Harte Verhandlungen
So geht es nach der Gemeinderatswahl in Graz weiter

Er ist der Dritte im Bunde – Klubobmann Manfred Eber wird mit Bürgermeisterin Elke Kahr und Robert Krotzer Stadtrat in Graz. | Foto: WOCHE
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  • Er ist der Dritte im Bunde – Klubobmann Manfred Eber wird mit Bürgermeisterin Elke Kahr und Robert Krotzer Stadtrat in Graz.
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Koalitionsverhandlungen, Postenbesetzungen, Nachfolgespiele: Elke Kahr komplettiert ihr Team mit Manfred Eber als Stadtrat, ÖVP und SPÖ suchen noch neue Lösungen.

Der große Abwesende am Tag nach der Wahl war Langzeit-Bürgermeister Siegfried Nagl, er hatte bereits die Amtsübergabe an Neo-Parteichef Kurt Hohensinner vorbereitet, der neue "Einser" steht also. Dahinter rumort es bei den Stadtschwarzen aber noch ziemlich, über den zweiten VP-Stadtrat gibt es, trotz der gemeinsamen Bilder mit Günter Riegler noch intensive Diskussionen. Zwei Aspekte sind es, die da eine Rolle spielen: Erstens müsse man abwarten, welche Ressort s die ÖVP künftig bekleiden wird. Zweitens würde man für die wohl sicher scheinende Oppositionsrolle jemanden brauchen, der angriffiger und kantiger als der harmoniebedürftige Riegler ist. Das könnte dann durchaus auch eine Frau sein.

Der dritte Stadtrat

Fix ist mittlerweile, dass Klubobmann Manfred Eber dritter Stadtrat neben Bürgermeisterin Elke Kahr und Robert Krotzer sein wird. Der Ex-Finanzsprecher wird wohl die Finanzen zu sich nehmen. Damit sind sowohl die Spekulationen um einen "unabhängigen Experten" hinfällig als auch jene, dass dieses Ticket im Zuge der Koalitionsverhandlungen an die SPÖ geht. Der Stadtrat auf Gnaden der KPÖ wäre aber wohl ohnehin ein weiterer Schritt zum politischen Selbstmord der Grazer Roten gewesen – obwohl man dort nicht abgeneigt gewesen wäre, das Geschenk anzunehmen. Michael Ehmann bereitet die Übergabe vor, immer öfter wurde dafür in den letzten Tagen Jürgen Dumpelnik genannt, der Naturfreunde-Chef und Politikprofi könnte das Ruder bei der SPÖ übernehmen.

Das grüne Zünglein an der Waage

Entspannt zurücklehnen kann sich derweilen die grüne Spitzenkandidatin Judith Schwentner. Nachdem die KPÖ-ÖVP-Variante sehr wahrscheinlich auszuschließen ist, geht ohne sie in dieser Stadt gar nichts. Die "grüne Braut" kann sich also in aller Ruhe umwerben lassen und abwarten, wie weit sich vor allem Kahr klimatechnisch "verbiegt". Themen wie City-Maut und autofreie Innenstadt könnten dann relativ schnell auf der Tagesordnung stehen.
Bei der FPÖ bleibt Mario Eustacchio als Stadtrat im Sattel, man darf aber davon ausgehen, dass er im Laufe der Periode an den bereits in den Startlöchern scharrenden Armin Sippel übergibt. Frei von Koalitionszwängen werden die Blauen ihr Profil, vor allem in Sachen Migration, nachschärfen und zuspitzen.
Last, but not least, herrscht bei den Neos Freude über das zweite Mandat, neben Philipp Pointner wird Sabine Reininghaus in den Gemeinderat einziehen.

Thalersee-Gastronom sagt ab

Gespannt sein darf man auch, wie die Wirtschaft auf die kommunistische Graz-Führung reagiert. Seitens der Industriellenvereinigung gab es ja schon eine wenig erfreute Meldung zum "Multi-Konzerne"-Sager von Kahr, eine erste direkte Auswirkung gibt es auch schon: Für das Lokal am Thalersee konnte man einen Wiener Top-Gastronomen gewinnen, dieser hat gestern allerdings bereits abgewunken: "Unter diesen Voraussetzungen kein Interesse", hieß es aus Wien.
Noch weniger erfreuliche Nachwirkungen des Wahlkampfes: An der Tür der ÖVP-Parteizentrale wurde in der Nacht von Sonntag ein Zettel mit der Adresse des Arbeitsmarktservice affichiert, unterschrieben mit den Worten "dein soziales Graz". Hätte wohl Humor sein sollen, ist aber nur geschmacklos, die betroffenen Mitarbeiter von Nagl und Co. haben es nicht lustig gefunden ...

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