Interview der Woche
Aksel Lund Svindal – der Unbeugsame

Interview mit Skisportlegende Aksel Lund Svindal | Foto: Thomas Flatt
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INNSBRUCK. Gestern Abend ging die Premiere des Dokumentarfilms von Skilegende und Norweger Aksel Lund Svindal im Metropol Innsbruck von der Bühne. In einem exklusiven Interview mit dem ehemaligen norwegischen Skirennfahrer hat BezirksBlätter-Redakteurin Ricarda Stengg tiefe Einblicke in sein Leben erhalten.

„Ohne meinen Vater, meinen Bruder und mein Skiteam wäre ich heute nicht da, wo ich bin.“ -Aksel Lund Svindal

Nach seinem schweren Sturz in Kitzbühel entscheidet sich Aksel Lund Svindal seine Karriere trotz möglicher Folgeschäden fortzusetzen. Diese Dokumentation begleitet die letzten Saisonen von Aksel, seiner Familie und seinem Team, mit allen Höhen und Tiefen. Aus rund 500 Stunden Filmmaterial erschuf Produzent Filip Christensen eine Dokumentation, die bewegender nicht sein könnte. Ganze fünf Jahre war er stets an Aksel's Seite und erlebte die schwersten, aber auch schönsten Momente seiner bisherigen Karriere mit.

Aksel Lund Svindal beim Interview im Metropol Innsbruck | Foto: Ricarda Stengg
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Produzent von „Aksel“ Filip Christensen | Foto: Ricarda Stengg
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Anfänge einer unglaublichen Karriere

BezirksBlätter: Können Sie sich noch an den Moment zurückerinnern, als Sie das erste Mal auf Ski standen?
AKSEL LUND SVINDAL: Bereits mit drei Jahren habe ich damit begonnen, Ski zu fahren. Das ist schon sehr lange her, aber ich kann ich mich noch sehr gut an die Momente zurückerinnern, als mir meine Mutter das Skifahren beigebracht hat. Es mag zwar klischeehaft klingen, doch es ist eine witzige Tatsache, dass sich meine Eltern – sie waren damals beide Skilehrer – bei der Arbeit sozusagen kennengelernt haben. Man kann also sagen, dass meine skiaffine Familie eher eine untypische Familie für Norwegen und speziell meinen Heimatort ist, da die meisten bekanntlich das Langlaufen bevorzugen. Mittlerweile kann man jedoch sagen, dass das Skialpin fahren auch in Norwegen angekommen ist.

Wie alt waren Sie, als Sie bei Ihrem allerersten Rennen an den Start gingen?
Meine allerersten „Rennen“ bin ich bereits mit fünf Jahren gefahren, doch richtig gestartet hat das Ganze eigentlich mit sieben.

Filmstill von Aksel Lund Svindal bei der Abfahrt | Foto: Field Productions
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Lieblingsberge und die herausfordernde Streif

Welcher ist Ihr Lieblingsberg in Norwegen aber vielleicht auch hier in Innsbruck?
In Norwegen habe ich viel Zeit in Kvitfell verbracht, da hier auch der Ski-Weltcup stattfindet. In Geilo, einem Ort zwischen Oslo und Bergen, habe ich das Skifahren eigentlich gelernt. Hier haben meine Großeltern sogar eine kleine Hütte, doch hier war ich bereits seit vielen Jahren nicht mehr. Der Ort ist zwar wahnsinnig schön, doch die Berge sind im Vergleich zu Tirol eher flach. An Innsbruck finde ich es toll, dass man hier, egal auf welchem Berg man fährt, bis zur Stadt runtersieht. Das ist wirklich einzigartig.

Von allen Abfahrten, die Sie bisher meisterten, welche war die herausforderndste und welche ist Ihre Lieblingsabfahrt?
Eigentlich bringt jede Abfahrt und jedes Rennen eine gewisse Herausforderung mit sich. Jene Abfahrt bei meinem ersten Worldcup-Rennen war allerdings sehr schwierig für mich, da ich noch zu wenig Erfahrung hatte. Vor allem dann gleich Abfahrten wie beispielsweise jene in Kitzbühel zu bestreiten, war unglaublich schwer. Beim Hahnenkammrennen konnte es mir im Gegensatz zu vielen anderen Abfahrten einfach nicht gelingen, ausreichend Geschwindigkeit aufzunehmen.

„Als ich das erste Mal vor Abfahrt in Kirchberg stand, dachte ich mir einfach nur: NO WAY. Als ich dann ein Jahr später diesen Berg hinabfuhr, war es dann doch nicht mehr so schlimm. Also das Gefühl von Angst konnte ich relativ schnell überwinden.“ -Aksel Lund Svindal

Aksel Lund Svindal | Foto: Field Productions
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Starker Teamspirit

Wie haben Sie es geschafft, trotz all der Rückschläge aufgrund mehrerer Verletzungen, niemals aufzugeben? Hat das vielleicht auch was mit der Wikinger-Mentalität der Norweger zu tun?
Nein, also eigentlich hat mir mein Team sehr viel geholfen. Mein Team besteht aus meinen besten Freunden. Wenn man seine Karriere aufgibt und zurücktritt, dann gibt man auch das Leben, das man sich mit seinen Freunden aufgebaut hat, auf. Das war der Hauptgrund, warum ich die Entscheidung so lange vor mir hergeschoben habe. Es ist einfach nicht schön, im Zimmer mit Krücken herumzusitzen und zu warten, bis das Team vom Training wieder zurückkommt. Daher habe ich mich selbst immer wieder aufgerafft und weitergemacht.

