Gesund und ertragreich
Die steirische Edelkastanie ist weiter im Vormarsch

- Machen Gusto auf die steirische Edelkastanie (v.l.): Kastanienbauer Hannes Meißel aus Gundersdorf, Obstkönigin Kristin I., Obmann Johannes Schantl und Bierbrauer Wolfgang Dietrich aus Leutschach
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Die 2006 in der Steiermark gegründete Arbeitsgemeinschaft "Zukunft Edelkastanie" sieht ein großes Potential für die bessere Vermarktung der steirischen Edelkastanie. Mittlerweile haben Edelkastanien-Kulturen die Anbauflächen von Zwetschken, Pfirsich, Marille und Kirsche überholt. Bei der Produktentwicklung gibt es noch Luft nach oben.
STEIERMARK. Herbstzeit ist Kastanienzeit in der Steiermark. Doch was die Vermarktung und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der steirischen Edelkastanie in der österreichischen Küche betrifft, ist noch viel Luft nach oben vorhanden. Davon kann die Arbeitsgemeinschaft "Zukunft Edelkastanie" mit Obmann Johannes Schantl berichten. Der Verein zählt aktuell 138 Mitglieder aus der Steiermark.
Derzeit wird die Edelkastanie vorwiegend am Frischmarkt angeboten. Doch die steirische Edelkastanie kann viel mehr und hat genug Potential, um über den Handel das ganze Jahr über vermarktet werden zu können. Als Botschafterin will sich künftig auch die steirische Obstkönigin Kristin I. verstärkt einsetzen.

- Gebraten werden die Kastanien im Herbst am liebsten zu einem Glaserl Sturm genossen.
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Ein echtes "Superfood"
"Als Nahrungsmittel ist die Edelkastanie ein echtes 'Superfood'", betont Schantl und verweist auf die vielen Pluspunkte: Sie weist einen hohen Gehalt an Kohlehydraten in Form leicht löslicher Zuckerarten auf. Der Eiweiß-, Fett- und Mineralstoffgehalt gleicht dem von Getreide. Der Gehalt von Folsäure, Vitaminen, Kalium und mehreren Spurenelementen machen sie zu einem hochwertigen Lebensmittel, nicht nur geröstet oder in Form von Kastanienreis.
Edelkastanien können gekocht, gebraten, als Mehl, Flocken oder Creme in vielen pikanten und süßen Gerichten verwendet werden.

- Ob Kastanien-Eis, Kastanien-Bier, Kastanien-Leberkäse, Kastanien-Aufstrich oder ein Kastanien-Kuchen: Die Edelkastanie ist vielfältig einsetzbar und verdient mehr Wertschätzung in der Küche.
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Vom Kastanienaufstrich bis zum Kastanienbier
Im Vorfeld des fünften Kastanienfestes wurden im Besucherzentrum Grottenhof am Dienstagmittag verschiedene Köstlichkeiten präsentiert. Johann Schantl brachte Aufstriche, Kuchen, Kastanien-Curry und Kastanien-Leberkäse mit.
Bierbrauer Wolfgang Dietrich von "Die Brauerei" in Leutschach schenkte das saisonale Maronibier zur Verkostung ein, das mittlerweile großen Anklang weit über die Landesgrenzen hinaus genießt.
Intensiv mit der Vermarktung der steirischen Edelkastanie beschäftigt sich Hannes Meißel aus Gundersdorf (Deutschlandsberg) im Vollerwerb. Er kultiviert die Edelkastanie vom Baumanbau bis zur Ernte der beliebten Schalenobstfrucht und Weiterverarbeitung, wie beispielsweise Kastanieneis. Meißel hat ganz konkrete Vorstellungen: "Wir brauchen ein Basisprodukt aus 100 Prozent Edelkastanie, ohne Zusätze wie Zucker, Wasser oder Palmöl, das in der Küche sowohl pikant als auch süß weiterverarbeitet werden kann." Die Erfahrung hat gezeigt: "Die Herstellung von Kastanienpüree im kleinen Stil ist aufwändig und schwierig."

