Im Gespräch (1 / 2)
Monika Martin über Stille, Trost und Mut

Monika Martin - Cover der neuen CD | Foto: Jan Weskott / Telamo
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  • Monika Martin - Cover der neuen CD
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Monika Martin ist bekannt dafür, dass ihr Menschen am Herzen liegen. Gerade deshalb ist es ihr wichtig, in der jetzigen Zeit mit den Menschen in Kontakt zu bleiben und ihnen ein paar Gedanken und Worte mit auf den Weg zu geben, die ihnen helfen und Mut machen sollen.
Das gelingt u. a. bei ihren Clubkonzerten, die seit einigen Monaten auch über Internet stattfinden, sodass sogar jene Menschen daran teilnehmen können, die von Graz weit entfernt wohnen.
Mit mir sprach sie nun über STILLE, TROST und MUT – Themen, die uns alle angehen. Themen, die Monika Martin auch in ihrem neuen Album „GANZ STILL“, das so gut in unsere Zeit passt, aufgegriffen hat.

Bei welchem Lied der neuen CD muss deine Mutti unbedingt ganz laut mitsingen, weil es ihr so gut gefällt?

Heb dein Herz!

In unserer Alltagswelt wird vieles immer schneller, hektischer und lauter. Was können Menschen in der Stille finden?

Die nötige Ruhe, die die Seele braucht, und einen natürlichen Lebensrhythmus.
Deshalb ist es für mich ganz wichtig, auch weiterhin die stille Art der Musik zu machen. Und das ist der Grund, warum ich neben weltlichen Konzerten sehr gerne Kirchenkonzerte gebe. Die stille Ballade ist ganz tief in mir verwurzelt.

Du hast einmal gesagt, dass die stillen Momente in deinem Leben die schönsten waren. Magst du ein Beispiel geben?

Wenn ich verliebt war, habe ich schöne romantische Augenblicke erlebt. Oder wenn man einem Menschen in die Augen schaut... Da braucht man keine Worte, denn ein Wort würde oft mehr zerstören als man wortlos spürt.

Es gibt für jeden Menschen Tage, an denen er am Abend traurig oder frustriert ist. Was tröstet dich dann?

Es ist ganz wichtig, dass ich in solchen Momenten zu Hause bin.
Ist das nicht möglich, versuche ich, mir Vertrautes zu holen. Das ist auch der Grund, warum ich Rituale habe, die ich einhalte – egal, wo ich bin. Ob das nun das Einräumen meines Koffers ist, der seine genaue Ordnung hat, ob das das Auto ist, das unterwegs mein Zuhause ist, ob das meine mir vertrauten Mitarbeiter sind – ich versuche, in diesem Vertrauten und in diesen Ritualen Halt zu finden.

Hast du ein persönliches Lebensmotto?

Halte deine Seele im Gleichgewicht, dann stellen sich Freude, Glück und Gesundheit von allein ein.

Gibt es in den Liedern der neuen CD eine zentrale Botschaft?

Ja! Die Botschaft heißt: LIEBE.
Und die Botschaft heißt: Liebe in all ihren Facetten.
Besonders in der Zeit, in der wir uns jetzt befinden, bekommen wir hunderte Male die Möglichkeit, Nächstenliebe zu praktizieren, zusammenzurücken und nicht auseinander.

Die neue CD hast du in Österreich eingesungen, aber produziert hast du sie zusammen mit Alex Wende in Berlin. Da wurde viel über Internet gearbeitet und du hast viel Zeit vor dem Bildschirm verbracht. Welches Hintergrundbild hast du auf deinem MacBook?

Da habe ich mein Lieblingsbild – ein Bild von mir, das auf meiner letzten Goldenen Schallplatte („Mit dir“) das Hauptbild war.
Dieses Porträt habe ich nicht gewählt, weil ich selbst so wichtig bin, sondern weil ich ein Mensch bin, der mit sich selbst am längsten gehadert hat. Deshalb stelle ich dieses Bild, auf dem ich mir gefalle, hin, damit ich in dieser Versöhnung und in diesem Gleichgewicht mit mir selbst bleibe.
Früher waren für mich selbst oft 300% noch nicht genug, was mit der noch nicht vorhandenen Selbstliebe zu tun hatte. Diese ist erst nach und nach gewachsen.

