Heimschuh
Waldschafe, Haushühner und der kleinste Schlachthof der Welt

Marlene Dax und Georg Huhs betreiben ihren Hof mit Freude und Leidenschaft im Nebenerwerb.  | Foto: Waltraud Fischer
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  • Marlene Dax und Georg Huhs betreiben ihren Hof mit Freude und Leidenschaft im Nebenerwerb.
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Marlene Dax und Georg Huhs führen in Heimschuh in steilster Lage eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb. Mit Waldschafen und Sulmtaler Haushühnern stellen sie mit großer Leidenschaft und dem ständigen Wissensdurst, Neues zu erfahren und zu lernen, Produkte nach ökologischen Prinzipien her.

HEIMSCHUH. Die heimische Landwirtschaft hat viele Gesichter, die nicht immer ausschließlich in Profit, Ausbeutung und Überkonsum münden muss.

Bestes Beispiel dafür sind Marlene Dax und Georg Huhs, die mit viel Leidenschaft und Liebe den traditionsreichen "Mainzhanslhof" am Königsberg in Heimschuh im Nebenerwerb (fünf Hektar, davon einiges Wald und fünf Hektar angepachtete Wiesen) betreiben und darin eine sinnstiftende Arbeit erfahren.

Der Hof gilt als Paradebeispiel was ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe angeht und wurde im Rahmen des Projektes "Alianza Österreich - Argentinien" zum regionalen Austausch mit anderen innovativen Landwirtinnen und Landwirten auserkoren.

Die Schafe verbringen am Königsberg das ganze Jahr im Freien.  | Foto: Waltraud Fischer
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Schafe, statt Mulcher

Marlene Dax (Dolmetscherin) und Georg Huhs (Physiker) sehen ihre Arbeit als bereichernde Perspektive. So hat man sich bewusst für eine "Selbstversorger-Landwirtschaft" wie in herkömmlichen Zeiten entschieden.

Einige Jahre herrschte am elterlichen Hof von Georg Huhs Stillstand. Doch dann lernte er 2018 seine Marlene kennen und man entschied sich, dem steilen Anwesen und der ursprünglichen Landwirtschaft neues Leben einzuhauchen.

Angeschafft wurden Sulmtaler Haushühner und Waldschafe, die auch im Winter ohne Stall und nur mit einem Unterstehplatz auskommen. Und bald werden auch schnatternde Weidegänse am Hof leben.

Laut eigenen Angaben der Besitzerinnen und Besitzer vermutlich der kleinste Schlachtraum der Welt. Für Marlene Dax und Georg Huhs reicht der Platz, denn es wird immer nur ein Schaf geschlachtet und aufgearbeitet. | Foto: Waltraud Fischer
  • Laut eigenen Angaben der Besitzerinnen und Besitzer vermutlich der kleinste Schlachtraum der Welt. Für Marlene Dax und Georg Huhs reicht der Platz, denn es wird immer nur ein Schaf geschlachtet und aufgearbeitet.
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Im Laufe der Zeit gab es immer mehr Anfragen der benachbarten Grundstücksbesitzerinnen und Grundstücksbesitzer, sodass die 23 Schafe (davon neun Mutterschafe) von Marlene Dax und Georg Huhs bereits auf mehreren Wiesen am Königsberg abwechselnd wertvolle Dienste leisten.

Das benötigte Heu wird noch wie in guten alten Zeiten händisch auf einer "Harpfe" aus Holz getrocknet und anschließend mit einem Vlies abgedeckt. "Uns geht es dabei nicht um die Nostalgie, sondern es soll praktisch sein", betont Georg Huhs aus fester Überzeugung.

Marlene Dax und Georg Huhs führen den "Mainzhanslhof" im Nebenerwerb.  | Foto: Waltraud Fischer
  • Marlene Dax und Georg Huhs führen den "Mainzhanslhof" im Nebenerwerb.
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"Wir sind davon überzeugt, dass ein gesunder Boden die zentrale Basis darstellt, um auf längere Sicht nachhaltig arbeiten zu können", lautet das Credo. Besonders achtsam und sorgfältig wird deshalb die Bodenbewirtschaftung und die auch die Auswahl des Tierfutters getroffen.

