Ein Stück Gerechtigkeit – Gleichbehandlungsbeauftragte Sabine Schulze-Bauer in "Gefragte Frauen"

Ansprechperson: Sabine Schulze-Bauer ist Juristin und im Bereich der Gleichbehandlung tätig. Sie und ihr vierköpfiges Team sind steiermarkweit tätig und beraten hinsichtlich Diskriminierungen aller Art. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Ansprechperson: Sabine Schulze-Bauer ist Juristin und im Bereich der Gleichbehandlung tätig. Sie und ihr vierköpfiges Team sind steiermarkweit tätig und beraten hinsichtlich Diskriminierungen aller Art.
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Viele Menschen sind mit Diskriminierung konfrontiert. Seit 1997 gibt es in Österreich das Gleichbehandlungsgesetz, seit demselben Jahr das Büro der Gleichbehandlungsbeauftragten des Landes Steiermark. Dieses wird von Sabine Schulze-Bauer geleitet, die im WOCHE-Gespräch über die verschiedenen Tätigkeitsfelder, Lösungsmöglichkeiten und Zukunftswünsche spricht.

WOCHE: Wie weit sind wir in der Steiermark und Graz mit der Gleichberechtigung?
Sabine Schulze-Bauer: Es kommt darauf an, womit wir es vergleichen (lacht). Wir sind auf einem guten Weg, aber es gibt noch viel zu tun. Wir haben zwei Hauptbereiche: Zum Einen bieten wir Bediensteten des Landes Steiermark, Gemeindebediensteten und Personen, die sich um eine Anstellung bei diesen bewerben, Beratung an. Zum Anderen können sich alle Bürger an uns wenden, die vom öffentlichen Dienst diskriminiert werden. Weiters sind wir auch für Pflichtschullehrer und –innen zuständig.

Aus welchen Bereichen kommen die meisten Anfragen?
Wir beraten hinsichtlich Benachteiligung oder Belästigung aufgrund des Geschlechtes, des Alters, der ethnischen Abstammung, der Religion, einer Behinderung und der sexuellen Orientierung. Die Geschlechterdiskriminierung ist ein großes Thema, dabei legen wir viel Wert auf Frauenförderung.

Wie sieht diese konkret aus?
Wenn eine Stelle ausgeschrieben ist, streben wir eine Balance an. Bis das Verhältnis zwischen Frauen und Männern in Führungspositionen nicht 50:50 ist, werden Frauen für die Stelle bevorzugt. Dies natürlich nur, wenn die Frau gleich gut oder besser ist. Eine Frau wird für die Stelle nicht genommen, wenn der Mann besser qualifiziert ist. Ein anderes Thema ist auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was meistens auch Frauen betrifft.

Wo liegt der steirische Schnitt?
2016 hatten wir 3.372 weibliche und 3.079 männliche Landesbedienstete. In Führungspositionen sind aber 81 Frauen und 205 Männer. Also haben wir noch Aufholbedarf.

Was ist Diskriminierung?
Eine Benachteiligung, die ungerechtfertigt ist. Man kann nicht alles gleich behandeln und solange eine Entscheidung sachlich begründet ist, ist das keine Diskriminierung. Oft denken Menschen auch, dass es eine Diskriminierung war, weil sie es persönlich so empfinden oder aufgrund der sprachlichen Barriere nicht verstanden haben. Hier gilt es, aufzuklären und zu vermitteln.

Wie viele Anfragen behandeln Sie pro Jahr?
2016 waren es 216 Personen, die uns kontaktiert haben und im ersten Halbjahr 2018 haben sich bereits 178 Personen an uns gewandt. Manchmal dauert eine Beratung eine Stunde, manchmal fünf. In einigen Fällen begleiten wir über Wochen und Monate. Wir versuchen, immer Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind und unternehmen nie etwas, wenn es die Person, die uns um Hilfe gebeten hat, nicht will. Mir ist wichtig zu betonen, dass keinerlei Nachteile entstehen, wenn man uns kontaktiert.

Sie leiten das Büro seit 2005. Was hat sich seither verändert?
Das Bewusstsein ist ein anderes geworden. Mittlerweile wissen die Menschen, dass ihnen etwas zusteht, wenn ihnen Unrecht passiert ist und wollen dies auch durchsetzen. Auch Frauen trauen sich zu sagen, wenn sie etwa sexuell belästigt werden. Wir freuen uns, wenn wir ihnen dabei helfen können, ein Stück Gerechtigkeit für sie zu erkämpfen.

Was ist Ihr Zukunftswunsch?
Natürlich wäre es toll, wenn es das Büro für Gleichbehandlungsfragen nicht mehr geben müsste, weil Gleichberechtigung in allen Bereichen eine Selbstverständlichkeit wäre. Realistischer ist wahrscheinlich der Wunsch, dass alle, die Hilfe brauchen, auch tatsächlich bekommen und sich von uns beraten lassen.

WOCHE-WORDRAP

Gleich ist ... nicht immer dasselbe.
Frauen und Männer ... brauchen und ergänzen sich.
Erfolg ... kommt durch Tun.
Eine große Frau ist ... Maria Theresia.

STECKBRIEF

Geboren am 22. November 1968
Zwei Kinder
Jus-Studium in Graz
Seit 1992 beim Land Steiermark
Seit 2005: Gleichbehandlungsbeauftragte des Landes
Kontakt: Burgring 4, 8010 Graz, Mail: gleichbehandlung@stmk.gv.at, Telefon: 0316/877-5841

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