Hauptstädte-Vergleich
Graz weist höchsten Schuldenstand pro Kopf auf

- Im Österreichvergleich ist Graz die Landeshauptstadt mit der größten Pro-Kopf-Verschuldung.
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Im Vergleich der Landeshauptstädte weist Graz pro Kopf die höchste Verschuldung auf. 5.693,1 Euro ist die steirische Landeshauptstadt pro Bewohnerin und Bewohner in der Kreide.
GRAZ. Die finanzielle Lage ist aktuell für viele Gemeinden herausfordernd. Die steirischen Kommunen verzeichneten im Jahr 2023 Schulden in Höhe von rund 3,4 Milliarden Euro. Besonders hoch ist der Schuldenstand pro Kopf dabei – wenig überraschend – in der Landeshauptstadt. Vergleicht man die steirischen Bezirke, so liegt Graz mit 5.693,1 Euro pro Einwohnerin und Einwohner an der Spitze der Schuldentabelle, gefolgt von Murau (4.381,1 Euro) und der Südoststeiermark (2.568,6 Euro). Im Vergleich der Landeshauptstädte rangiert Graz ebenfalls auf dem ersten Rang. Dahinter folgt Wien (5.277,8 Euro), das sich aufgrund der Doppelung aus Bundesland und Stadt allerdings schwer für Vergleiche eignet. Spannender wird Platz drei, dort befindet sich Linz mit einem bereits deutlich niedrigerem Schuldenniveau (3.615,2 Euro) bei ähnlicher Größe und ähnlichen Voraussetzungen.

- Infrastrukturprojekte wie der Umbau des Bahnhofs oder der Ausbau des Straßenbahnnetzes waren Schuldentreiber.
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Schnelles Wachstum als Schuldentreiber
Was bedeutet diese Zahlen aber konkret? "Es ist nicht rühmlich, die große Katastrophe sehe ich aber nicht", erklärt Jörn Kleinert vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Graz. Die steirische Landeshauptstadt befindet sich in einem Zwiespalt, denn die aktuellen Entwicklungen fordern vor allem stark wachsende und stark schrumpfende Gemeinden besonders. Graz fällt dabei in die erste Kategorie. Kleinert nennt Projekte wie den Umbau des Hauptbahnhofs, den Ausbau des Straßenbahnnetzes, Reininghaus oder auch den steigenden Bedarf an Kindergärten als Punkte, die den Grazer Schuldenberg anwachsen ließen. "In absoluten Zahlen ist nicht so viel dazu gekommen, wie man angesichts der Preissteigerungen erwarten hätte können", erklärt der Experte.

- Jörn Kleinert erklärt: "Beim Großteil der Ausgaben einer Gemeinde gibt es wenig Spielraum."
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Wenig Spielraum für Gemeinden
Bis Ende des Jahres kalkuliert man in der Stadt mit einem Gesamtschuldenstand von rund 1,8 Milliarden Euro. Ein weiterer Punkt sind die Landesabgaben, auch hier liegt die Steiermark im Spitzenfeld, für Kleinert ein Mitgrund, warum steirische Gemeinden vergleichsweise hoch verschuldet sind. Pro Einwohnerin und Einwohner ergeben sich durchschnittlich Schulden in Höhe 2.717,8 Euro, die Steiermark liegt damit im bundesweiten Vergleich hinter Wien und Vorarlberg auf Platz drei der am stärksten verschuldeten Bundesländer. Auch deshalb plädiert Kleinert für eine Gemeindefinanzreform, denn in vielen Bereichen sei das Sparpotenzial für Gemeinden eingeschränkt: "Beim Großteil der Ausgaben einer Gemeinde gibt es wenig Spielraum", so Kleinert.

- Will von Vergleichen mit anderen Städten nichts wissen: Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ).
- Foto: Stadt Graz/Fischer
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Eber gegen Vergleiche
Wenig Freude mit den Zahlenspielen hat der zuständige Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ). Er sieht dabei einen Vergleich von Äpfeln mit Birnen: "Ein Vergleich der Verschuldung zwischen Städten ist irreführend, weil jede Stadt unter völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen wirtschaftet." Vor allem die weiteren Wachstumsprognosen für den Raum Graz würden weitere Investitionen dringend notwendig machen. Eber weiter: "Graz muss massiv in Schulen, Infrastruktur und öffentlichen Verkehr investieren".
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