Die perfekte Linie finden

In Ihrer Freizeit widmen Sie sich auch dem Freeriden. Was gefällt Ihnen daran und wo fahren Sie am liebsten?
Beim Freeriden geht es eigentlich darum, die besten Konditionen zu finden. Daher bevorzuge ich es, durch den Wald zu fahren, da man hier, auch wenn es mal schneit und die Sicht nicht so gut ist, trotzdem Spaß hat. Die Bäume zeigen einem den Weg. Am liebsten fahre ich wohl durch pudrigen Tiefschnee. Hier kann man im Gegensatz zum Skialpin fahren kreativ sein und die Dinge hinnehmen, wie sie sind.  Man kann seine eigene Linie kreieren und das fühlt sich einfach toll an.

Wenn Sie sich zwischen Freeriden und Abfahrtslauf entscheiden müssten, was würden Sie bevorzugen?
Schwere Frage, da beide Dinge komplett unterschiedlich sind. Dann müsste ich nämlich auch die Entscheidung treffen: Möchte ich der beste Skirennfahrer sein oder eben der beste Freerider? Die Antwort lautet: Abfahrtslauf, da dies auch mein Bereich ist. Das Schöne ist ja, dass ich mich ja nicht entscheiden muss, da ich beides machen kann.

Ungewohntes Gefühl

Wie fühlt es sich an, dass der Film über Ihre Skierfolge und Rückschläge durch Verletzungen nun auf den Kinoleinwänden zu sehen ist?
Ich bin unheimlich stolz auf den Film, den Filip und sein Team erschaffen hat. Doch ehrlich gesagt ist es komisch, eine Dokumentation von sich selbst im Kino zu sehen. Im Vergleich zu meinem Buch ist der Film nochmal was ganz anderes. Im Buch kann ich meine Geschichte auf eine andere Art und Weise erzählen, als sie auf der Leinwand ersichtlich ist.

Haben Sie den Film bereits gesehen und wenn ja, wie fühlte es sich an, die Dokumentation über Ihr Leben der letzten Jahre zum ersten Mal zu sehen?
Ja, ich habe ihn bereits gesehen und war unglaublich nervös. Nach den 1,5 Stunden war ich dann auch total müde, da es für mich sehr emotional ist, alles Revue passieren zu lassen und auf der Leinwand zu sehen. Bisher habe ich den Film erst dreimal gesehen und ich glaube, das ist genug für eine Weile. Ich glaube es ist nicht gesund, sein eigenes Gesicht zu oft im Kino zu sehen.

Trotz vieler Rückschläge hat der Vikinger nie aufgegeben. | Foto: Ricarda Stengg
  • Trotz vieler Rückschläge hat der Vikinger nie aufgegeben.
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„Just do it“

Welche Tipps haben Sie für alle Nachwuchs-Skirennfahrer?
Fahren, fahren, fahren. Es klingt zwar einfach, doch mein wohl bester Tipp für alle jungen Skirennläufer da draußen lautet: So viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln und so viel zu fahren wie es nur geht. Wer viel fährt, hat auch die Chance, ein guter Skifahrer zu werden. Natürlich muss man auch an seiner Technik arbeiten, doch Leute machen es oft komplizierter als es eigentlich ist. 

Wenn Sie Ihre Zeit nicht gerade auf den Skipisten verbringen, was tun Sie sonst noch gerne?
Im Sommer liebe ich das „Foiling“ (wie Surfen nur mit Segel) und gehe auch oft Radfahren. Und selbstverständlich muss auch ich arbeiten gehen, was übrigens auch spannend sein kann, wenn es etwas ist, das man gerne macht. Arbeiten ist immerhin nichts Schlechtes.

Blick in die Zukunft

Mit nur 38 Jahren blicken Sie auf eine mehr als erfolgreiche Skikarriere zurück. Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?
Klar habe ich Ziele, allerdings sind diese nicht so spezifisch wie es jene in der Vergangenheit waren. Schließlich muss ich keinen Wettbewerb mehr gewinnen. Mein Ziel ist es, mich weiterzuentwickeln und neue Sachen zu lernen. Es geht für mich nicht mehr darum, Ergebnisse zu erzielen, sondern darum, Neues auszuprobieren.

Unvergessliche Momente

Welchen Moment werden Sie nie vergessen?
Eigentlich gibt es mehrere: Olympia 2018 und mein letztes Rennen bei der Weltmeisterschaft in Norwegen 2019 sind jene Momente, die auch im Film gezeigt werden und, an die ich mich wohl ein Leben lang zurückerinnern werde. Ich werde wohl auch nie den Moment vergessen, als ich plötzlich gegen meine größten Idole wie Benjamin Raich und Hermann Maier an den Start ging. Ein Jahr zuvor hatte ich noch die Poster von ihnen an der Wand hängen und plötzlich trete ich gegen sie an.

Aksel | Foto: Ricarda Stengg
Primetime im Metropol Innsbruck: Aksel Lund Svindal und Filmproduzent Filip Christensen | Foto: Ricarda Stengg
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