Erster inklusiver Spielplatz
Weitere Parks sollen Zukunftsmodell folgen
Wenig barrierefrei und weit weg von inklusiv – so lautet das Urteil der Interessensvertreter zu den Grazer Spielflächen. Sukzessive Umbauten zugunsten von Kindern mit Behinderung kündigt die zuständige Bürgermeisterin-Stellvertreterin Judith Schwentner (Grüne) an. Vorbild ist der erste inklusive Spielplatz in Reininghaus.
GRAZ. "Auf Rindenmulch hat man mit dem Rollstuhl ein Problem", weiß Erika Wilfling-Weberhofer. Dass Spielplätze nicht nur theoretisch barrierefrei sein sollen, liegt der Mutter einer 19-jährigen Tochter, die einen Rollstuhl benötigt, besonders am Herzen. Denn ihre Arbeit in der Steirischen Vereinigung für Menschen mit Behinderung hat Inklusion, sprich das respektvolle Zusammenleben aller Menschen, zum Ziel.
Sie erinnert sich: "Solange meine Tochter noch klein war, konnte ich einiges kompensieren. Mit der Zeit war es aber nicht mehr so einfach, sie zu heben und tragen. Das geht auch heute noch vielen so." Deshalb solle es beispielsweise mehr Sandkisten geben, an denen man im Rollstuhl sitzend spielen kann, um das Gemeinsame zu fördern und Inklusion von klein auf zu ermöglichen.
Zwar habe sich in den letzten 20 Jahren einiges getan, auf vielen Spielplätzen gebe es dennoch Luft nach oben – etwa in der Brockmanngasse, wie Tamara Altottersbach, Neos-Bezirksrätin in Jakomini, berichtet: "Barrierefreiheit beschränkt sich eben nicht auf die Auswahl eines einzigen Spielgeräts."
Zukunftsweisendes Modell
Dass man im neuen Stadtteil Reininghaus besonderen Wert auf Barrierefreiheit lege, unterstreicht man im Büro von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne). Dies zeige sich auch in dem unlängst präsentierten ersten inklusiven Spielplatz der Stadt, der seit kurzem Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen nutzbare Geräte zur Verfügung stellt.
Mit etwas mehr als 1.000 Quadratmetern bietet die Spielzeile am südlichen Rand des Reininghausparks ein breites Angebot mit Sandspielplätzen, Kletter- und Balanceparcours, Schaukeln sowie Trainingsgeräten und Boulderblöcken. Damit sollen möglichst viele Sinne gefördert werden. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung sämtlicher motorischer Fähigkeiten. So signalisieren zum Beispiel bei den Boulderblöcken eigens angebrachte Glöckchen Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, wie die Route verläuft.
Volksgarten, Hasnerplatz und Kirchner Kaserne
"Prinzipiell gut", findet das Ernst Muhr, der mit "Fratz Graz" seit 31 Jahren Kinderprojekte umsetzt. Allerdings warnt er vor einem Leuchtturmprojekt samt "Spielplatz-Tourismus", denn: "Es ist wichtig, dass alle wohnortnah ein passendes Angebot bekommen." Ähnlich Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP): "Kleine Schritte haben wir etwa beim Panther-Spielplatz am Schloßberg bereits geschafft." Mit Judith Schwentner sei er laufend im Austausch.
Als Chefin des Stadtplanungsamts gibt die Grüne einen positiven Ausblick: "Der inklusive Spielplatz in Reininghaus kann als Modell für die zukünftige Planung in Graz verstanden werden. Diese beginnt schon jetzt, indem bestehende Parks wie im Volksgarten oder am Hasnerplatz sukzessive umgerüstet werden. Als nächstes großes Projekt bietet sich die Parkgestaltung bei der ehemaligen Kirchner Kaserne an."
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