Wechsel-, Joglland, Bucklige Welt
Neue Fälle von Mord, Totschlag, Unglück

Reinhard Ehrnhöfer hat kürzlich den zweiten Band seiner Trilogie "Mord, Totschlag und Unglück - im Wechselland, Joglland und in der Buckligen Welt" für den Zeitraum 1936-1951 herausgebracht.  | Foto: Ehrnhöfer
5Bilder
  • Reinhard Ehrnhöfer hat kürzlich den zweiten Band seiner Trilogie "Mord, Totschlag und Unglück - im Wechselland, Joglland und in der Buckligen Welt" für den Zeitraum 1936-1951 herausgebracht.
  • Foto: Ehrnhöfer
  • hochgeladen von Olga Seus

Nach dem ersten Band , der sich mit dem Zeitraum 1929-1936 beschäftigt, hat Reinhard Ehrnhöfer nun den zweiten Band der Trilogie „Mord, Totschlag und Unglück – im Wechselland, Joglland und in der buckligen Welt“ herausgebracht, der Tötungen und ausgewählte Unglücksfälle im Zeitraum 1936-1951 unter die Lupe nimmt. Geschrieben hat Ehrnhöfer, der grundsätzlich der Überzeugung ist, dass der Tod dem Menschen zumutbar ist, für jeden, der „mindestens 18 Jahre alt ist, sich für wahre Verbrechen und Menschenschicksale in `Alter Zeit´ interessiert und unsere Heimat und Geschichte noch besser kennen lernen will“.

ST. LORENZEN AM WECHSEL. Etlichen Rechercheaufwand hat Reinhard Ehrnhöfer hier aufgebracht, dem es ein Anliegen ist, an die alten Fälle zu erinnern. „Hinter jedem dieser Fälle steht ein Mensch. An diese Opfer will ich erinnern, ihnen mit dem Buch ein Denkmal setzen“. Dazu durchforstete er alte Totenbücher sowie Gendarmerie Postenchroniken, in denen alle aktenkundig gewordenen Fälle vermerkt wurden. Ergänzend sichtete er noch alte Zeitungsartikel und sprach u.a. mit Zeitzeugen, Nachkommen und Geschichtsexperten. Am Ende jedes einzelnen Falles ist zudem nachvollziehbar aufgelistet, woher die jeweiligen Informationen stammen.

Der frisch erschienene zweite Band von "Mord, Totschlag und Unglück" ist ab sofort in den Gemeindeämtern des Wechsel- und Jogllandes und in der Buckligen Welt sowie in ausgewählten Buchhandlungen erhältlich. | Foto: Olga Seus
  • Der frisch erschienene zweite Band von "Mord, Totschlag und Unglück" ist ab sofort in den Gemeindeämtern des Wechsel- und Jogllandes und in der Buckligen Welt sowie in ausgewählten Buchhandlungen erhältlich.
  • Foto: Olga Seus
  • hochgeladen von Olga Seus

Unglücksfälle

Ehrenhöfer behandelt insgesamt 57 Todesberichte aus 39 Gemeinden, wobei etliche stellvertretend für eine ganze Gruppe von ähnlich gelagerten Fällen stehen. So etwa der Unglücksfall des elfjährigen Josef L.s, der mit der Waffe des Vaters spielte und dabei aus Versehen seine dreijährige Schwester erschoss. Dies nutzt der Autor zur Ermahnung,. Dass mit „eine[r] Schusswaffe im Haus oder Hof, schlimme Dinge passieren können, wenn auch nur ein einziges Mal darauf vergessen wird, diese ordnungsgemäß und sicher zu verwahren.“ (S. 50).
Zu Herzen gehen dürften Fälle wie der nicht vollständig aufgeklärte des Siebenjährigen, der sich mutmaßlich im Wald verirrte und nicht mehr lebend heimkam (S.90) oder auch die des Hüterbubs, der dem durch eine Kriegsverletzung einäugigen Bauern in die Sense lief (S. 291).

Gewaltverbrechen

Das Hauptaugenmerk bei der Auswahl liegt aber auf Gewaltverbrechen wie der im Streit von einer Zaunlatte erschlagene Franz Schober,(S. 119), oder der im Zuge eines Raubüberfalls erstickte Peter Kogelbauer. (S. 29)

Die Rückseite des 312  Seiten umfassende Hardcover-Buches.  | Foto: Olga Seus
  • Die Rückseite des 312 Seiten umfassende Hardcover-Buches.
  • Foto: Olga Seus
  • hochgeladen von Olga Seus

Im Gegensatz zu den Fällen aus Band I kann Ehrnhöfer eine vielfach zu beobachtende  „Verrohung“ durch den zeitgleich wütenden Zweiten Weltkrieg ausmachen: . „Auch in dieser Zeit kam es zu fürchterlichen, teilweise bis zum heutigen Tag nicht aufgeklärten Gewaltverbrechen und ein Menschenleben schien nicht viel zu zählen. Kriegsverbrechen habe ich explizit ausgelassen bzw. nur einige Einzelfälle exemplarisch herausgegriffen“, so der Autor. Ein solcher Einzelfall ist die Geschichte der Zäzilia Pichlhöfer, die, nachdem sie sich einer Vergewaltigung entzogen hatte, von Russen gezwungen wurde, ihr eigenes Grab zu schaufeln, und zuletzt erschossen wurde (S. 201). Ebenso betroffen machen aber auch etliche Fälle von ideologiebasierten erweiterten Selbstmorden wie der Fall des NSDAP-Ortsgruppenleiters Franz Ernst, der 1945 aus Angst vor den Russen sich und seine siebenköpfige Familie nebst einer Dienstmagd erschoss (S. 172).

