Was tun, wenn Kinder Albträume haben

- Schlecht geträumt? Viele Albträume sind ein Alarmzeichen.
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Der Psychologe Philip Streit hat Tipps für Eltern: Wie sie helfen können, wenn ihre Kinder schlecht träumen
In der Nacht wacht Ihr Kind auf und steht ängstlich vor Ihrem Bett, weil es schlecht geträumt hat: Es sagt, dass Monster in seinem Zimmer lauern. Was tun?
Albträume sind bei Kindern normal, sie sind reifungsbedingt und kommen in unserer Kultur in jeder gesunden Entwicklung vor. Jedes Kind hat irgendwann zwischen 2 und 10 Jahren einmal einen Albtraum.
Das Gehirn entwickelt sich
Gehäuft kommen sie im Alter von 3 bis 5 Jahren vor. Das hat mit der Gehirnentwicklung zu tun und damit, dass das Gehirn mehr und mehr in der Lage ist, Geschehenes zu verarbeiten. Die Verbindungen zwischen Angst- und Warnzentrum im Mandelkern und dem Großhirn wachsen, aber noch nicht vollständig. Deshalb manifestiert sich Unverarbeitetes schnell als Bedrohung. Das Großhirn ist noch nicht in der Lage, das adäquat einzuordnen. Der Albtraum ist sozusagen ein Verarbeitungsversuch.
Welche Kinder Albträume haben
Unterscheiden muss man ihn vom nächtlichen Aufschrecken, das vorwiegend in der ersten Nachthälfte auftritt. Der Albtraum tritt eher in der zweiten Nachthälfte auf. Welche Kinder aber neigen zu Albträumen? Kinder, die Inhalten ausgesetzt sind, die sie nicht verarbeiten können, sind deutlich albtraumgefährdeter. Das gilt etwa für Medienkonsum. Deutlich anfälliger sind auch Kinder mit angespannten Familienverhältnissen – etwa weil sie Gewalt oder psychischen Druck erleben. Treten Albträume gehäuft auf, ist das immer ein Warnzeichen.
Egal, ob es nun eine Folge des Reifungsprozesses oder unverarbeiteter Ereignisse ist: Eltern sollten Albträume immer ernst nehmen.
Dabei gilt: Man sollte Albträume weder bagatellisieren noch versuchen, dem Kind die Auseinandersetzung damit abzunehmen. Denn verarbeiten kann ein Kind seine Albträume nur selbst. Dabei braucht es allerdings die liebevolle Unterstützung seiner Eltern. Entscheidend ist es dabei Wärme, Nähe und Sicherheit zur Verfügung zu stellen.
Tipps für Eltern: Das können Sie tun
1. Seien Sie präsent für das, was Ihr Kind Ihnen mitteilt. Schaffen Sie jeden Tag Platz für Begegnung.
2. Haben Sie ein festes Schlafritual. Ihr Kind sollte sich auf die Umstände verlassen können, unter denen es zu Bett gebracht wird.
3. Vermeiden Sie am Abend vor dem zu Bett gehen zu viele Aufregungen und übermäßigen Medienkonsum.
4. Wenn ein Albtraum auftaucht ist das Wichtigste, dass Sie Ihr Kind trösten. Seien Sie in der Nähe, streicheln Sie es, es kann auch mit ins elterliche Bett kommen.
5. Bagatellisieren Sie den Traum nicht, aber fallen Sie auch nicht in Überfürsorge.
6. Gehen Sie untertags durchaus auf die Albträume ein und ermöglichen Sie Ihrem Kind, diese Träume zu erzählen oder vielleicht auch zu malen.
7. Sie können das Zimmer nach Monstern oder Gefahren absuchen, um Ihrem Kind Sicherheit zu geben. Sie können auch Monsterfänger zeichnen oder basteln.
8. Entscheidend ist: Lassen Sie sich auf Ihr Kind mit seinen Ängsten ein. Versuchen Sie nicht es ihr Kind zu verändern, die Situation wird sich von selbst verändern.
DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken:
elisabeth.poetler@woche.at
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