Sturm-Legende erklärt
Warum es im Tor nicht nur auf die Größe ankommt
Dass heimische Torhüter zunehmend einen schweren Stand haben, sollte zu denken geben, meint Sturms letzter Meistergoalie Christian Gratzei. Mit MeinBezirk.at hat der gebürtige Leobener über Sturms neuen "Einser", modernes Tormannspiel und die Bedeutung der Körpergröße "im Kasten" gesprochen.
GRAZ/HARTBERG. Groß zu tun hatte Sturms neuer Keeper Kjell Scherpen beim 0:3-Liga-Auftaktsieg am Sonntag gegen die Wiener Austria nicht. Auffällig war der Schlussmann der "Blackies" aber allemal – wirkt doch so mancher gestandene Profi im Vergleich zu den Dimensionen des holländischen Hünen fast schon wie ein Nachwuchskicker. Zufall? Blickt man auf die Durchschnittswerte, findet man die größten Männer der Welt in den Niederlanden.
Doch selbst seine großgewachsenen Landsleute überragt der 23-jährige Scherpen mit seinen 2,06 Metern im Schnitt um stolze 22 Zentimeter. Eine Qualität, die im Spitzenfußball seit Jahrzehnten an Bedeutung gewinnt, aber längst keine Erfolgsgarantie darstellt, wie Christian Gratzei, der mit dem SK Sturm unter anderem 2011 österreichischer Meister wurde und inzwischen als Tormanntrainer bei Ligakonkurrent TSV Hartberg tätig ist, festhält. "Natürlich schauen sehr viele Bundesligisten und internationale Vereine auf die Größe der Spieler", weiß der gebürtige Leobener, "aber genauso wichtig ist ihre Athletik."
Als Außenstehender, wie Gratzei hervorstreicht, seien die Personalentscheidungen bei Sturm durchaus nachvollziehbar. "Ich glaube, dass sie eine richtig gute Strategie fahren, hungrige Talente zu holen, die sich für eine internationale Karriere noch entwickeln und beweisen wollen", so der frühere Publikumsliebling bei den Schwarz-Weißen.
Tormann-Ausbildung als Ansatzpunkt
Für junge österreichische Torleute, die derzeit aufgrund der steigenden Konkurrenz aus dem Ausland den Kürzeren ziehen, sei das zwar schade, die Erkenntnis für die Nachwuchsarbeit im gesamten Land aber essenziell. "Für heimische Tormänner wird es in unserer Liga teilweise eng und dann reden alle, dass beim Nationalteam eine klare Nummer eins fehlt. Ich sehe aber auch eine Chance darin", meint Gratzei, der dafür plädiert, bei der Ausbildung der rot-weiß-roten Kicker anzusetzen.
Dass sich seit seinen Anfängen beim DSV Leoben in den 1990er-Jahren das Tormannspiel athletisch und taktisch deutlich gewandelt hat, steht für den Hartberger Tormanntrainer außer Frage. Den "modernen Torhüter" als Prototyp gebe es aber nicht, so Gratzei: "Es kommt auf die Bedürfnisse der Mannschaft an. Zum Beispiel ist Jan Oblak bei Atletico Madrid ein super Goalie. Er würde mit seinen Qualitäten aber nicht zu Barcelona passen." Was ihm selbst in der aktuellen Spielzeit passen würde? "Ein spannendes Finale zwischen Hartberg und Sturm", lacht der österreichische Bundesliga-Torhüter der Jahre 2008 und 2011.
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