Infoabend für Bevölkerung
Wildon ist gegen Monsterbrücke und Lärm
Die Bürgerinitiative "Lebenswertes Wildon" und der Wildoner Gemeinderat haben zum Ideenaustausch mit der Bevölkerung für den geplanten zweigleisigen Bahnausbau der Südbahn geladen.
WILDON. "Alle vier bis sechs Minuten ein Zug", wie die Informationsveranstaltung titelte, könnte in Zukunft in Wildon Realität werden, zumindest wenn es nach der Bürgerinitiative "Lebenswertes Wildon" geht. Unterstützt wird sie dabei einstimmig vom Wildoner Gemeinderat. Gemeinsam mit der Bevölkerung möchte man Lösungen für den geplanten zweigleisigen Ausbau zwischen Werndorf und Wildon finden und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, wie es die Veranstalter betonen.
Bereits im August letzen Jahres hat es die Präsentation der verschiedenen Ausbauvarianten seitens der ÖBB Infrastruktur AG bei einer Pressekonferenz gegeben wie MeinBezirk berichtete.
Seither habe sich für die betroffene Gemeinde zu wenig getan, was im Wildoner Gemeinderat nicht nur auf Unverständnis, sondern auch auf Ärger stößt. Bürgermeister Christoph Grassmugg eröffnete die Veranstaltung mit einleitenden Grußworten und betonte, dass auf Nachfragen bei den Österreichischen Bundesbahnen es derzeit keine konkreten Pläne zum Ausbau der zweigleisigen Bahnstrecke gebe.
"Wir stehen hinter einer offenen Gesprächskultur und der Idee, dass die ÖBB auf uns zukommt und wir hoffen, dass wir einen Einblick bekommen, was möglich wäre."
Bürgermeister Christoph Grassmugg
Man habe mehrmals versucht mit der ÖBB Infrastruktur AG Kontakt aufzunehmen und es habe unzählige Versuche gegeben, nähere Informationen zu erhalten, wie Gunnar Michelitsch, Obmann der Bürgerinitiative "Lebenswertes Wildon" betonte.
Seitens des Wildoner Gemeinderates und der Bürgerinitiative ärgert man sich über die langen Wartezeiten, unbeantworteten Anfragen und wenig Information zum geplanten Projekt. Auch waren keine Vertreter von ÖBB oder Landesstraßenverwaltung beim Informationsabend zugegen. Dafür aber rund 200 Wildonerinnen und Wildoner, die sich informieren wollten und zum Austausch mit der Politik eingeladen waren.
Steigender Güterverkehr ist das Problem
Gunnar Michelitsch informierte über die Ausgangssituation und erläuterte eigene Ansätze zum geplanten Projekt. Dabei betont Michelitsch, dass weniger der Personenverkehr das Problem sei, sondern der Güterverkehr auf der geplanten Hochleistungsstrecke, wovon man ausgehe.
Bereits im Jahr 2004 gab es erste Pläne zum Ausbau von der damaligen Gemeinderätin Waltraud Kristandl und Prognosen für 2016. Zwanzig Jahre später hat sich die Frequenz deutlich erhöht, Tendenz steigend. "Wir gehen stark davon aus, dass die bestehende Trasse zu einer Hochleistungsgüterstrecke ausgebaut wird mit möglichst geringem Aufwand. Sehr wahrscheinlich ist es, dass der Zugverkehr auf 250 bis 300 Züge pro Tag ansteigt, was bedeuten würde, dass alle vier bis sechs Minuten ein Zug durch den Ort fährt. Jetzt schon fahren rund 160 bis 180 Züge. In den nächsten Jahren wird sich die Zahl der Personenzüge und Güterzüge erheblich steigern und ein Großteil der Güterzüge wird in der Nacht fahren", erklärt Michelitsch.
