Halbjahresbilanz
Konjunktur des steirischen Handels bleibt angespannt
Die Situation des steirischen Handels ist durchwachsen, so viel steht nach dem ersten Halbjahr heurigen Jahres fest. Preissteigerungen, Inflation und die weiterhin hohen Energiepreise machen allen Handelsbranchen zu schaffen.
STEIERMARK. Der Höhepunkt der Teuerungswelle scheint überschritten. Nachdem die Inflation im ersten Halbjahr 2023 hierzulande auf 9,6 Prozent gesunken ist und die "Preisrallye" in Großhandel vorbei sei, komme auch der steirische Einzelhandel allmählich seiner inflationsdämpfenden Wirkung nach, heißt es seitens der Wirtschaftskammer Steiermark. Erwirtschaftet wurden im ersten Halbjahr des heurigen Jahres 17,2 Milliarden Euro. Was mit einem Umsatzplus von 0,6 Prozent erst einmal nicht schlecht klingt, stellt in der Realität – also unter Berücksichtigung der ganzen Preissteigerungen – ein Minus von 4,8 Prozent dar. Als die Handelssparte der WKO Steiermark am Donnerstag ihre Halbjahresbilanz vorstellt, ist die Stimmung gedrückt.
Große Unterschiede in einzelnen Handelsbranchen
„Wir sehen in den einzelnen Handelsbranchen mitunter deutliche Abweichungen“, berichtet Spartenobmann Gerhard Wohlmuth. Während der Blumenhandel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Umsatzzuwachs von +8,7 Prozent erwirtschaften konnte, sieht es im Elektro- und Möbelhandel ganz anders aus. Nachdem die Steirerinnen und Steirer während der Pandemie in dieser Branche noch sehr viel einkauften, ist nun ein Umsatzrückgang von -7,8 Prozent zu verzeichnen. Neben dem Blumenhandel erzielten auch der Spiel- und Sporthandel sowie der Einzelhandel mit Bau- und Heimwerkerbedarf Steigerungen des Absatzvolumens.
Stellenknappheit, Insolvenzen, Schließungen
Diese Entwicklungen führen "zu einer gewissen Trendwende am Arbeitsmarkt", so Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft. Nach zwei dynamischen Jahren fand das Beschäftigungswachstum im ersten Halbjahr 2023 ein Ende. Während die Zahl der Arbeitslosen im Handel in der Steiermark steigt (derzeit 3.952), werden die offenen Stellen – zurzeit sind es knapp 2.500 – im Handel rarer. Mit der Folge, dass immer mehr Betriebe, insbesondere im Einzelhandel, Insolvenz anmelden müssen. Zum Vergleich: Während im Vorjahreszeitraum 45 steirische Betriebe insolvent waren, sind es heuer bereits 50. In weiterer Konsequenz steige auch die Anzahl von Schließungendeutlich an, so die Handels- und Wirtschaftsexperten.
In der Halbjahresbilanz zieht die WKO Steiermark das Resumée einer Seit-bzw. Rückwärtsbewegung. Die Inflation befände sich nach wie vor auf einem hohen Niveau und die Konjunktur im Handel bleibe weiter angespannt.
„Vernunft statt Emotionen“
Für den Spartenobmann Wohlmuth stehe der Kampf gegen die Teuerungen somit weiters an erster Stelle, er appelliert an Gewerkschaften und Politik:
"Wir müssen den Teufelskreislauf der hohen Inflation durchbrechen. Dafür braucht es im Herbst Kollektivvertragsverhandlungen mit Vernunft statt Emotionen, speziell im Handel."
Gerhard Wohlmuth, Spartenobmann Handel, WKO Steiermark
Insbesondere die Energiepreise bereitet der Branche noch immer existenzielle Sorgen. Wohlmuth fordert "endlich Unterstützungsmaßnahmen in Form des längst versprochenen Energiekostenzuschusses II."
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