Konjunkturbarometer verleitet zu leisem Jubel

Walter Bornett, Direktor der KMU-Forschung Austria, Franz Jirka, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk Tirol, und Ludwig Kössler, Spartengeschäftsführer (v. l.).
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  • Walter Bornett, Direktor der KMU-Forschung Austria, Franz Jirka, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk Tirol, und Ludwig Kössler, Spartengeschäftsführer (v. l.).
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Für die Wirtschaftskammer gibt die Entwicklung im Gewerbe und Handwerk Grund zum Jubel. Die Sparte konnte im Vergleich zum Vorjahr ihren nominellen Umsatz um 3,3 Prozent steigern. 
Die Entwicklung ist in Bezug auf das österreichweite Gewerbe und Handwerk zwar erfreulich, das Wachstum hinkt jedoch der Gesamtwirtschaft hinterher. Denn die gesamte Wirtschaftsleistung Österreichs (das BIP) ist im gleichen Zeitraum nominell um 4,5 Prozent gestiegen, geben Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria, Franz Jirka, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk, und Ludwig Kössler, Spartengeschäftsführer Gewerbe und Handwerk, bei der Konjunktur-Pressekonferenz in der Tiroler Wirtschaftskammer bekannt.

Reales Wachstum: 1,4 Prozent

Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung (Inflationsrate 2,1 Prozent) bedeutet dies ein reales Umsatzwachstum im Gewerbe und Handwerk von 1,4 Prozent (2016 gegenüber 2015: +1,7 Prozent). Das reale BIP legte im Vorjahr mit 2,9 Prozent um mehr als das Doppelte zu.

Bornett macht keinen Hehl um die Ursache dieser gebremsten Entwicklung: „Hauptgrund ist schlicht und einfach das Kapazitätsproblem – die Betreibe finden keine Leute. Der Fachkräftemangel ist eine der Hauptwachstumsbremsen“. Und auch Spartenobmann Franz Jirka ergänzt: „Die Auftragsbücher sind überall voll. Der Facharbeitermangel ist tagtäglich ein Problem. Das sind Versäumnisse von Jahren und Jahrzehnten!“

Zu viele Aufträge, zu wenig Fachkräfte

Rund 56 Prozent der Betriebe melden, durch den Fachkräftemangel betroffen zu sein. Doch wie viele Fachkräfte fehlen in Tirol wirklich? Walter Bornett schätzt, dass alleine im Gewerbe und Handwerk rund 3.000 hochqualifizierte Mitarbeiter fehlen. Am stärksten sei der Mangel im Baugewerbe und bei den Holzbranchen, wie Zimmereien und Tischlereien, zu spüren.

„Da ist in letzter Zeit einiges falsch gelaufen. Die Berufswahl ist hauptsächlich von den Eltern bestimmt – und da gab es in der Vergangenheit eben den Trend, die eigenen Kinder in Richtung Studium zu drängen.“ Dass sich das in Zukunft ändern muss, stehe für ihn außer Frage.

Fokus auf AHS-Abgänger legen

Kurzfristig, gibt Spartenobmann Jirka zu bedenken, könne das Problem nur durch die Anwerbung von bereits höher gebildeten Personen (z.b. mit AHS Matura) gelingen. „Wir brauchen die Besten der Besten, wo sich handwerkliches Geschick und Köpfchen gleichermaßen treffen. Da ist das Modell „Lehre nach Matura“ für uns der ideale Weg.“

Trendwende bei Lehrlingen

Leichte Zeichen der Erholung zeigen sich am Lehrlingsmarkt. Auch wenn es für jeden fünften Betrieb schwierig ist, geeignete Lehrlinge zu finden, scheint die Talsohle überwunden zu sein, wie Spartengeschäftsführer Ludwig Kössler erwähnt: „2017 haben wir im Gewerbe und Handwerk erstmals ein Plus verzeichnet, nämlich 2,6 Prozent. Das zeigt, dass die Maßnahmen bei der Berufsorientierung greifen“. Man werde aber auch weiterhin stark daran arbeiten, um in die Lehrausbildung zu investieren und damit das Image der Lehre weiter zu verbessern, so Kössler.

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