"Chinesische Mauer durch Wildon"
"Unsere Annahme ist es, dass es sich um einen bestandsnahen Ausbau seitens der ÖBB handelt, was finanziell zwar günstiger ist, aber für die Bevölkerung ein Nachteil ist," betont der Obmann weiters. Er sieht eine massive Lärmbelästigung und geht von einer möglichen Errichtung von meterhohen Lärmschutzwänden aus, die einer Mindestanforderung entsprechen. "Dies bringe eine Lärmbelastung für die Bevölkerung mit sich und eine Zerstörung des Idylls in Wildon. Wir wollen keine Chinesische Mauer durch Wildon", erklärt er weiter.
Keine Monsterbrücke im Ort
Auch weitere Konsequenzen für die Bevölkerung wie eine Zerschneidung des Ortskernes, eine starke Wertminderung der Liegenschaften sowie eine "Monsterbrücke" im Ort waren Teil der Information. Als mögliche Alternative wurde die Unterflurtrasse wieder diskutiert. Der Rechtsanwalt Franz Unterasinger klärte erneut über die rechtlichen Rahmenbedingungen auf und war bereits bei einer Informationsveranstaltung im Juni 2023 als rechtliche Instanz geladen.
Bei der Finanzierung blieb es bei theoretischen Zahlen, eine klare Aussage dazu konnte auch Michelitsch nicht treffen, wie das Projekt finanziert wird.
Wir rechnen mit einer Zunahme von 40 bis 60 Güterzügen mehr, plus 50 Prozent bis 2030 und plus 100 Prozent mehr Verkehr bis 2050. Wir wollen uns nicht billigst finanziell abspeisen lassen."
Gunnar Michelitsch, Obmann Bürgerinitiative "Lebenswertes Wildon"
Zu den geladenen politischen Vertretern zählten Landtagsabgeordneter Gerald Holler, Markus Pendl (KPÖ), Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ), Bezirksparteiobmann Gerhard Hirschmann (FPÖ), Landtagsabgeordnete Bernadette Kerschler (SPÖ), Nationalratsabgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP), Landtagsabgeordneter Lambert Schönleitner (Grüne), Landtagsabgeordneter Robert Reif (Neos) und weitere Gäste sowie Mitglieder des Wildoner Gemeinderats. Die anwesenden Abgeordneten versprachen, die Anliegen auf den jeweiligen Ebenen und in den zuständigen Gremien anzusprechen und weiterzugeben.
ÖBB zu Gesprächen bereit
Während der Veranstaltung wurde der ÖBB-Projektleiter Dietmar Schubel öfters genannt, der mit den Agenden des geplanten Großprojektes vertraut wurde. Seitens der ÖBB zeigt man sich gesprächsbereit, auf Anfrage der Woche Leibnitz hieß es: "Wir stehen erst am Beginn eines aufwendigen Planungsprozesses. Was derzeit gesagt werden kann ist, dass wir im Rahmenplan liegen und die Umsetzung bis Mitte 2030 geplant ist. Allerdings ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, wir können schlichtweg noch keine Pläne präsentieren. Konkrete Schritte werden zeitnahe mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde besprochen. Ich verstehe, dass die Verunsicherung besteht. Wir sind erprobt in Großprojekten, es ist uns auch ein großes Anliegen die Bevölkerung miteinzubinden. Wir sind offen für Gespräche."
Leise Züge auf der Strecke
Zur erwarteten Lärmbelästigung durch die Güterzüge meint Rosanna Zernatto-Peschel, Pressesprecherin für Kärnten, Osttirol, Steiermark, südl. Burgenland der ÖBB-Holding AG: "Wir wissen, dass Lärm ein wichtiges Thema ist, was die Bevölkerung betrifft. Die Standars für den betroffenen Streckenabschnitt sind in den EU-Richtlinien verankert." Sie verweist auf die TSI-Noise-Standards, die den Lärm der Güterzüge nachweislich zu reduzieren sollen.
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