Waffenverbot
Grazer Messerhändler hat kein Verständnis für Minister-Ideen
Als Antwort auf die aktuelle Kriminalstatistik und jüngste Messerangriffe brachte Bundesminister Gerhard Karner ein österreichweites Waffenverbot für den öffentlichen Raum auf den Plan. Unverhältnismäßig findet das der Grazer Unternehmer Matteo Scala, der eine Lanze für Messer bricht.
GRAZ/WIEN. Es waren Bluttaten, die österreichweit für Erschütterung sorgten. Zwei Messerattacken am Reumannplatz im 10. Wiener Gemeindebezirk innerhalb von zwei Tagen riefen die Politik auf den Plan. Nun gilt am Ort des Geschehens ein Waffenverbot, Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) spielt indes mit dem Gedanken dieses auf den öffentlichen Raum im gesamten Bundesgebiet auszuweiten. Denn wie jüngste Kriminalstatistiken belegen, steigt die Zahl der Anzeigen von Fällen, bei denen Stichwaffen zum Einsatz gekommen sind.
Sympathie für die Pläne seines Parteikollegen äußert der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler: "Es kann nicht sein, dass sich bewaffnete Banden Jugendlicher und Erwachsener auf den Straßen herumtreiben. Denn dort, wo sich Menschen bewegen und zusammenkommen, im öffentlichen Raum, darf es keinen Platz für Waffen geben." Dabei gehe es nicht darum, Brauchtum einzuschränken, so Drexler weiter, "sondern Regelungen zu finden und zu konkretisieren, die gefährliche Gegenstände verbieten", um Gewalttaten zu verhindern.
Messerhändler gegen Tabuisierung
Kein Verständnis für derartige Verbote hat Matteo Scala, Juniorchef des gleichnamigen Messer-Fachgeschäfts in der Grazer Murgasse. "Wenn jemand bereit ist, einer anderen Person Schaden zuzufügen, ist es eigentlich schon zu spät. Das Augenmerk sollte eher bei der Gewaltprävention liegen, zum Beispiel mit der Einführung eines Frühwarnsystems, wo auffälliges Benehmen gemeldet werden kann."
Eine Altersbeschränkung beim Verkauf hält der Unternehmer zwar für sinnvoll, dass Einhandmesser (Anm.: Messer, die sich mit einer Hand öffnen lassen) gänzlich zum Tabu gemacht werden sollen, sei seiner Meinung nach aber übertrieben: "Es gibt viele, die darauf angewiesen sind, wie Handwerker oder Leute mit Behinderungen."
Doch auch als "Kultobjekt" hätten die Messer ihre Berechtigung, ist Scala überzeugt: "Nicht umsonst gibt es bei uns den geflügelten Satz 'A ordentlicher Bua hot an Feitl und a Schnur'. Wir haben viele Kunden, die Messer sammeln, weil sie von der Technik und den Materialien fasziniert sind." Und dass ein entsprechendes Verbot großflächig kontrolliert werden kann, sei für ihn ohnehin unrealistisch: "Zu einer Waffe wird, was man zu einer Waffe macht – sei es ein Stein, ein Stock, Fäuste oder Küchenmesser – und all das würde ohnehin nicht unter ein Waffenverbot fallen."
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