In dem Lied „Laura“ wird ein kleines Mädchen von einem Hund gerettet, beschützt und getröstet. Erinnerst du dich an eine Situation, in der du ein Tier getröstet hast?

Wenn ein Tier – ein zahmes Haustier – sich z. B. verletzt und ich das sehe, nehme ich es in den Arm, halte und streichle es. Tiere reagieren von sich aus eher archaisch, indem sie nach ihrem Instinkt handeln, und können mein Handeln tröstend wahrnehmen, weil ich in dem Moment ja auch als Mensch archaisch handle.
Ich denke, dass ich da schon öfter richtig reagiert habe, indem ich ein Tier in so einer Situation gestreichelt und geknuddelt habe.

Du wohnst im Grazer Bezirk Mariatrost. Das steht für „Trösterin der Betrübten“ (Maria Consolatrix). Welche Rolle spielt die Gottesmutter für dich?

Eine sehr große Rolle - und unter anderem zählen die Marienlieder zu den schönsten Liedern in der Musikgeschichte.
Ich singe vier verschiedene „Ave Maria“. Wenn ich ein Kirchenkonzert mit dem „Ave Maria“ von Bach-Gounod beschließen kann, habe ich die Gottesmutter vor Augen. Ich brauche solche Bilder in meinen Liedern, die ich auch in Kirchen finde, z. B. in der Lourdes-Kapelle in der Mariatroster Kirche, in der dargestellt ist, wie Maria der kleinen Bernadette erscheint. Früher schuf man solche Bilder, weil die Menschen oft nicht lesen und schreiben konnten, und mich ergreifen solche auch heute noch ganz stark. Diese Bilder sind wichtig für Fantasie und Vorstellungsvermögen.
Außer als Musikerin bin ich auch als Malerin künstlerisch tätig und drücke dabei sehr direkt aus, was ich mit dem inneren Auge sehe. Genauso möchte ich auch mit meinen Liedern innere Bilder erzeugen, die berühren.

In den letzten Monaten hast du viel Zeit in Mariatrost verbracht. Welche Dinge in Haushalt und Garten magst du so gar nicht machen?

Ich mache alles gerne, aber eben zu 300%. Und wenn ich zur Hausarbeit schreite, dann mache ich es auch richtig!

Wie kannst du neuen Mut schöpfen, wenn er dich verlässt?

Da habe ich meine drei Stützen – meine Familie, meine Heimat und meinen Glauben.
Und je nach Thematik – wo ich den Mut verloren habe – kann ich es mit meinen Lieben besprechen, gehe also zur Familie, oder ich gehe in die Kirche oder bete, wo ich gerade bin, wenn ich es keinem Menschen anvertrauen will. Und wenn ich irgendwo weit weg bin, dann bemühe ich mich, rasch heimzukommen.
Das hängt also immer von der Thematik meiner Verzweiflung oder der Geschichte ab, die ich gerade erlebt habe.

Gehörte für dich Mut dazu, in dieser schwierigen Zeit die DVD zu „Ganz still“ zu drehen?

Nein, Mut nicht, weil wir alle Regeln eingehalten haben. Aber wir mussten lange auf die Bewilligung für den Dreh warten und für mich war es das Schönste, was man mir sagen konnte, als ich erfuhr, dass wir drehen dürfen! Wir sind sehr respektvoll mit dieser Dreherlaubnis umgegangen, aber auch sehr dankbar.

Ihr habt in Sachsen gedreht. Gibt es einen Ort, der dir als Kunsthistorikerin dort besonders gut gefällt?

