Winterdienst
Diskussion über Schwerpunkte der Schneeräumung

- Innsbruck im Winter: Diskussion über die Prioritäten der Schneeräumung.
- Foto: Stadtblatt
- hochgeladen von Georg Herrmann
INNSBRUCK. Was wäre das Herz der Alpen im Winter ohne Schnee. Während sich der Tourismus in coronafreien Zeiten über die weiße Idylle freut und nicht nur Hobbyfotografen eine Vielzahl an Motiven haben, bewegt der Schnee in Innsbruck vor allem die Verkehrsteilnehmer. Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer zeigen sich mit der Schneeräumung unzufrieden. Und auch die Politik hat sich dem Thema angenommen. Wie genau vorgegangen wird, scheint jedoch noch nicht ganz geklärt zu sein. Vor allem sollen Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen verstärkt berücksichtigt werden.
Hindernisse
„Es freut uns, dass, vor allem in den Sozialen Medien, sehr viele Bürgerinnen und Bürger ihrer Sorge Ausdruck verleihen, dass Menschen mit Behinderungen durch die mangelhafte Schneeräumung vor schier unüberwindbaren Hindernissen stehen“, sind die Vorsitzende des Behindertenbeirates der Landeshauptstadt Innsbruck Elisabeth Rieder und die für die Agenden des Behindertenbeirates zuständige Stadträtin Elisabeth Mayr einer Meinung.
Abgesehen von der Beeinträchtigung der Mobilität von Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern sind besonders blinde Menschen mit gefährlichen Situationen konfrontiert.
Sie orientieren sich nun an den Hauswänden und laufen meist ungebremst in die Dachlawinenwarnstangen und verletzen sich dabei nicht selten. Die Stangen stellen auch für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer oft eine Barriere da, die nicht umfahrbar ist. Zudem wird nur in der Mitte der Gehsteige geräumt und nicht der gesamte Gehsteig. Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer finden somit nicht den nötigen Platz vor um mit dem Rollstuhl am Gehsteig fahren zu können ohne mit einer Räderseite im Schnee stecken zu bleiben. Für blinde Bürgerinnen und Bürger sind gerade auch bei Schneelage die Signalknöpfe an den Ampelanlagen umso wichtiger, da oft die Aufmerksamkeitsfelder mit Schnee bedeckt sind und nicht erkannt werden können. Die Stangen mit den Knöpfen werden zusätzlich meist noch zugeschaufelt, obwohl die STVO in §31 Abs1 deren Freihalten vorschreibt, sodass der Knopf nicht gefunden werden kann. Ein Kreuzen der Straße ist somit erschwert und unter unnötiger Gefahr möglich.
Dass tiefer Schneematsch ein Durchkommen für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer erschwert, ein Kreuzen von Straßen oder Passieren von Schutzwegen teilweise unmöglich ist sowie sehr schmale geräumte Streifen den Fußgänger-Gegenverkehr erschweren, ist hinlänglich bekannt, und wird Jahr für Jahr erneut bemängelt.
Rücksichtnahme
Alle Bürgerinnen und Bürger profitieren von Rücksichtnahme auf Menschen mit Behinderungen
„Den Mitgliedern des Behindertenbeirates ist durchaus klar, dass nicht unverzüglich alle Wege und Kreuzungen passierbar sind und alle Problemstellen abgearbeitet werden können, jedoch könnte man sich viel Arbeit und auch Ärger ersparen, wenn man die Kreuzungsbereiche so räumen würde, dass sowohl die Aufmerksamkeitsfelder als auch die Ampelknöpfe gut erreichbar sind. Es profitieren nicht nur blinde Menschen und Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer bzw. Benutzerinnen und Benutzer von Rollatoren davon, auch gebrechlichere Menschen könnten dann den Knopf drücken, um eine längere Ampelphase zu erhalten, um sicherer und mit weniger Hast über die glatte Straße zu kommen“, betont Rieder, dass alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt profitieren würden und vieles gar keinen Mehraufwand benötigen würde, sondern vielmehr bloß ein zielgerichtetes sensibilisiertes Mitdenken und Handeln.
