Technologie-Innovation
Das sind die Gewinner des Jungunternehmerpreises

Christian Sommer, Christine Mair, Thomas Monz und Daniel Nigg von Alpine Quantum Technologies GmbH | Foto: Ricarda Stengg
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INNSBRUCK. Quantencomputer, die wenig Strom, Platz und keine erhöhten Vorsichtsmaßnahmen benötigen: Genau das ist die Idee des Jungunternehmens Alpine Quantum Technologies GmbH (AQT), das den 1. Platz des Jungunternehmerpreises 2020 in der Kategorie „Neue Ideen – Neue Produkte – Neue Märkte“ gewonnen hat.

Quantencomputer-Leistung für Alle

Das Unternehmen AQT wurde unter hunderten Kandidaten als einer der „Technology Pioneers“ des Weltwirtschaftsforums ausgewählt. AQT ist ein Spin-off der Universität Innsbruck und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, gegründet von den Quantenphysikern Rainer Blatt, Thomas Monz und Peter Zoller. Das Unternehmen entwickelt Hardware für Quantencomputer, die auf Ionenfallentechnologie aufbaut. Eine wachsende Rolle kommt dabei der Cloud zu: Wer das System testen möchte, kann mit seinem Laptop auf einen Rechner bei AQT zugreifen und einen Probelauf starten. Kunden kommen so mit minimalen Einstiegsbarrieren an die Leistung eines Quantencomputers, ohne das Gerät selbst besitzen zu müssen. Das erleichtert auch die Wartung: Taucht ein Problem auf, kann AQT es gleich vor Ort lösen.

Thomas Monz präsentiert stolz einen von insgesamt drei Quantencomputern, die sich in der Universität Innsbruck befinden. | Foto: Ricarda Stengg
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Was ist ein Quantencomputer?
Thomas Monz: Ein Quantencomputer kann unter anderem bei Problemen in Sinne von „aus sehr vielen Möglichkeiten die optimale Lösung finden“ klassische Rechner schlagen. Man denke an Logistik, aber auch Finanzbeispiele wie Portfolio-Management. Es gibt zusätzlich Anwendungen in der Physik, Chemie oder Biologie, von denen wir beispielsweise wissen, dass sie grob theoretisch funktionieren. Doch wir können sie nicht im Detail berechnen, und daher auch nicht kommerziell umsetzen. Ein Beispiel ist die Düngemittelherstellung, oder auch Supraleitung bei Raumtemperatur. Wenn man das allerdings schaffen könnte, wäre das wirtschaftliche Potenzial enorm. Man könnte rund 10 % des weltweiten Energiebedarfs senken.


Wer hatte die Idee, einen Quantencomputer zu entwickeln?
Thomas Monz: Wir wissen es gibt Probleme, die mit der Quantenmechanik zu beschreiben sind, und die wir auf keinem klassischen Computer nachstellen können. Daher kam die Idee auf, dass der Computer selbst den Regeln der Quantenmechanik folgen sollte, um diese auch beschreiben zu können. Diese Grundidee gab es schon länger. Aber niemand wusste, wie man sowas im Detail bauen sollte. Der allererste, der einen Bauplan auf den Tisch gelegt hat, war Professor Peter Zoller aus Innsbruck im Jahre 1995. Rainer Platt, damals auch Professor und Experimentalphysiker, hat genau in diesem Bereich gearbeitet und Zollers Vorschlag schließlich in die Praxis umgesetzt: Er hat einen der ersten Ionenfallen-Quantencomputer gebaut.

KnowHow in Praxis umsetzen

Erst danach sind laut Monz andere Plattformen wie Superconducting von Google usw. herausgekommen. „Natürlich haben wir hier gegenüber allen anderen einen Vorsprung gehabt und haben den auch in gewisser Richtung immer noch. Wenn wir das KnowHow haben, dann müssen wir was draus machen“, betont der Jungunternehmer. Und so hat im Jahr 2017 eigentlich alles begonnen: „2018 haben wir die Firma gegründet. Bis alles unter Dach und Fach war dauerte es bis 2019. In diesem Jahr hatten wir dann auch bereits die ersten zwei Mitarbeiter. Seit Ende 2019 sind wir von zwei auf 17 Mitarbeiter gewachsen – ein Team wie ich es mir kaum besser vorstellen könnte“, freut sich Thomas Monz über die Entwicklung seines Jungunternehmens.

Quantencomputer | Foto: Ricarda Stengg

Neue Anwendungsbereiche

Thomas Monz: Bei der Logistikoptimierung oder im Finanzbereich zum Beispiel, kann der Quantencomputer berechnen, welche Lösung die beste ist. Hier haben wir auch Partner, die das mitunterstützen. Wir stellen sozusagen die Hardware zur Verfügung und versuchen gemeinsam mit unseren Kunden herauszufinden, wie ein Projekt umgesetzt bzw. ein Problem gelöst werden kann und in welcher Zeitspanne dies überhaupt möglich wäre. Uns hat beispielsweise erst vor Kurzem ein Tischler angerufen, der wissen wollte, wie er einen Baum zuschneiden muss, dass so wenig Astlöcher wie möglich in den herausgeschnittenen Brettern enthalten sind. So ergeben sich immer wieder neue Anwendungsbereiche, die uns selbst nie in den Sinn gekommen wären.

Hinter den Kulissen: hier entstehen die Ideen des Jungunternehmens Alpine Quantum Technologies  | Foto: Ricarda Stengg
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Gibt es schon Pläne, was Sie mit dem Preisgeld des Jungunternehmerpreises 2020 machen wollen?
Thomas Monz: Im Sinne einer Gruppenklausur werden wir einen kleinen Firmenausflug ins Konferenzzentrum Obergurgl machen, um das Team zu stärken, die schöne Natur zu genießen und Pläne für die Zukunft von AQT zu machen.

Was sind die nächsten Schritte?
Thomas Monz: Wir haben jetzt unsere Prozessoren und verkaufen diese via Cloud-Zugang an akademische Kunden. Unser Ziel ist es, das System noch stabiler zu machen, sodass wir damit zu 100 % an die Cloud gehen können und somit eine breitere Menge an Kunden erreichen. Wenn dieser Schritt getan ist, können wir unsere Quantencomputer in größere Datenzentren einbauen, wo dann wieder die nächsten Stufe der Sicherheit, der Zugangsbeschränkung usw. erreicht werden soll. Wenn wir das geschafft haben, dann sind wir europaweit die ersten, die einen Quantencomputer gebaut haben, und das, mit zentralen Zulieferern aus Österreich und Deutschland.

Wäre für AQT auch der internationale Markt interessant?
Thomas Monz: Langfristig planen wir ein Tochterunternehmen in Amerika. Dafür bräuchten wir dann Büroräumlichkeiten in den USA und das Wichtigste dort: Mitarbeiter mit einem amerikanischen Pass.

Wie es also mit dem JUP-Gewinner AQT weitergeht, werden die nächsten Monate zeigen. Doch eines ist gewiss: Mit den Ideen und Möglichkeiten, die sich durch den Quantencomputer ergeben, stehen dem Jungunternehmen alle Türen der Welt offen.

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