Dresden ist für mich nicht nur ein Kleinod, sondern ein „Großod“.
Im Lauf meiner Karriere habe ich die Frauenkirche im Wiederaufbau mitwachsen gesehen.
Jedes Jahr führte mich meine Tournee in den Kulturpalast nach Dresden. Dort ist der Cateringraum ganz verglast und man sah direkt hinüber zur Frauenkirche. Ich habe jedes Jahr mitverfolgt und fotografiert, wie die Kirche gewachsen ist.
Es gibt auch ein Bild von mir, wie ich vor der noch halb eingerüsteten Frauenkirche stehe. Und auch wenn ich die gesamte Stadt sehr schön finde, so ist doch diese Kirche für mich der Hauptanziehungspunkt von Dresden.
Beim Dreh selbst war es Schloss Moritzburg – das ist ein Traum!
Jahrelang sah ich auf der Autobahn das Schild „Schloss Moritzburg – nächste Ausfahrt“, aber nie war es möglich hinzufahren. Nun durfte ich sogar dort drehen!

„Ohne Angst wirst du siegen“ heißt es in dem Lied „Heb dein Herz“.
Wie besiegt man die Angst?

Indem man hinterfragt, was einen ängstigt. Und indem man sich mit diesem Thema beschäftigt und es nicht unter den Teppich kehrt. Denn nur dann, wenn ich mich dem stelle, was mich aus der Bahn geworfen hat, habe ich die Chance, eine Lösung zu finden.
Wenn ich es wegschiebe, wird es in den Gedanken, in der Seele und im Herzen bleiben. Daher: aussprechen und hinschauen – nicht wegschauen!

Wann im Leben musstest du mutig sein?

Vor einigen Jahren wartete ich bei einem Zeltfest hinter der Bühne auf meinen Auftritt. Dabei beobachtete ich, wie Jugendliche in der Wiese „gaudehalber“ Flaschen zerschlugen. Ich wusste, dass ich jeden Moment auftreten sollte, doch ich stellte mir vor, wie kleine Kinder barfuß oder Hunde in die Glasscherben steigen und sich verletzen.
So ging ich – mitsamt meinem Mikrofon – zu den Jugendlichen und fragte sie, ob das der Ausdruck ihrer Pseudostärke sei? In Wahrheit sei das nur ein Armutszeugnis, denn es sei Schwachsinn!
Ich war plötzlich wieder die Lehrerin von damals und habe ihnen einen Vortrag gehalten. Sie haben mich groß angeschaut und wahrscheinlich gedacht, „sie knutscht ein Elch“. Aber anscheinend waren sie von meiner Stärke so überzeugt, dass sie angefangen haben, die Glasscherben wieder einzusammeln, und gaben mir recht.
Wenn Unschuldige in Gefahr sind, dann geht es meist mit mir durch und ich werde zur Löwin!

Worüber Monika Martin gerade jetzt gerne mit dem Schicksal reden würde, erfahren Sie morgen hier in der Fortsetzung unseres Gesprächs... ;-)

Die Lieder, über die Monika Martin hier sprach, sowie viele Videos findet man auf der CD „Ganz still“ und der zugehörigen DVD (im Fachhandel und über Internet erhältlich, z. B. hier). Wie groß die Freude der Menschen mit diesen Liedern ist, zeigen die Charterfolge – die DVD erreichte Platz 1, die CD Platz 5 in Deutschland und Platz 6 in Österreich.

Die Clubkonzerte finden seit Anfang 2020 in kleinem Rahmen in einem schönen Konzertraum im Herzen von Graz statt, wo Monika Martin zu speziellen Themen ganz besondere Lieder auswählt und singt, die sie durch Geschichten aus ihrem Musikerleben ergänzt.
Durch die Umstände der letzten Monate verlegte sie diese Konzerte ins Internet, wobei es dank einer Zoom-Konferenzschaltung nicht nur möglich ist, sie zu hören und sehen, sondern auch mit ihr zu kommunizieren.
Für die Zukunft sind - sobald das wieder möglich ist - zusätzlich Unplugged-Konzerte in diesem Konzertraum geplant sowie „Restaurant-Konzerte“ in Zusammenarbeit mit ausgesuchter Gastronomie. Weitere Informationen zu diesen spannenden Projekten findet man auf der Homepage der Künstlerin (HIER).

Monika Martin - Cover der neuen CD | Foto: Jan Weskott / Telamo
Dieses Foto von sich verwendet Monika Martin als Hintergrundbild auf ihrem MacBook (siehe Frage 7). | Foto: Phil Meinwelt / Telamo
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