- So haben sich die Anbauflächen von Obst in Österreich verändert. Quelle: Agrarmarkt Austria Flächenauswertungspool
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In der Steiermark wird seit rund 30 Jahren die Edelkastanie in dafür geeigneten Lagen als Obstkultur bewirtschaftet. Und die Chancen stehen gut: Was die Anbauflächen der steirischen Edelkastanie betrifft, nimmt die Steiermark als Apfelland mittlerweile einen wichtigen Stellenwert ein, auch wenn das Ausmaß dieser Intensivflächen im internationalen Vergleich noch sehr gering ist. Von insgesamt 207 Hektar Anbaufläche in Österreich befinden sich 162 Hektar der Edelkastanie in der Steiermark, und hier großteils der Flächen in der Südweststeiermark.
"Für viele Obst- und Weinbäuerinnen sowie Weinbauern ist die Edelkastanie eine Ergänzung und Bereicherung ihres Angebotes."
Johannes Schantl, Obmann ARGE "Zukunft Edelkastanie"
Zum Vergleich: Der Anbau von Tafeläpfeln, Beerenobst, Holunder sowie Walnüssen/Haselnüssen ist rückläufig.
Rindenkrebs und Gallwespe
Die Chancen, die ein intensiverer Anbau der Kastanie bietet, werden derzeit überschattet von der Gefährdung durch den Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica). Gerade bei älteren Edelkastanien in den Wäldern sind starke Ausfälle zu beklagen.

- Die Edelkastanie ist ein sommergrüner Baum und bildet wunderbare Nussfrüchte.
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Diese Pilzerkrankung, die Kambium und Bast betrifft, führt vorerst zu Welke-Erscheinungen und anschließend zum Absterben einzelner Äste oder Stammteile und schlimmstenfalls des ganzen Baumes. Das Ausschneiden befallener Äste und Versuche mit hypovirulenten Impfstoffen, die in die Rinde eingebracht werden, können die Auswirkungen der Krankheit zumeist eindämmen. Langfristig besteht die Hoffnung auf eine natürliche Resistenz.
Wusstest du?
Ist die Edelkastanie ein Obst oder Gemüse? Die Antwort lautet weder ein Obst noch ein Gemüse. Die Kastanie ist zwar eine Nuss, sie wird jedoch auf keinen Fall roh gegessen. Sie kann gekocht, geröstet, gebraten oder gegrillt werden.
Kastanien müssen bis zur Verarbeitung unbedingt sehr kühl gelagert werden.

- Ein hochwertiges Lebensmittel: Die ARGE "Zukunft Edelkastanie" beschäftigt sich intensiv mit den verschiedenen Sorten der Edelkastanie.
- Foto: ARGE
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Fünftes steirisches Kastanienfest
Am Sonntag, dem 19. Oktober, lädt die Arbeitsgemeinschaft "Zukunft Edelkastanie" in der Zeit von 11 bis 16 Uhr zum fünften steirischen Kastanienfest im Besucherzentrum Grottenhof in Kaindorf an der Sulm (Leibnitz) ein.
Auf alle Besucherinnen und Besucher wartet ein abwechslungsreiches Programm. Entdeckt werden kann die kulinarische Vielfalt der Edelkastanie (Aufstriche, Kastanienbier, Kastaniensuppe, etc.) sowie viel Wissenswertes vom Bau zum Genuss (Anbau, Ernteverfahren, Sortieren, Baumverkauf, etc.). Auch die verschiedenen Arten des Kastanienbratens sind Thema. Zudem ist Kastanienholz für die Erzeugung von Möbel und Gebrauchsgegenstände sehr beliebt. Hier wird es einiges zu entdecken geben.
Für musikalische Unterhaltung ist gesorgt. Der Eintritt ist frei.
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