Die Grazer Liebe zum Stocksport
Unternehmen als Weltmarktführer und eine Legende als Präsidentin: Der Eisstocksport ist eng mit Graz verbunden.
Als am 1. Juli 1934 in der Luttenberger Weinstube in Graz der Landesverband der Eisschützenvereine Steiermarks ins Leben gerufen wird, hatte der Eisstocksport bereits große Tradition: Seine Wurzeln reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Im 19. Jahrhundert entstanden dann erste Vereine, ab den 1920er-Jahren wurden Meisterschaften ausgetragen. Mit zahlreichen Pionieren und Aushängeschildern entwickelte sich Graz rasch zu einem Zentrum dieses in der Bevölkerung so beliebten Sport- und Freizeitvergnügens.
Postenkommandant räumt ab
Bei den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen (1936) wurde Eisstockschießen als "Vorführbewerb" – eine Vorstufe zum eigentlichen Olympiabewerb – ausgetragen. Im Zielschießen siegte Ignaz Reiterer, Kommandant des Gendarmeriepostens von Liebenau. Reiterer gewann damit eine symbolische Olympia-Goldmedaille und wurde bei seiner Rückkehr am Grazer Hauptbahnhof wie ein Held gefeiert. Das Spruchband, das ihm später überreicht wurde, trug die Aufschrift "Stock Heil dem ersten steirischen Olympiasieger".
Frauenpower auf dem Eis
Später machte dann eine Grazerin von sich reden: Silvia Tschiltsch. Bereits mit 14 Jahren trat die 1965 geborene Tschiltsch bei Staatsmeisterschaften an. 1987 wurde sie erstmals in die Nationalmannschaft einberufen, 1988 gewann sie mit ihrem Klub Weiz den ersten nationalen Meistertitel. Die größten Erfolge gab es in den 90er-Jahren: 1990 holte Tschiltsch bei der WM in Wien drei Medaillen, darunter Gold im Einzelziel- und im Mannschaftszielschießen.
1994 in Garmisch errang sie dann überhaupt gleich drei WM-Titel. Für die 1998 in Graz ausgetragene Eisstock-Weltmeisterschaft wurde sie damit zum großen Aushängeschild – sie gewann auch dort, zum Ausklang ihrer Karriere, eine Gold- und eine Bronzemedaille. Heute fungiert Tschiltsch als Präsidentin des Bundes Österreichischer Eis- und Stocksportler.
Vorzeigeunternehmen
Der Eisstocksport blieb im Grunde stets auf den alpinen Raum beschränkt – ein Grund dafür, warum ihm die Anerkennung als olympische Disziplin bis heute verwehrt blieb. Dennoch bietet der Sport zugleich auch Geschäftsmöglichkeiten. Zumindest für Unternehmen, die sich in der schmalen Nische durch besondere Qualität auszeichnen.
Dazu zählte das von der 2006 verstorbenen Eisstock-Legende Peter Temmel geführte Unternehmen "Tegra" (als Kürzel für „Temmel Graz“), das viele Jahre lang zu den größten Erzeugern von Eisstöcken zählte und Spitzenteams bei Welt- und Europameisterschaften mit Stöcken und Platten ausstattete. Heute noch ein Vorzeigebetrieb: Das 1963 von Erich Ladler gegründete Familienunternehmen Ladler mit Sitz in der Schippingerstraße. Ladler entwickelte seinerzeit den ersten Eisstock aus Stahl und Kunststoff – eine Revolution. Das Unternehmen gilt als Weltmarktführer in der Eisstockproduktion: Die Eisstöcke werden nicht nur in Länder im Alpenraum, sondern auch nach Russland, Kenia, Brasilien und Paraguay exportiert. Ladler ist auch mit einem eigenen Verein, dem ESV Ladler, im Stocksport vertreten.
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