Energiewende
Leibnitzer Gemeinden setzen auf erneuerbare Energien
Der Bezirk Leibnitz erlebt einen kontinuierlichen Ausbau von Photovoltaikanlagen. Trotzdem stellen die Fragen nach dem wo und wie vor allem Gemeinden und Landwirtschaft vor Herausforderungen.
BEZIRK. Obwohl genaue statistische Daten über die Verteilung von Photovoltaikanlagen im Bezirk Leibnitz fehlen, zeigt sich eine hohe Dichte dieser Anlagen. Die Tatsache, dass private Haushalte, Kommunen und landwirtschaftliche Flächen nicht spezifisch erfasst sind, erschwert jedoch die genauere Analyse.
Bürgermeister Manfred Sunko aus Ragnitz ist selbst schon seit zehn Jahren privat stolzer Besitzer einer Photovoltaikanlage. Nun plant die Gemeinde eine interne Energiegemeinschaft und sogar der neue Kindergarten wird mit einer beeindruckenden Anlage mit 70 kW Peak ausgestattet. "Die Tendenzen zeigen sich positiv und Ragnitz verzeichnete 2023 einen Spitzenwert an eingereichten Förderanträgen. Es wurden doppelt so viele Anträge eingereicht wie im ursprünglichen Budget geplant war", freut sich der Ortschef. Dieses starke Interesse bestätigt das wachsende Bewusstsein und Interesse der Bevölkerung für erneuerbare Energien.
Unterstützung für Privathaushalte
Bürgermeister Karl Habisch aus Arnfels führt den statistisch hohen Wert der Gemeinde auch auf das Engagement der Unternehmen in der Region zurück, die vermehrt auf Photovoltaikanlagen setzen. Er betont das Beispiel der Firma Lang, die im April ein neues Gebäude eröffnete und damit eine innovative Nutzung von Photovoltaikanlagen verdeutlichte. Habisch sieht die steigende Nachfrage nach Photovoltaikanlagen als Zeichen dafür, dass die Bevölkerung zunehmend umweltbewusster handelt.
Um den Ausbau von Photovoltaikanlagen in Arnfels weiter voranzutreiben, unterstützt die Gemeinde, wie viele andere auch, die Installation von Anlagen bis zu einer Größe von 5 kW Peak. Diese Förderung soll, zusätzlich zu den den aktuellen Maßnahmen der Regierung (Umsatzsteuerbefreiung seit 1. Jänner 2024), Privathaushalten Anreize bieten, ihren eigenen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Hoffnungsträger Energiegemeinschaft
Und auch St. Nikolai im Sausal setzt auf den Ausbau erneuerbarer Energien, so wurde bei der letzten Gemeinderatssitzung beschlossen, eine Energiegemeinschaft zu gründen, zunächst vorrangig bestehend aus der Feuerwehr und der Gemeinde selbst. Bürgermeister Gerhard Hartinger betont, dass dieser Schritt als Pilotprojekt dienen soll, mit der Möglichkeit, die Energiegemeinschaft auch für Bürgerinnen und Bürger zu öffnen. Dadurch sollen weitere Optionen geschaffen werden, um erneuerbare Energien zugänglich zu machen und den Ausbau von Photovoltaikanlagen zu fördern.
Die Bildung von Energiegemeinschaften wird in vielen Gemeinden als vielversprechender Weg betrachtet, um die Effizienz der Energieerzeugung und -verteilung zu verbessern.
Darüber hinaus kann eine vermehrte Nutzung von Photovoltaik in Gemeinden und Energiegemeinschaften zu einer verbesserten Merit-Order führen. Durch die verstärkte Einspeisung von solarer Energie werden die Preise stabiler und kosteneffizienter gestaltet. Dies ermöglicht es den Gemeinden und Energiegemeinschaften, ihre Energiekosten zu senken und langfristige Einsparungen zu erzielen, während sie gleichzeitig zur Energiewende beitragen und nachhaltige Entwicklung fördern.
Der Prozess ist allerdings mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden und auch die Einhaltung von Compliance-Richtlinien (Anm.: Compliance-Richtlinien sind interne Vorschriften, die sicherstellen, dass Unternehmen und Kommunen gesetzlichen, regulatorischen und ethischen Standards entsprechen) spielt dabei eine wichtige Rolle.
Innovative Lösungen
Gabersdorf hat sich als Vorreiter im Ausbau erneuerbarer Energien einen beeindruckenden vierten Platz österreichweit im Bestand an Photovoltaikanlagen pro 1000 Einwohner gesichert. Doch die Erfolge der Gemeinde beschränken sich nicht allein auf diesen Meilenstein. Die bereits etablierte Energiegemeinschaft erweist sich ebenfalls als äußerst erfolgreich. Dennoch gibt es noch eine Herausforderung zu bewältigen, wie Bürgermeister Franz Hierzer erklärt: "Wir sind auf der Suche nach Abnehmern für größere Mengen an erzeugter Energie". Diese Suche verdeutlicht den anhaltenden Bedarf an einer effizienten Nutzung und Verteilung erneuerbarer Energien.
In Gabersdorf steht ausserdem ein "Best Practice"-Beispiel für die Doppelnutzung von Photovoltaikanlagen auf Agrarfläche, was neben der Nutzung von Dachflächen öffentlicher Gebäude auch häufig diskutiert wird.
Christoph Zirngast, Bezirksobmann der Landwirtschaftskammer Steiermark und Bürgermeister in Großklein betont, dass es grundsätzlich wichtig ist, Photovoltaikanlagen vor allem auf Dachflächen zu forcieren und wertvolle landwirtschaftliche Flächen ausschließlich für die Lebens- bzw. Futtermittelproduktion zu nutzen: "Täglich werden rund 11,5 Hektar landwirtschaftliche genutzter Boden versiegelt. Mit der Installation von Freiflächen-PV Anlagen ohne Doppelnutzung gehen ebenso Nutzflächen verloren. Eine agrarische Doppelnutzung ist ein möglicher Kompromiss und ermöglicht zumindest einen Gutteil (mind. 75 %) der Flächen landwirtschaftliche weiterhin nutzen zu können."
Zusätzlich stellt es laut Zirngast für viele Landwirte eine weitere Herausforderung dar, dass zahlreiche ihrer bewirtschafteten Flächen "zugepachtet" sind und für die Nutzung als PV-Freifläche ein deutlich höherer Pachtzins von Energiebetrieben geboten wird. Nicht selten entscheiden sich die Eigentümer dieser Flächen jedoch für den höheren Verkaufs- oder Mietpreis als PV-Flächen, was sie für landwirtschaftliche Betriebe für immer verloren gehen lässt.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.