Tipps vom Psychologen
Wenn Eltern altern und Hilfe brauchen

Unterstützen und nicht bevormunden: Ältere Menschen wollen ihre Autonomie so lange wie möglich bewahren. | Foto: Pixabay
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  • Unterstützen und nicht bevormunden: Ältere Menschen wollen ihre Autonomie so lange wie möglich bewahren.
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STEIERMARK. Viele Steirerinnen und Steirer kennen diese Situation: Ihre Eltern altern, sind 70 oder 80 Jahre alt, und sie erkennen nach und nach, dass sie Hilfe brauchen. Während man oft selbst mangelnde Selbstständigkeit und Orientierungslosigkeit beobachtet, wollen die Betroffenen in vielen Fällen keine Hilfe annehmen. Wie soll man sich als Tochter oder Sohn verhalten?

Autonomie geht im Alter verloren

Der Volksmund sagt: Ältere Menschen werden wieder wie Kinder. Doch nichts ist laut Experten so falsch wie diese Annahme. Denn diese Menschen haben ihr Leben gemeistert, beruflich etwas geschaffen und Kinder großgezogen. Sie sind mit ihren Eigenheiten zu Persönlichkeiten geworden und haben sich in ihrem Leben Autonomie erarbeitet. Diese Autonomie aber droht im Alter verloren zu gehen, wenn man schlechter sieht, schlechter hört, und körperlich und geistig nicht mehr so flexibel ist. 

Viele Menschen fürchten sich davor, im Alter nicht mehr mobil zu sein.  | Foto: Pixabay
  • Viele Menschen fürchten sich davor, im Alter nicht mehr mobil zu sein.
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Alte Menschen aber verteidigen ihre Unabhängigkeit mit Händen und Füßen. Hilfe zuzulassen ist für sie oft gleichbedeutend mit dem Gefühl, kein selbstständiger Mensch zu sein. Es ist menschlich, dann störrisch zu reagieren, eine Versorgung zu verweigern oder die eigene Wohnung nicht gegen ein Heim tauschen zu wollen. Am ehesten helfen lässt man sich aber von den eigenen Kindern.

Begegnung auf Augenhöhe 

Spürbar wird dabei die Kluft zwischen Nicht-mehr-können und dennoch weitermachen wollen wie bisher. Für Töchter und Söhne gilt es damit sorgsam und souverän umzugehen. Der Schlüssel dazu sind Respekt, Begegnung auf Augenhöhe und Dankbarkeit für das, was die Eltern geschaffen haben.

Fest steht: Die Betreuung eines älteren Menschen ist eine Herausforderung. Ein No-go: alte Rechnungen zu begleichen, um quasi den Spieß umzudrehen. Das kann eine Beziehung nur verschlechtern. Hindernisse in der zwischenmenschlichen Beziehung gilt es möglichst aus dem Weg zu räumen. Dafür gibt es nur einen Weg: Verzeihung und Wiedergutmachung. Aus Dankbarkeit heraus fällt es leichter, Menschen zu umsorgen. So kann man in wachsamer Sorge klare, angemessene Schritte zur Unterstützung setzen.

Sieben praktische Tipps für den Alltag

  1. Beginne rechtzeitig mit deinen Eltern darüber zu reden, was sein wird, wenn sie Unterstützung brauchen, wenn sie etwa in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
  2. Mach innerlich reinen Tisch mit Konflikten und gehe mit Dankbarkeit an deine Aufgabe heran. Lege dich fest: Dies sind deine Eltern und das bleiben Sie auch. Entwickle die Größe zu verzeihen, vielleicht mit professioneller Hilfe, wenn es größere, unausgeräumte Dinge gibt.
  3. Sprich mit Vertrauten darüber, was du dir an Pflege zumuten kannst. Achte besonders darauf, dich nicht zu überfordern. Schaffe dir ein Netz der Hilfe.
  4. Lasse Entscheidungen, so lange es möglich ist, bei deinen Eltern. Stehe Ihnen aber hilfreich zur Verfügung.
  5. Wenn es nötig ist, triff eindeutige Entscheidungen und übernimm Verantwortung dafür.
  6. Wenn es einmal emotional schwierig wird, bleibe ruhig und liebevoll sowie beharrlich.
  7. Bewahre dir ein offenes Herz und lass deine Eltern erzählen, wie sie ein Problem lösen würden. So kannst du eine offene und respektvolle Beziehung mit ihnen führen.

Der Experte

Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das Institut für Kind, Jugend und Familie in Graz, das unter 0316 77 43 44 für dich da ist. Hast du Fragen, wie du dein Leben gestalten sollst, brauchst du Rat? Deine Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@regionalmedien.at


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