57 Fälle werden im zweiten Band behandelt, etliche stehen exemplarisch für ähnlich gelagerte weitere Fälle.  | Foto: Olga Seus
  • 57 Fälle werden im zweiten Band behandelt, etliche stehen exemplarisch für ähnlich gelagerte weitere Fälle.
  • Foto: Olga Seus
  • hochgeladen von Olga Seus

Gegen das Vergessen

Einfühlsam schmückt Ehrenhöfer die Geschichten aus, ergänzt Details wie Kleidungsstücke, die er im Gespräch mit Zeitzeugen erfragt hat. Schließlich sollen die einzelnen Fälle „gut lesbar“ sein. „Natürlich beeinflusst auch mich diese mittlerweile über 6 Jahre gehende, sehr intensive Beschäftigung mit dem Tod auf eine gewisse Art und Weise. Doch sehe ich mich einerseits als Anwalt dieser Toten, der ihr Grundrecht auf Erinnerung verteidigt, und andererseits habe ich auch ganz oft gesehen, dass das Leben einen Weg findet, auch nach den schlimmsten Vorkommnissen weitergeht.“, so Ehrnhöfer, der schon in Vorarbeiten zum dritten Band steckt, der sich mit Todesfällen von 1850-1919 beschäftigen wird.

Reinhard Ehrnhöfer sieht sich mit seinem Werk als "Anwalt dieser Toten, der ihr Grundrecht auf Erinnerung verteidigt". | Foto: Ehrnhöfer
  • Reinhard Ehrnhöfer sieht sich mit seinem Werk als "Anwalt dieser Toten, der ihr Grundrecht auf Erinnerung verteidigt".
  • Foto: Ehrnhöfer
  • hochgeladen von Olga Seus

Ein weiteres Resultat aus seiner Arbeit ist der Einsatz für Wegkreuze und Marterl. „Mit jedem umgefallenen Wegkreuz und jedem abgemorschten, verfallenen Bildstock bzw. Bildbaum verschwindet ein Menschenschicksal und die dazugehörige Geschichte.“, so Ehrnhöfer,der mit neuen und erneuerten Gedenktafeln gegen das Vergessen und die falsche Scham sowohl auf Täter- wie auch auf Opferseite angehen will. Schließlich gehe es nicht um Anklage, Nachkommen könnten nicht das Geringste für einen mordwütigen Verwandten. 

"Jemand, der einen Mord begeht, hat aus meiner Sicht sein Leben verwirkt. Früher gab es oft noch die Todesstrafe, mindestens aber, ebenso wie heute, eine langjährige Haftstrafe, die Täterin bzw. Täter nach Verbüßung der Strafe schließlich in eine Welt entließ, die sie bzw. er nicht mehr kannte. Zugleich war eine solche Person auch nach der Haft vielfach geächtet und zog oft fort. Wenn ich hier auch eine gewisse abschreckende und damit gewaltpräventive Wirkung mit meinem Werk erzielen kann, so halte ich das grundsätzlich und aufgrund gegenwärtig zu beobachtender Entwicklungen als sehr wichtig und sinnvoll und freut mich das natürlich zusätzlich“, so Reinhard Ehrnhöfer .

Erhältlich ist das 312 Seiten umfassende, zahlreiche Fotos und Abbildungen beinhaltende Hardcover-Buch ab sofort in den Gemeindeämtern des Wechsel- und Jogllandes und in der Buckligen Welt sowie in ausgewählten Buchhandlungen.

Auch interessant:

„Weil´s sicher nicht Wurscht is“
Tu etwas, bevor es passiert - Recht auf gewaltfreies Leben
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Der Badesee Pinggau wird bereits gefüllt; wenn das Wetter passt, wird der Start in die Badesaison Ende Mai erfolgen. | Foto: L. Bartsch
5

Ortsreprortage Pinggau
Projekte vom Badesee bis zur Feldsiedlung

In der Marktgemeinde Pinggau sind zurzeit gleich mehrere wichtige kommunalpolititsche Projekte in Umsetzung. PINGGAU. Vom Badespaß über die Schaffung von Baugründen bis zur Sicherung der Wasserversorgung reichen die aktuellen Projekte, mit denen Bürgermeister Leopold Bartsch und seine Kollegen im Gemeinderat beschäftigt sind. Badespaß ab Ende Mai Nach zweijähriger Pause wird zurzeit der Badesee Pinggau sprichwörtlich aus dem „Dornröschenschlaf wachgeküsst“ und fit für die kommende Badesaison...

  • Stmk
  • Hartberg-Fürstenfeld
  • Alfred Mayer

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.