"Tierwohl und gute Qualität der Produkte liegen uns sehr am Herzen. Unsere Jobs geben uns viel Spielraum, sodass wir von der Landwirtschaft nicht finanziell abhängig sind."
Marlene Dax und Georg Huhs

Produziert und verarbeitet wird am "Mainzhanslhof", was die Tiere und die Natur je nach Saison hergeben - von Marmeladen über fermentiertes Gemüse bis hin zum Schaffleisch. Deshalb wechselt auch das Sortiment ständig. "Uns ist es wichtig, gutes Essen zu produzieren", erläutert Marlene Dax das Vermarktungskonzept. Auch einen kleinen Schlachtraum gibt es. "Vermutlich ist es der kleinste der Welt", meint Georg Huhs mit Humor.

Das Projekt Alianza Österreich – Argentinien

Im April 2022 starteten Welthaus und INCUPO ein innovatives Austauschprojekt unter dem Motto „Alianza Österreich – Argentinien: Gemeinsam für eine zukunftsfähige Landwirtschaft“. Anlass dafür war der seit Jahren zu beobachtende Druck auf bäuerliche Familienbetriebe durch das aktuelle Agrar- und Handelssystem sowie die Klimaerwärmung und Biodiversitätskrise. Diese globalen Probleme erfordern globale Lösungen, die nur im Dialog erarbeitet werden können.

Betriebe öffnen ihre Türen

"Von Jänner bis März 2024 finden sechs spannende Austauschbesuche bei steirischen Betrieben statt. Die besuchten Betriebe zeigen dazu ein Beispiel aus der Praxis, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben Inputs und gemeinsam wird diskutiert, wie Betriebe zukunftsfähig gestaltet werden können. Nach den sechs Besuchen wird in einem Workshop erarbeitet, welche Rahmenbedingungen seitens der Politik für eine nachhaltige Tierhaltung nötig wären", bringt es Projektkoordinatorin Margarete Moser von "Alianza Österreich - Argentinien" auf den Punkt.

Ziele des Projekts

  • Aufzeigen globaler Zusammenhänge und Abhängigkeiten
  • Erfahrungsaustausch zwischen Bauern und Bäuerinnen (international & regional) über Lebensrealitäten und nachhaltige Praktiken in der Tierhaltung fördern
  • notwendige Änderungen der Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige landwirtschaftliche Tierhaltung einfordern

Zusammenarbeit über Grenzen hinweg

Nachdem Bäuerinnen und Bauern aus Argentinien im Vorjahr zum Ideen- und Erfahrungsaustausch in der Steiermark zu Gast und einige Steirerinnen und Steirer auch schon Betriebe in Argentinien besuchten, geht es darum, über Grenzen hinweg Rahmenbedingungen herauszukristallisieren, die die Basis für eine "dreidimensionale Nachhaltigkeit" (sozial, ökologisch, ökonomisch) bilden.

Die Sulmtaler Haushühner genießen die warmen Temperaturen am Königsberg. | Foto: Marion Bierbacher
  • Die Sulmtaler Haushühner genießen die warmen Temperaturen am Königsberg.
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"Der Druck in der Landwirtschaft ist weltweit spürbar und auch der Klimawandel ist ein generelles Thema. Wichtig ist, dass die Bäuerinnen und Bauern selbst aktiv werden. Die Politik darf nachhaltiges Wirtschaften nicht erschweren", unterstreicht Moser.

Ziel ist es, die Erfahrungen in Argentinien und Österreich zusammenzuführen und in einem weiteren Prozess auf Schiene zu bringen. Das Projekt wird zu 100 Prozent vom Ministerium für Klimaschutz, Umweltschutz, Energie, Mobiliät, Innovation und Technologie gefördert.

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