Pflege-Profis mit Herz – LKH Graz II-Pflegedirektorin Eveline Brandstätter in "Gefragte Frauen"

- Gespräche als Medikament: Eveline Brandstätter hat im Laufe ihrer Karriere großteils positive Erlebnisse gehabt und setzt immer auf persönlichen Austausch mit Kollegen, Patienten und Angehörigen.
- Foto: Foto Jörgler
- hochgeladen von Martina Maros-Goller
Das Glas ist für Eveline Brandstätter, neue Pflegedirektorin des Spitalsverbunds LKH Graz II, stets halb voll.
Mit Jänner hat Eveline Brandstätter die Funktion der Pflegedirektorin des LKH Graz II übernommen. Gemeinsam mit dem ärztlichen Direktor Michael Lehofer und dem Betriebsdirektor Bernhard Haas ist sie für den neuen Spitalsverbund verantwortlich, der die vier Standorte LKH Graz Süd, West, Hörgas und Enzenbach umfasst. Zudem ist sie Sprecherin der Pflegedirektoren der KAGes, Vorsitzende der ARGE der Pflegedirektoren im österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband sowie Vertreterin der steirischen Pflegedirektoren in der Vereinigung der Pflegedirektoren Österreichs.
WOCHE: Sie waren bereits zehn Jahre Pflegedirektorin in Voitsberg und Deutschlandsberg. Nun kommt eine neue Aufgabe auf Sie zu. Fällt Ihnen der Wechsel schwer?
Eveline Brandstätter: Ich bin mit großer Leidenschaft in der Pflege tätig, war aber auch immer mit Zusatzaufgaben betraut und offen für neue Herausforderungen. Daher fiel mir der Umstieg, zunächst von der operativen Pflege ins Management und auch jener der Örtlichkeit, leicht und ich freue mich auf meine Aufgaben.
In Ihren neuen Bereich fällt auch die Psychiatrie, mit der manche Menschen Berührungsängste haben. Inwiefern müssen Menschen mit psychischen Erkrankungen anders behandelt werden?
Es ist gut, dass sich in den letzten Jahren in diesem Bereich sehr viel getan hat und dass psychische Erkrankungen nicht mehr tabuisiert werden. Gespräche sind mit jedem Patienten das Um und Auf, das wird aber vor allem in der Psychiatrie gefordert. Sie sind ein wichtiger Faktor, um sich mit den Menschen und ihrer Krankheit auseinanderzusetzen und ihnen bestmöglich helfen zu können.
Was haben Sie als Pflegedirektorin vor?
Ich will ein Klima schaffen, das von Offenheit und Vertrauen im Team geprägt ist. Der Schwerpunkt meiner Führungsarbeit wird sicher die Rekrutierung von Pflegekräften sein, aber auch das Zusammenwachsen der vier Standorte wird im Fokus liegen.
Worauf achten Sie als Chefin von rund 1.200 Pflegemitarbeitern?
Neben der fachlichen Ausbildung und Professionalität müssen Bewerber Herz und Freude an der Arbeit mitbringen. Es ist ein Beruf, der herausfordernd sein kann, da ist es besonders wichtig, auf die Patienten eingehen zu können und Situationen auch manchmal mit Humor zu nehmen.
Gelingt Ihnen das auch?
Ja, ich bin ein sehr positiver Mensch und versuche immer das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen. Teamwork und Menschlichkeit müssen dominieren, denn das spüren die Patienten. Mein Ziel ist es, Mitarbeiter zu motivieren und Rahmenbedingungen zu schaffen, die ihren Beruf attraktiv machen.
Warum muss die Branche um Nachwuchs kämpfen?
Die Anforderungen an den Beruf werden immer größer. Oft ist es ein Balanceakt, denn auch Angehörige zeigen in extremen Belastungssituationen wenig Verständnis. Gerade deshalb ist es wichtig, geeignetes Personal zu finden. Wir unterstützen unsere jungen Kollegen, bieten Coachings und Supervisionen an und fördern auch die Persönlichkeitsentwicklung, damit sich die Mitarbeiter lange wohlfühlen.
Ist die Pflege noch weiblich?
Ja, aber die Herren holen auf und darüber freuen wir uns. Wir kämpfen stets dafür, dass wir genügend Ausbildungsstätten und Bewerber für die Ausbildungen bekommen, denn das sind die Säulen der zukünftigen Pflege.
Wie ist es Ihnen als Mutter von zwei Söhnen gelungen, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen?
Ich bin in der glücklichen Lage, ein gutes soziales Netz zu haben und dies hat mir die Möglichkeit gegeben, meine berufliche Laufbahn so entwickeln zu können. Ich verstehe aber jede Mutter und jeden Vater, die besorgt sind, wenn mit ihrem Kind etwas nicht stimmt und da müssen wir als Dienstgeber attraktive Bedingungen schaffen.
Würden Sie den Beruf wieder wählen?
Jederzeit! Es ist ein großartiger Beruf, bei dem man sich weiterentwickeln und weiterbilden kann. Zudem hat man viel Kontakt zu Menschen und kann ihnen helfen.
WOCHE-WORDRAP
Pflege ist ... ein herausfordernder, aber wunderschöner Beruf.
Ein Lächeln entlockt mir ... ein freundliches Gegenüber.
Mein Berufswunsch als Kind ... Anwältin.
STECKBRIEF
Geboren am 4. Jänner 1963
Mutter zweier Söhne (25, 26 Jahre)
Diplom, Master an der Uni Krems
Ab 1983 OP-Schwester und ab 2000 Pflegeleitung an der HNO
Pflegedirektorin: Ab 2008 LKH Voitsberg, ab 2014 LKH Deutschlandsberg, ab 2017 LKH Weststeiermark, seit 2019 LKH Graz II
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.