Anzengruber
Bilanz nach einem Jahr Vize und das Streben nach dem Bürgermeistersessel

Nach der Angelobung zum Vize: Vizebürgermeisterin Uschi Schwarzl, Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler, Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, Bürgermeister Georg Willi.  | Foto: IKM
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  • Nach der Angelobung zum Vize: Vizebürgermeisterin Uschi Schwarzl, Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler, Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, Bürgermeister Georg Willi.
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INNSBRUCK. Vor einem Jahr wurde Johannes Anzengruber im Innsbrucker Gemeinderat mit 22 Stimmen zum zweiten Bürgermeisterstellvertreter gewählt. Seine Aufgabengebiete umfassen Tourismus, Soziales, Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheit, Markt- und Veterinärwesen, Land- und Forstwirtschaft, Allgemeine Sicherheit und Veranstaltungen sowie die Agenden der Berufsfeuerwehr. Anzengruber ist Mitglied im Ausschuss für Finanzen, Subventionen und Beteiligungen; Ausschuss für Stadtentwicklung, Wohnbau und Projekte und dem Stadtteilausschuss Igls. Seine Bilanz nach 365 Tagen Vize in Innsbruck.

Johannes Anzengruber im Coronaeinsatz. | Foto: Stadtblatt
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Das Stadtblatt-Interview

Stadtblatt: Herr Vizebürgermeister, vor einem Jahr wurden Sie zum Vizebürgermeister gewählt, Ihre Bilanz?
Johannes Anzengruber:
„Es ist eine schöne und verantwortungsvolle Aufgabe, für die Menschen in dieser Stadt arbeiten zu können. Gerade in der Kommunalpolitik sind die Möglichkeiten sehr groß und vielfältig. Innsbruck ist eine tolle Stadt mit hoher Lebensqualität. Diesen Wohlstand gilt es für künftige Generationen zu erhalten. Ich möchte dazu meinen Beitrag leisten. Angesichts der aktuellen Lage eine echte Mammutaufgabe.“

Kaum gewählt, stand die Corona-Krise auf Ihrer Tagesordnung, wie sieht Ihre Bilanz in Sachen Jahrestag Corona in Innsbruck aus?
„Als zuständiger Gesundheitsstadtrat war ich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Amt vom ersten Tag an voll gefordert. Wir haben die Lage bis jetzt gut im Griff und leisten mit unserer Unterstützung bei dem vom Land eingerichteten Teststraßen auch für das Land einen wichtigen Beitrag, damit dieser Virus einigermaßen kontrollierbar bleibt. Ohne Impfung wird es jedoch nicht gehen! Deshalb müssen jetzt die zugesagten Impfdosen her, damit wir wieder in unser altes Leben zurückkehren können.“

Abgesehen von den Herausforderungen in der Corona-Zeit, auf welche Maßnahmen sind Sie persönlich am meisten Stolz?
„Das Corona-Management hat mein politisches Handeln in den letzten zwölf Monaten nahezu rund um die Uhr dominiert. An dieser Stelle möchte ich auch den Mitarbeitern im Magistrat einen großen Dank für ihre Loyalität und verlässliche Arbeit in dieser herausfordernden Zeit aussprechen. Dieser Zusammenhalt macht mich sehr stolz und zuversichtlich, dass wir nach der Bewältigung dieser Pandemie wieder gut dastehen werden.“

Was würden Sie als größten Fehler in Ihrer bisherigen Amtszeit bezeichnen?
„Grundsätzlich ist niemand fehlerfrei. Ich übe das mir übertragene Amt jedoch jeden Tag mit großer Demut und Verantwortung aus und möchte dabei nicht nur verwalten, sondern auch etwas weiterbringen.“

2105 freute sich Anzengruber über die Auszeichnung zur "Genuss Hütte". Von links: Romed Giner, Radieschenprinzessin Julia Anzengruber, Hüttenwirt Johannes Anzengruber, Stefan Müßigang und Josef Schirmer | Foto: Stadtblatt
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Sie haben knapp vor der Wahl nach vielen Jahren die Arzler Alm zurückgegeben, wie sehr fehlt Ihnen das Gastronomie- und Almleben?
„Die Arzler Alm war – wie für viele Innsbruckerinnen und Innsbrucker – auch für mich und die Familie mein Wohnzimmer und Lebensmittelpunkt. Wir haben die Almwirtschaft über 19 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Mein bisheriger Weg war aber auch immer von neuen Entwicklungen geprägt. Ich habe neue Chancen gesucht und angenommen. Das Amt des Vizebürgermeisters kam eher überraschend. Mittlerweile bin ich jedoch angekommen und fühle mich darin sehr wohl.“

Vor der Wahl gab es einige VP-interne Diskussionen, wie ist die Stimmung derzeit im ÖVP-Gemeinderatsklub?

„Jeder hat seine Rolle gefunden. Wir ziehen hier innerhalb unserer Fraktion gemeinsam mit dem Seniorenbund an einem Strang. Diese Geschlossenheit kann ich nicht in allen Gemeinderatsklubs feststellen.“

Die politische Lage in Innsbruck darf als Krise bezeichnet werden, wie wird es in der Innsbrucker Politik weitergehen?
„Für Neuwahlen hätten die Bürgerinnen und Bürger kein Verständnis. Gerade im Sozialbereich sowie für Innsbruck als Wirtschaftsstandort stehen nach dieser Pandemie große Aufgaben vor der Tür. Hier wird die Politik weiterhin voll gefordert sein. Daher sollten wir in Innsbruck wieder mehr über Themen als Personen diskutieren. Hier erwarte ich mir auch vom Bürgermeister Deeskalation und Leadership.“