Bewusstseinsbildung
„Positiv ist jedenfalls, dass viele Menschen in der derzeitigen Situation erkennen, dass Menschen mit Behinderungen tatsächlich behindert werden. Hoffentlich bleibt diese Erkenntnis erhalten und verschwindet nicht mit der Schneeschmelze, denn die Behinderungen sind für diese Menschen 365 Tage im Jahr harte Realität und Alltag. Von einer tatsächlichen selbstbestimmten Teilhabe sind wir trotz großer Fortschritte immer noch weit entfernt“, hoffen Rieder und Mayr, dass die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung haften bleibt und damit das Verständnis für Maßnahmen zur Barrierefreiheit steigt.
Schneeräumkonzept
„Die ÖVP steht den Winterradfahrwegen grundsätzlich offen gegenüber, aber bevor wir überhaupt über eine Priorisierung der Schneeräumung bei den Radwegen diskutieren können, müssen wir das Schneeräumkonzept in der Tiroler Landeshauptstadt gesamthaft verbessern. Ich hoffe nicht, dass die massiven Beschwerden und die Probleme über die mangelhafte städtische Schneeräumung im Jänner schon spurlos in Vergessenheit geraten sind. Mehr Personal und bessere Räumgeräte gehören für die Winterdiensteinsätze der Stadt Innsbruck in Zukunft bereitgestellt, damit zeitnah Haltestellen, Gehwege und Hauptverbindungsrouten besser geräumt werden können. Erst die Pflicht, dann die Kür und nicht umgekehrt, ist auch bei der Schneeräumung oberstes Gebot“, so ÖVP-Stadtparteiobmann Christoph Appler zur erneut entfachten Diskussion über den Winterdienst und über die Schneeräumung bei den Radwegen.
Vereinheitlichung
Die NEOS Innsbruck haben bereits im Jänner Gemeinderat einen Antrag auf Vereinheitlichung der Schneeräumung gestellt. Dieser wird in der Februar Sitzung behandelt. "Die Schneeräumung auf Radwegen der Stadt ist zwei unterschiedlichen Ämtern unterstellt. Unterschiedliche Vorgaben führen dazu, dass die Radwege, die dem Amt für Grünanlagen zugeordnet sind, nicht schwarz geräumt werden, sondern weiß, also schneebedeckt bleiben und nur Splitt gestreut wird. Wir fordern eine einheitliche "schwarze" Schneeräumung des Radwegenetzes in der Stadt," erklärt Julia Seidl den Inhalt des Antrags. "Das Problem besteht seit langem und wird jeden Winter debattiert. Daher wollen wir endlich eine Veränderung bei den Zuständigkeiten und damit eine Lösung. Wir möchten die Schneeräumung des Radwegenetzes vereinheitlichen und dem Amt für Straßenbetrieb zuordnen," erklärt Seidl den Lösungsansatz der NEOS, "immer mehr Menschen nutzen im Winter das Fahrrad und wenn wir als Stadt fahrradfreundlichen werden wollen, müssen wir auch im Winter für angemessene Fahrbahnverhältnisse sorgen!"
Sichere Fahrbahnverhältnisse schaffen
"Beim Radmasterplan wird zwar aufgezeigt, welche Ämter zuständig sind, aber eine Zusammenlegung ist dort nicht verschriftlicht. Zwar ist dort die Rede von 'gleichberechtigte Behandlung von Fahrbahnen des allgemeinen Verkehrs und Radfahranlagen' aber eine Lösung, wie wir sie vorschlagen, fehlt. Wir hoffen, dass die von uns geforderte Veränderung der Zuständigkeiten und damit eine einheitliche Räumung vom Gemeinderat beschlossen wird! Die Verletzungsgefahr für Radfahrerinnen und Radfahrer durch komplett unterschiedlichen Fahrbahnverhältnissen auf einer Strecke ist sehr hoch. Alleine schon aus Gründen der Verkehrssicherheit muss die Schneeräumung zukünftig einheitlich erfolgen," argumentiert Seidl Julia.
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