Vor 50 Jahren - das "Wunder von Amras" und der Beginn religiöser Vielfalt

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"Möge dieses Gebäude etwas dazu beitragen, die Kultur, die geistige Einigkeit und den Glauben der Menschen in dieser schönen Stadt zu fördern…. "

"Möge nur Wahrheit von diesem Pult verkündigt werden. Mögen diejenigen, die hierher kommen, fähig sein, Dich im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Mögen sie sich an den kulturellen Tätigkeiten und dem geistigen Aufbau erfreuen."

Dies sind nur zwei Auszüge aus dem Weihegebet welches von Apostel Ezra T. Benson am 5. September 1965 im Beisein von Bürgermeister DDr. Alois Lugger und Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Karl Kunst gesprochen wurde. Damit war das Gemeindezentrum der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage („Mormonen“) in Innsbruck/Amras termingerecht eröffnet.

Dass dieser Termin gehalten werden konnte, grenzt an ein Wunder. So schildert es der Zeitzeuge Manfred Hermann, der damals als Baumissionar am Bau beteiligt war. Denn der Bau hätte über die Wintermonate eingestellt werden müssen, wenn die frisch installierte Heizungsanlage nicht funktioniert hätte. Tage- und nächtelang versuchte der dafür zuständige Techniker die Relais in der richtigen Ordnung zu schalten, doch vergebens. Er wollte jedoch nicht aufgeben und begann zu Beten und seinen Glauben zu aktivieren. Dann erschienen an diesem Morgen dem Wunder von Amras zufolge, drei Männer aus dem Nichts. Sie erklärten kurzerhand die richtige Umsetzung der Schaltpläne und waren anschließend genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. Es konnte nie ermittelt werden, wer diese Männer wirklich waren, woher sie gekommen und wohin sie gegangen sind. Nach zwei Stunden lief die Heizung und der Bau konnte fortgesetzt werden.

Ernst Husz, ein weiterer Zeitzeuge, beschrieb die Umstände, die zum Kirchenbau geführt haben. Dazu zählt auch die staatliche Anerkennung der Kirche Jesu Christi HLT im Jahre 1955. Dieser Akt war für die damals junge zweite Republik Österreich bahnbrechend und ebnete den Weg für die Anerkennungen weiterer Religionen.

Nun - 50 Jahre später - fand am Sonntag den 8. November ein durch religiöse Vielfalt geprägter Festgottesdienst statt. Die Vielfalt bestand darin, dass neben Vertretern der Kirchengemeinde und der Zeitzeugen ein politischer Vertreter der Stadt Innsbruck, sowie sechs Vertreter von unterschiedlichen Religionen den Gottesdienst im Sinne der oben erwähnten Zitate bereicherten.

Stadtrat Mag. Gerhard Fritz ging nach Übermittlung der Grüße von Bürgermeisterin Mag. Oppitz-Plörer auf die Kultur in dieser schönen Stadt ein. Diese hat sich in den letzten 50 Jahren zu einem Miteinander von Menschen aus über 100 Ländern entwickelt. Menschen, die die verschiedensten Sprachen sprechen und die unterschiedlichsten Religionen pflegen. Die geistige Einigkeit liegt im Miteinander der Religionen. Dabei erklärte Stadtrat Fritz, dass die Politik zwar die Rahmenbedingungen zur freien Religionsausübung geschaffen habe, sie sich aber nicht in die inneren Angelegenheiten und die Praktiken der Religionen einmische. Das einzige was sie von allen Religionen unisono fordere, ist die Verpflichtung, die Menschenwürde und die Rechte des Einzelnen in jeder Hinsicht zu respektieren und zu bewahren. Er lobte die gute Zusammenarbeit zu den und innerhalb der Religionen in der Stadt Innsbruck und meinte, dass dies als Basis für eine friedliche und gedeihliche Gesellschaft diene.

