Steirische Agrarwirtschaft
Steiermark als Land der Souveränität und Sicherheit

Verlässlichkeit, Ernährungssicherheit: Das will Hans Seitinger mit der steirischen Landwirtschaft erreichen. | Foto: Lebensressort/Streibl
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Vom Wein über das Klima bis zur Ernährungssicherheit: Der steirische Agrarlandesrat Hans Seitinger im Gespräch mit der WOCHE über die Gegenwart und Zukunft der Landwirtschaft.

18 lange Jahre ist er im Amt, 2003 folgte er auf den legendären Erich Pöltl: Damit ist der Obersteirer Hans Seitinger der am zweitlängsten dienende Landespolitiker Österreichs, nur der Landes-Einser Hermann Schützenhöfer hat noch drei Jahre mehr auf dem Buckel.
Seitingers Feuer  für "seine Bauern" ist aber immer selbst nach 18 Jahren noch da – das ist sein Metier, da kennt er sich aus, mittlerweile in Kombination mit politischer Erfahrung, gestählt in vielen Auseinandersetzungen inner- und außerhalb der Bauernschaft.

World Sauvignon Congress als Impulsgeber

Der Ort des Gesprächs mit der WOCHE ha jedenfalls Symbolcharakter: Die Wein- und (mittlerweile) auch Obstbauschule Silberberg mit Direktor Reinhold Holler ist ein österreichweites Aushängeschild – und bringt uns direkt zum ersten Thema, dem Wein. Was macht die Steiermark so besonders? "Wir haben eine Sortenvielfalt, wie es sie sonst nirgends gibt. Und das soll auch so bleiben, wir wollen da keine Verengung." Mit den drei großen Territorien im Vulkanland, der Süd- und der Weststeiermark ist man "am Puls der Zeit, weil Weißweine im Trend sind". ein wichtiger Impuls dafür war einer der größten Erfolge Seitingers in seienr Karriere: 2008 gelang es den "World Sauvignon Congress" in die Steiermark zu holen.

Hobby-Weinakademien geplant

Dazu kommt ein professionelles Marketing und ein "Gesamt-Package", das seinesgleichen sucht: "Wir haben eine unvergleichliche Landschaft, eine großartige Kulinarik, der Wein ist die Trägerrakete für diese Entwicklung." Deshalb ist für ihn auch klar, dass man den steirischen Wein nie billig verkaufen dürfe: "Wenn wir diese Qualität und Leistung halten wollen, braucht es ein gewisses Preisnievau." Dieses Bewusstsein will man in der Bevölkerung schärfen, deshalb plant man auch so genannte Hobby-Weinkakademien für jedermann. "Wir wollen hier eine Kultur in die Gastronomie hineintragen und eine breite Bevölkerungsschicht involvieren", ist Seitinger vom neuen Konzept überzeugt.

Damoklesschwert Klimawandel

Themenwechsel: Das sich dramatisch verändernde Klima macht nicht nur dem Weinbau in der Steiermark zu schaffen. "Ja, davon sind alle Bereiche der Landwirtschaft betroffen". So sind es einerseits Wetterentwicklungen wie Frost und brutale Niederschläge, die Sorgen machen. Andererseits leiden alle Bereiche massiv: Im Wald sind es die dramatisch zunehmenden Käfer-Populationen, die den Wald hektarweise zusammenbrechen lassen. Im Grünland leidet die Milchproduktion, weil Sonnenhänge teilweise nicht mehr zu bewirtschaften sind, im Ackerbau sind Dürre und Schädlinge die größten Gefahren.
Klar, dass man mit allen Mitteln dagegen ankämpft: "Wir arbeiten daran, dass Züchtungen hitze- und stressresistenter werden, bringen technische Hilfsmittel wie Sprengler-Anlagen oder Heizsysteme zum Einsatz. Und wir versuchen die Landwirte zu versichern und abzusichern", zählt Seitinger auf. Ein ganz wesentlicher Punkt dabei ist die Bildung: "Wir schauen auf die Wissenstransformation, darauf, dass die künftigen Bauern Wissen auf höchstem Niveau weitergegeben bekommen." Nachsatz: "Ich stelle mit Freude fest, dass alle unsere Schulen voll sind."

Beruf Bauer boomt

Dies sei insgesamt ein gutes Zeichen: "Die Nachfrage, Bauer zu werden, wird wieder größer, es ist eine schöne Kombination aus Beruf und Berufung." Auch sei durch Corona das Image der Bauernschaft wieder gestiegen: "Sie leigen jetzt auf Platz zwei hinter den Ärzten", freut sich Seitinger. Einziger Haken: Wie bei so vielen "Pandemie-Helden" kann man sich auch in der Landwirtschaft vom Image nichts kaufen, oder? "Ja, hier gilt es das Verhältnis zwischen Bauer und Konsument noch enger zu vernetzen und zu verschränken." Der Konsument wolle Vielfalt, Umwelt- und Tierschutz, er legt Wert aug Hygienestandards. Hier leiste die Landwirtschaft Großartiges, es brauche aber noch mehr Gemeinsames – "das sehe ich als eine der größten Aufgaben der Politik."

Landwirtschaft 4.0

In all diesen Überlegen spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Hier setzt Seitinger auch in seiner aktuellen Funktion als Vorsitzender der österreichischen Agrar-Landesräte an: "Wir brauchen ein gemeinsames, starkes Digitalisierungssytem der österreichischen Landwirtschaft, wir müssen diesen Weg im 21. Jahrhundert vorantreiben." Denn, so Seitinger, nur dann habe man eine Chance: "Wir können mit den Großen nur mitspielen, wenn wir doppelt so intelligent sind."
Was sind also nach 18 Jahren als Landesrat die großen Ziele für die nächsten Jahre? "Wir brauchen bestmögliche Versorgungssicherheit, müssen eine Energie-Autonomie schaffen, die Landwirtschaft nachhaltig und umweltgerecht betreiben und die Standorte im ländlichen Raum entwickeln, als Wirtschaft- und Lebensstandorte."

Verlässlichkeit, Ernährungssicherheit: Das will Hans Seitinger mit der steirischen Landwirtschaft erreichen. | Foto: Lebensressort/Streibl
Den ländlichen Raum zum Lebens- und Wirtschaftsstandort entwickeln – eines der großen Ziele von Hans Seitinger. | Foto: Lebensressort/Streibl
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