Histamin, Fructose & Co.
Wenn Nahrungsinhaltsstoffe krank machen

Vortragender Dietmar Enko von der Med Uni Graz mit Moderatorin Elsa Fauland.  | Foto: C. Pendl
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Wer kennt es nicht – wenn schon nicht von sich selbst, dann bei manch anderen: das Gefühl einer Schnupfennase nach dem Verzehr von köstlichem Käse oder Hautrötungen nach dem Konsum bestimmter Nahrungsmittel oder Getränke wie Rotwein. Dabei sind diese Anzeichen noch die geringsten Übel einer Histaminintoleranz. Auch ein permanentes zuviel an Fructose oder ein stark beleidigtes Darmmillieu können etwa für chronische Müdigkeit, Depressionen und dergleichen mitverantwortlich sein. Wie man solche Befindlichkeiten vermeiden und ein Mehr an Lebensqualität erhalten kann, erklärte der Labormediziner Dietmar Enko beim MeinMed-Abend an der Med Uni Graz.

GRAZ. Die Veranstaltungsreihe MeinMed ist Österreichs größte Gesundheitsveranstaltungsreihe und steht für praxisnahe Gesundheitsinformation. Sie wird in Kooperation zahlreicher Medizinischer Universitäten und der Österreichischen Gesundheitskasse sowie der Regionalmedien Austria frei zugänglich und kostenlos angeboten.

Frische Lebensmittel bevorzugen

Es ist schon paradox, dass wir trotz des Überflusses an Nahrungsmitteln mit so vielen ernährungsbedingten Krankheiten konfrontiert sind wie selten zuvor. Hunger ist heute in Europa weniger das Thema als denaturierte und konservierte Nahrungsmittel sowie ein zuviel an bestimmten Nahrungskomponenten und Inhaltsstoffen.

"Je frischer ein Lebensmittel ist, umso weniger Histamin hat es",

gibt Enko damit eine wichtige allgemeine Faustregel den wieder einmal zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern mit.

Bei einer Histaminintoleranz herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Histaminaufnahme mit der Nahrung, Histaminbildung und Histaminabbau. Grundsätzlich zeigt sich eine Histaminintoleranz häufig durch die gleichen Symptome wie eine Allergie. Dadurch ist die Anamnese meist schwierig und selbst durch Labortests kann eine Histaminintoleranz nicht sicher bestätigt werden, wie der erfahrene Labormediziner betont:

"Noch wichtiger als die Labortests sind eine umfangreiche Ernährungsanamnese und das Führen eines Ernährungs- und Symptometagebuches."

Zusätzlich ist durch Differentialdiagnosen noch abzuklären, ob andere allergologische oder sonstige Erkrankungen (kardiale, neurologische, u.a.) vorliegen. Nach Schätzungen sind etwa drei bis vier Prozent der Bevölkerung von einer Histaminintoleranz betroffen, 80 Prozent davon sind Frauen im Alter von 35 bis 45 Jahren. Die Datenlage ist laut Enko bisher nicht zuverlässig. Wohl auch, weil man – wie bei den meisten Statistiken und Erfassungen – sehr viele Faktoren berücksichtigen muss.

Fünfmal mehr Fructose als früher

Das Übermaß des Konsums an Fruchtzucker gilt als eine der größten Ursachen in der Entstehung von ernährungsbedingten Erkrankungen: 

"Fructose ist das Hauptproblem der Nahrungsaufnahme in der westlichen Welt. Heute wird durchschnittlich pro Tag das Fünffache an Fructose gegessen als vor einigen Jahrzehnten",

zeigt sich Enko besorgt, da Glucose-Fructose-Sirup in zahlreichen Fertiggerichten, Saucen, aber auch Müslimischungen, als Zusatz enthalten ist, und ergänzt an dieser Stelle:

"Zuviel Fructose ist heutzutage der Hauptgrund für die nicht-alkoholische Fettleber".

Auch Frucht-Smoothies seien demnach ein extremer Fructose-Lieferant und in Maßen zu genießen. Der Zuckeraustauschstoff Sorbit, zu finden etwa in Kaugummis oder Bonbons, ist wie Laktose und Fruktose bei Kohlenhydratintoleranz ein zentrales Thema. Vor allem aber Alkohol (mit Ausnahme von sehr sauren Weinen) gilt als Histaminfreisetzer und ist aufgrund der Vergärungsprozesse oft auch histaminhaltig. "Alkohol ist aus mehreren Gründen problematisch" betont der Mediziner. Weiters zeige sich bei manchen Medikamenten, welche als Nebenwirkung das Histamin abbauende Enzym "Diaminoxidase" blockieren, eine Rolle in der Auslösung von Beschwerden. Auch Nahrungsmittelschadstoffe wie Pestizide, Mikroplastik oder die Klimaerwärmung werden als Mitursachen für ein höheres Allergenpotenzial bestimmter Nahrungsmittel diskutiert.

Mehr Diversität in der Ernährung

Die Menge und das individuelle Maß an Lebensmitteln, ihre Frische, Verarbeitung und Lagerungsdauer sowie der persönliche Gesundheitszustand beeinflussen – neben anderen Faktoren – ob beziehungsweise wie stark sich eine Histaminintoleranz zeigt. Am wichtigsten sei es, die Vielfalt in der eigenen Ernährung zu fördern:

"Einseitige Ernährung oder auch Extrem-Diäten stören das Mikrobiom im Körper, was zu einem Ungleichgewicht führt",

unterstreicht Enko die Bedeutung der unterschiedlichen Lebensmittel und Ernährungskomponenten als ineinander wirkendes Zusammenspiel.

Weiterführende Infos:
MeinMed - Medizinwissen für Österreich
Entzündungen im Körper - Ursachen und Behandlung
Mikrobiom - Forschungsaspekte einer ganz besonderen Beziehung
Bewegung als Jungbrunnen und Heilmittel

Vortragender Dietmar Enko von der Med Uni Graz mit Moderatorin Elsa Fauland.  | Foto: C. Pendl
Großes Interesse gab es am Thema "Nahrungsmittelintoleranzen" beim frei zugänglichen Vortrag an der Med Uni Graz.   | Foto: C. Pendl
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