Die Vertreter der Religionen, Mag. Wolfgang Mischitz von der Römisch-Katholischen Kirche, Mag. Lars Müller-Marienburg von der Evangelischen Kirche, Max Valtingojer von der Neuapostolischen Kirche, Mag. Samir Redzepovic von der Islamische Glaubensgemeinschaft, Özgür Erdogan von der Alevitischen Glaubensgemeinschaft, Mag. Hugo Klingler von der Buddhistische Glaubensgemeinschaft und Robert Egger, Franz Mielacher sowie Maria Kaufmann von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, gingen weiter auf Inhalte ein, die dieses Haus und die Gemeinde als solches betreffen.

Mag. Mischitz überbrachte der Gemeinde die Glückwünsche und Grüße von Bischof Manfred Scheuer. Er hob dabei die Wichtigkeit des Kirchenzentrums hervor, in dem nicht nur die religiösen Aktivitäten, sondern auch die Dienstleistungen an der Gesellschaft, wie z.B. die zur Verfügung Stellung des Gebäudes als Wahllokal, den darin dienenden Menschen zur aktiven Gottesverehrung verhelfen.

Pfarrer Müller-Marienburg, der Superintendent Olivier Dantine vertrat, würdigte die Vorbildwirkung der Mormonen in ihrer Praxis der Missionsarbeit. Wenn junge Menschen eineinhalb bis zwei Jahre sich dem Dienst in der Missionsarbeit weihen, dann fördert dies nicht nur ihre religiöse Standfestigkeit, sondern besonders auch die religiöse Sprach- und Diskursfähigkeit. Die Folge ist ein besserer und respektvollerer Umgang mit anderen Religionen.

Die übrigen Religionsvertreter sind auf den gedeihlichen Umgang der Mormonen mit den anderen Religionen und der Religionen untereinander eingegangen. Diese gemeinsame Arbeit mache Innsbruck zu einer Vorzeigestadt. Ob es sich dabei um die Abendländischen oder die Morgenländischen Religionen handle, die Zusammenarbeit in der Multireligiösen Plattform Innsbruck ist erfolgreich und zukunftsorientiert. Auch die gemeinsame Jugendarbeit, wie z.B. die in diesem Jahr veranstaltete multireligiöse Sarajevo-Jugendfahrt, fördert das Miteinander in der jungen Generation.

Maria Kaufmann hob in ihrer Wortmeldung den 11 Glaubensartikel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hervor, der besagt, dass wir das Recht beanspruchen, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und wir allen Menschen das gleiche Recht zugestehen, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.

Der Hausherr, Pr. Robert Egger, erklärte wie das Haus mit all seinen Funktionen auf die Bedürfnisse der Familie eingeht und dass sich alles bei den Mormonen um eine gedeihliche Familie dreht.

Präsident Franz Mielacher vom Pfahl (=Diözese) Salzburg verkündetet folgende Wahrheit vom Pult der Kapelle. Die Kirche Jesu Christi HLT bekennt sich nicht nur zu 100% zu Jesus Christus, sondern ist auch bemüht, Menschen, die diesen Bedarf erkennen, näher zu Christus zu bringen. Denn bei den vielen Verletzungen, die Menschen zugetragen werden, bedarf es einer Heilung von innen und nicht nur einem Pflaster von außen.

Alle Anwesenden fühlten sich nach dem zweistündigen Festgottesdienst, der mit Musik, Gesang, Gebet und Einkehr (Abendmahl) durchmischt war, geistig erbaut und erfreut und zeigten einen regen Informationsaustausch beim anschließenden Buffet. So hat es sich wieder einmal bewahrheitet, dass durch dieses Gebäude die Kultur, die geistige Einigkeit und der Glauben der Menschen in dieser schönen Stadt Innsbruck gefördert wurden.

Wo: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen), Philippine-Welser-Strau00dfe 16, 6020 Innsbruck auf Karte anzeigen
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