Wenn der Chef zum "big brother" wird
"Internet-Spitzel" Edward Snowden ist in aller Munde. Aber wie steht es eigentlich um den Datenschutz in steirischen Firmen?
Der Datenschutz und der Schutz der Privatsphäre von Mitarbeitern sind heiße Eisen in allen Unternehmen. Und klar ist auch: Alles, was an Kontrolle im Netz denkbar ist, ist auch machbar, der "gläserne Mitarbeiter" längst Realität ...
Die lückenlose Überwachung aller PC-Aktivitäten mit E-Mail und Internet ist technisch längst keine Hexerei mehr - und wird daher auch in Unternehmen bereits gemacht. Neben der Aufzeichnung besuchter Internet-Seiten, benutzter Programme, der E-Mails, der Anzahl der Tastenanschläge speichern die Programme auch andere wichtige Informationen wie PC-Start oder Benutzername. Zumeist reicht die Eingabe einer Tastenkombination aus, um die Aktivitäten einzelner oder aller Personen aufzuzeichnen.
Das dies nicht aus der Luft gegriffen ist, belegen brandaktuelle Zahlen: Knapp zwei Drittel aller Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern überprüfen ausgehende E-Mails, oder hegen zumindest entsprechende Pläne, im Vertrieb von Spionagesoftware gibt es jährlich zweistellige Zuwachsraten.
AK-Vizepräsident Franz Gosch greift dieses brisante Thema nun auch in der Steiermark auf - und warnt: "Der Neugierde von Chefs und Vorgesetzten sind ganz klare Grenzen gesetzt!" Arbeitsrecht, Datenschutz- und Telekommunikationsgesetz, Betriebs- und Einzelvereinbarungen sollen dafür sorgen, dass die Überwachungsmaßnahmen nicht überzogen werden. Die Überwachungsmaßnahmen bedürfen - wenn sie die Menschenwürde berühren - der schriftlichen Zustimmung des Betriebsrats bzw. einer Betriebsvereinbarung. Einer Betriebsvereinbarung bedarf es auch dann, wenn der Arbeitgeber eine private Nutzung von Internet oder E-Mail verboten hat. In Betrieben, in denen es keinen Betriebsrat gibt, muss die Zustimmung jedes einzelnen Arbeitnehmers eingeholt werden.
Gosch sieht sehr wohl Handlungsbedarf für Firmen ihre Daten zu schützen, die Abwehr von Industriespionage oder der Schutz von Kundendaten ist absolut notwendig. "Aber die Tendenz in gewissen Unternehmen ganze Belegschaften als Verdächtige einzustufen geht zu weit." Daher gibt es auch eine ganz klare Forderung des Christgewerkschafters: Er fordert künftig die Bestellung von Datenschutzbeauftragten, wie dies in Deutschland bereits üblich ist. Sie sollen helfen, die Firmendaten zu sichern und die Privatsphäre der Mitarbeiter zu schützen.
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