Wie hoch ist die Möglichkeit, dass Sie als Bürgermeisterkandidat bei der nächsten Gemeinderatswahl antreten?
„Die nächsten Gemeinderatswahlen in Innsbruck stehen planmäßig 2024 an. Bis dahin fließt also noch viel Wasser den Inn hinunter. Mein Anspruch und Ziel ist, den Bürgermeister-Sessel für das bürgerliche Lager zurückzuholen.“

Johannes Anzengruber, Christoph Appler, Franz X. Gruber | Foto: Stadtblatt
  • Johannes Anzengruber, Christoph Appler, Franz X. Gruber
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Hintergrund

Johannes Anzengruber (Wirtschaftsbund) kandidierte bei der GR-Wahl auf Platz 7 der VP-Liste. Aufgrund eines starken Vorzugstimmenerfolges zog Anzengruber in den Innsbrucker Gemeinderat ein und drängte dabei Christoph Appler als Listenfünften aus dem Gemeinderat. Anzengruber galt als Nachfolgehoffnung der VP, wurde jedoch im Jänner 2019 klubintern entmachtet. Im Jänner 2019 wurde Christoph Appler (Bauernbund) geschäftsführender Obmann der VP Innsbruck. Bei außerordentlichen Stadtparteitag 2019 am 22. April wurde er mit 89,21 % der Delegiertenstimmen zum zum siebten VP-Obmann in der Stadtgeschichte gewählt. Appler rückte 2013 nach dem Rückzug von Christoph Platzgummer für die VP in den Gemeinderat nach und ist in der aktuellen Periode Ersatz-Gemeinderat. Bei der Gemeidneratswahl 2018 kandidierte Appler auf den fünften Listenplatz. Am 23. Jänner 2019 wurde Appler geschäftsführender Parteiobmann und zog als Ersatzgemeinderat für Birgit Winkel, die sich „aus beruflichen Gründen“ beurlauben ließ, in den Gemeinderat ein und löste gleichzeitig Johannes Anzengruber als Klubobmann ab. Am 22. Jänner 2020 meldete sich Winkler aus dem "Urlaub" zurück und Appler war somit weder Gemeinderat noch Klubobmann. Inzwischen ist Appler wieder im Gemeinderat vertreten. Franz X. Gruber kam 2006 in den Gemeinderat, von 22. April 2010 bis 15. April 2012 war Gruber mit der Ablöse von Eugen Sprenger, 1. Vizebürgermeister von Innsbruck. 2012 war Gruber Spitzenkandidat der VP-Innsbruck, wurde aber knapp vor der Wahl von Christoph Platzgummer abgelöst. Die VP wurde stimmenstärkste Fraktion im Gemeinderat, war aber kein Teil der Koalition und ging in Opposition. Seit 16. Mai 2012 war Gruber daher als Stadtrat ohne Amtsführung Mitglied des Stadtsenates der Landeshauptstadt Innsbruck tätig. Nach der Gemeinderatswahl am 22. April 2018 formierte sich für die neue Innsbrucker Stadtregierung eine Vierkoalition, bestehend aus Grüne, Für Innsbruck, ÖVP und SPÖ. Bei der konstituierende Gemeinderatssitzung am 24. Mai 2018 wurde Gruber zum zweiten Vizebürgermeister der Stadt Innsbruck gewählt. Als Christine Oppitz-Plörer vom Gemeinderat abgewählt wurde, kam es zu einem Novum in der Innsbrucker Stadtgeschichte: Von 11. Oktober 2019 bis zur Neubestellung des Amtes Mitte November 2019 war Gruber zwar immer noch zweiter Vizebürgermeister der Stadt Innsbruck, aber auch gleichzeitig der einzige Vize.

Rückgabe

Johannes Anzengruber hat vor der Wahl zum Vizebürgermeister seinen bisherigen "Job" als Wirt der Arzler Alm aufgegeben und ist vom Pachtvertrag der Arzler Alm zurücktreten. Über Whatsapp und Facebook informiert Anzengruber über diesen Schritt. "Liebe Freunde, am 27. Februar erfolgt die Wahl zum Vizebürgermeister der Stadt Innsbruck, zu der ich als Kandidat der VP Innsbruck aufgestellt wurde. Ich habe bereits im Rahmen meiner Präsentation als zukünftiger Vizebürgermeister erklärt, dass ich meine berufliche Tätigkeit als Arzler Almwirt überdenken werde, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Ich stehe für eine saubere Politik. Deshalb habe ich gemeinsam mit meiner Familie beschlossen, dass wir mit meiner Angelobung aus dem Pachtvertrag der Arzler Alm zurücktreten werden. Das habe ich heute Bürgermeister Georg Willi mitgeteilt. Somit gibt es keinen Interessenskonflikt mehr und ich kann die definierten Resorts der Innsbrucker VP aus dem Koalitionsübereinkommen 1:1 übernehmen. Für meine Familie und mich beginnt eine neue Zeitrechnung. Wir blicken mit Wehmut, aber auch voller Zufriedenheit zurück auf die wunderbare Zeit und die vielen schönen Stunden auf der Arzler Alm. Wir hatten viele wertvolle Begegnungen und haben stets darauf geachtet Almwirte mit einer Top-Qualität zu sein. Meine Familie, allen voran meine Schwester, wird der Gastronomie in anderer Rolle aber auch zukünftig weiterhin erhalten bleiben. Über ihre Projekte wird sie euch informieren, sobald die Zeit dafür reif ist. Ich freue mich, Verantwortung für die Innsbruckerinnen und Innsbrucker zu übernehmen. Mit viel Motivation und mit vollem Einsatz werde ich mich um die Anliegen der Innsbrucker Bevölkerung kümmern."

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