TU Graz
Pilotprojekt: Covid-19-Ausbreitung in Schulen verhindern

- Robert McLeod und Christina Hopfe, beide vom Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz
- Foto: Lunghammer - TU Graz
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Als zu Beginn des Jahres 2020 von einem Virus die Rede war, das um die Welt geht, wusste niemand so recht, worum es sich handelt und wie sich das Virus verbreitet. Darunter hat auch der Bildungsbereich gelitten, immerhin galt es, eine Ausbreitung zu verhindern. Ein Team der Technischen Uni Graz hat sich dem Thema nun gewidmet und liefert eine Anleitung.
GRAZ/STEIERMARK. Wie bei vielen anderen Viren ist ein regelmäßiger Austausch von Raumluft gegen Außenluft hilfreich, um die Konzentration an infektiösen Partikel zu verringern. Aber wie genau funktioniert das eigentlich? In zwei Pilotklassen einer Grazer Schule zeigt die TU Graz, dass sich wirkungsvolle Abluftsysteme in Schulen und Kindergärten sehr einfach und kostengünstig mit Material aus dem Baumarkt installieren lassen. Details gibt es in einer Video-Anleitung, ein Schritt-für-Schritt-Guide ist in Arbeit.

- In zwei Grazer Klassenzimmern befindet sich ein Abluftsystem mit Baumarkt-Materialien, das die TU Graz in einem Pilotversuch installiert und erfolgreich getestet hat.
- Foto: IBPSC - TU Graz
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Gut durchdacht durchs Schuljahr
Mit ihrem Team vom Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau hat Christina Hopfe vielversprechende Erkenntnisse für den Klassenbetrieb während einer Pandemie: Im Herbst 2021 haben die Forschenden unter Leitung von Robert McLeod in einem Pilotversuch zwei Klassenzimmer der Sacré Coeur Schule mit einem kostengünstigen und einfach gebauten Abluftsystem auf Basis eines Konzeptes des deutschen Max-Planck-Institutes ausgestattet.
"Mit gut durchgeplanten und installierten Abluftventilatoren ist das Infektionsrisiko ungefähr acht Mal geringer. Jedes Klassenzimmer und jeder Gruppenraum im Kindergarten kann mit einem derart effektiven Abluftventilationssystem problemlos und kostengünstig nachgerüstet werden. Es wäre ein ganz großer Beitrag, um das Infektionsgeschehen in Schulen und Kindergärten einzudämmen", sagt Hopfe.

- Christina Hopfe leitet das Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz.
- Foto: Lunghammer - TU Graz
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Schutz für maximal 700 Euro
Die Anlage zieht verbrauchte, aerosolhaltige Luft über Abzugshauben ins Freie und sorgt zugleich für permanente Frischluftzufuhr. Der gesamte Bau der Anlange ist mit handelsüblichen Materialen möglich, der Großteil kam direkt aus dem Baumarkt. Alle Kosten, samt Installationen, beliefen sich auf 500 bis 700 Euro.
Das Prinzip ist einfach und wie bei jedem Abluftsystem: Die warme Luft steigt nach oben, die Absaughauben ziehen die verbrauchte Luft samt der infektiösen Aerosole in die Röhre, der Ventilator transportiert die Luft ins Freie. Um der Lage in Schulen, Kindergärten oder Universitäten Herr zu werden, wäre, so Hopfe, das Minimum, "eine konstante Überwachung der CO2-Konzentration". Und sie erklärt:
"CO2-Sensoren erkennen zwar keine Coronaviren, zeigen aber deutlich an, wann es Zeit zum Lüften ist. Und wie beim Fiebermessen gilt auch hier: Es muss nicht auf drei Nachkommastellen genau gemessen werden. Um beim Vergleich zu bleiben: Ob 39,7 oder 39,8 Grad Körpertemperatur, das ist fast dasselbe, nämlich jedenfalls hohes Fieber. Ähnlich mit der CO2-Konzentration: Steigt die in einen bestimmten Bereich (ab ca. 1000 ppm; parts per million), braucht es frische Luft. Es hat keinen Sinn, sich hier in der Frage der Messgenauigkeit zu verlieren."

- Ein Prototyp der Abluftanlage in einem Seminarraum der TU Graz
- Foto: Lunghammer - TU Graz
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Ein Ampelsystem wirkt
Zusätzlich zum Abluftsystem wurden die beiden Klassen auch mit einem CO2-Messgerät inklusive Ampelsystem ausgestattet. CO2 lässt sich weder riechen noch fühlen, schlechte Luft wird daher oft erst viel zu spät bemerkt, Schläfrigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten sind die Folge. Dazu kommt: Je höher der CO2-Gehalt im Raum ist, desto höher ist auch die Aerosolkonzentration.
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