Derbygeplänkel

Das Stadtduell aus schwarzer und aus roter Fan-Sicht

Am Mittwoch, 19. Oktober 2022, hat das Warten ein Ende. Doch bevor Blackies und Rotjacken in Liebenau zum 131. Duell auflaufen, hat MeinBezirk.at zwei ehemalige Kollegen um ihre Perspektive auf das Grazer Derby gebeten.

GRAZ. 15 lange Jahre sind vergangen, seit die beiden Stadtklubs GAK und SK Sturm zuletzt aufeinander getroffen sind. 15 Jahre, die nicht nur das Fußballgeschehen verändert haben, sondern auch jene Menschen, die hautnah darüber berichtet haben beziehungsweise es noch tun. Zwei davon haben ihre Gedanken und ihre Vorfreude auf das große Wiedersehen in der Merkur Arena zu Papier gebracht.

Heri Hahn war von 2003 bis 2012 Redakteur bei der Woche. Er veröffentlichte 2013 die Biographie von Mario Haas („Der Besteste“). Konterpart Dieter Demmelmair war von 2004 bis 2010 Teil der Woche-Redaktion, seit 2014 ist er ehrenamtlich als Autor für die GAK-Homepage tätig. Legendär waren die Schlagabtausche in der Sportredaktion zwischen den beiden eingefleischten Fußball-Fans und Freunden. Und auch wenn sie heute nicht mehr hautnah darüber berichten, die Leidenschaft für ihre Vereine bleibt – für immer.

Leidenschaft, Leidenschaft, das Tal der Tränen und Respekt

von GAK-Anhänger Dieter Demmelmair

Es ist dieser fast magische Moment: Ich stehe in der Kurve. Da sind ein paar Leute dabei, mit denen ich eher nicht privat auf ein Bier gehen würde. Und es sind viele dabei, mit denen ich das am liebsten täglich tun würde. Dann ist es wieder da, dieses Gefühl: Sie alle sind meine Freunde! Jetzt gerade und jedes Mal, wenn wir hier stehen! Diese Fans investieren so unglaublich viel Zeit und Herzblut in ihren, in unseren Verein. Und weil ich das weiß, habe ich – in bester Osim’scher Tradition – Respekt vor den Fans des SK Sturm, vor jenen Menschen, die ebenfalls voller Leidenschaft ihren Verein unterstützen. Und die hoffentlich alle die Werte des von mir verehrten Ivan Osim mittragen.

Was uns unterscheidet? Um heute in Liebenau gegen Sturm spielen zu können, mussten wir den Umweg über das Tal der Tränen (liegt irgendwo zwischen Gralla, Gurten und Gamlitz) machen. Unser Wien befand sich in Wildon, unser Salzburg in Seiersberg und statt nach Rom fuhren wir nach Radkersburg. Wir haben das mit Stolz und vor allem mit Demut getan. Das kann uns niemand mehr nehmen.

Ich wünsche mir ein Fußballfest für alle heute. Solche Feste soll es wieder jedes Jahr geben. Und wenn das noch länger dauert? Kein Problem – denn seit wir fast tot waren, ist jedes GAK-Match ein Fest für mich. Und wenn wir heute verlieren? Dann singe ich noch lauter als sonst mit: „Oh Grazer AK, wir sind nur für dich da! Ob wir gewinnen oder verlieren: Sch...egal, wir lieben dich!“

Was uns seit 2007 in der Stadt gefehlt hat

von Sturm-Fan Heri Hahn

Es ist unglaubliche 15 Jahre her, als ich als Woche-Sportchef über das letzte Grazer Derby berichten durfte. Ich sehe das Tor noch vor mir: Ein Doppelpass zwischen Christoph Leitgeb und Mario Haas, der „Bomber“ legte sich den Ball kurz vor und traf mit einem „Spitz“ ins rechte untere Eck. Was seitdem passiert ist, weiß jeder Fan. Der Fußball hat sich stark verändert, auch die beiden Grazer Vereine könnten unterschiedlicher nicht sein.

Sturm ist die klare Nummer eins in Graz und das ist für mich als „Schwoaza“ gut so. Daran ist auch nicht zu rütteln, selbst eine Niederlage heute würde „uns“ von dieser Position nicht verdrängen. Der GAK hat in den letzten Jahren sehr viel richtig gemacht, der SK Sturm aber auch – vor allem seit das Duo Ilzer/Schicker die sportliche Verantwortung trägt.

Es gibt Fußballfans in Graz, die kennen die Atmosphäre eines Stadtduells gar nicht. Umso mehr muss man ihnen zeigen, wie beeindruckend es sein kann, und wie wunderschön es ist, wenn eine Stadt für 90 Minuten (oder mehr) pure (friedliche) Leidenschaft für zwei Klubs erlebt. Sturm spielte seit 2007 im Europacup gegen große Namen wie Juventus Turin, Ajax, Monaco, Eindhoven oder Lazio Rom. Für richtigen Gesprächsstoff und unvergessliche Emotionen sorgten aber meist die Partien gegen die Roten. Seit 2007 leider nicht mehr – das hat irgendwie gefehlt in dieser Stadt. Umso mehr will wohl keiner, dass wir weitere 15 Jahre auf das nächste Derby warten müssen.

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