädigung von Pflanzen und Pflanzenteilen streng verboten".
Nachdem wir uns an den Edelweiß sattgesehen hatten, wanderten wir weiter zum Gipfelstock des Hochturms. Immer wieder genossen wir bei prächtigem Wetter die grandiose Aussicht - man überblickt das Hochschwabmassiv in seiner vollen Ausdehnung.
Günter und Luise Auferbauer schreiben im Rother-Wanderführer "Bergwanderungen am Hochschwab", vom Edelweißboden auf den Hochturm benötige man eine Stunde. Das schafft vielleicht ein Bergläufer, wir waren wesentlich länger unterwegs. Ab der Großwand führt der Höhenweg durch steiniges, schroffes Gelände. Trotzdem ist diese Passage recht angenehm zu gehen. Die Konditionsprüfung auf dieser Tour findet ziemlich am Beginn statt, beim extrem steilen Aufstieg durch den Schlag zum Roßboden.
Die Überwindung von fast 1.000 Höhenmetern an einem heißen Sommertag macht durstig. Beim Abstieg spürten wir das immer deutlicher. Umso besser schmeckte dann das Bier in der Abendsonne auf der Terrasse des Gasthauses "Hiaslegg".

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