Landwirtschaft im Bezirk Leoben
Jungbauern bleibt trotz guter Ausbildung oft nur der Nebenerwerb

"Future Farm Rockers - wir spielen Zukunftsmusik": Unter diesem Motto steht die steiermarkweite Woche der Landwirtschaft. | Foto: Laura Jung
14Bilder
  • "Future Farm Rockers - wir spielen Zukunftsmusik": Unter diesem Motto steht die steiermarkweite Woche der Landwirtschaft.
  • Foto: Laura Jung
  • hochgeladen von Laura Jung

Zu schaffen machen der bäuerlichen Jugend nicht nur die Pandemie und ihre Folgen, sondern auch die Ukrainekrise und die damit verbundene Teuerungswelle, die Auswirkungen des Klimawandels sowie die Sorge um den Absatz ihrer Produkte.

LEOBEN. Auf steirischen Bauernhöfen steht aktuell die junge Generation im Mittelpunkt, die kurz vor der Betriebsübernahme steht. Unter dem Motto "Future Farm Rockers - wir spielen Zukunftsmusik" präsentieren die jungen Landwirte ihre Ideen, aber auch Sorgen und Herausforderungen.

Die jungen Landwirte mit ihren Zukunftsbotschaften. | Foto: Laura Jung
  • Die jungen Landwirte mit ihren Zukunftsbotschaften.
  • Foto: Laura Jung
  • hochgeladen von Laura Jung

Wie die junge Generation der Landwirte ihre Betriebe künftig führen will, welche Werte der Jugend wichtig sind und welche Innovationen sie anstreben, darum geht es in der heurigen Woche der Landwirtschaft im europäischen Jahr der Jugend.

Teuerungswelle macht Sorgen

Besonders die aktuelle wirtschaftliche Lage ist für die Jugend ein Problem, wenn es um zukünftige Investitionen geht. Betrachtet man den Stammbaum der Familie Hafellner vulgo Zeisner am Proleber Berg, wird der Hof rund ums Jahr 1500 und der Name Hafellner 1700 zum ersten Mal erwähnt. Schon deswegen wäre es für Markus Hafellner (23) unvorstellbar, den Hof seiner Eltern Anton und Martha nicht weiterzuführen. "Der Letzte, also wirklich derjenige zu sein, der aufhört –, das würde ich niemals über das Herz bringen", sagt der 23-Jährige.

Das Tierwohl steht bei den Hafellners im Vordergrund.  | Foto: Laura Jung
  • Das Tierwohl steht bei den Hafellners im Vordergrund.
  • Foto: Laura Jung
  • hochgeladen von Laura Jung

Zu dem auf 770 Metern Seehöhe gelegenen Betrieb gehören 66 Hektar Wald und 12 Hektar Landwirtschaft. Auch weil ein Vollerwerb als Landwirt sich wirtschaftlich nicht mehr rechnet, studiert Markus Mathematik und Geografie auf Lehramt. Nach der Hofübernahme will er vor allem die Direktvermarktung ausbauen.

"Tierwohl, sowie eine vielfältige und kleinstrukturierte Landwirtschaft sind mir ein besonderes Anliegen. Besonders stolz bin ich auf mein Damwild, welches stressfrei direkt im Gehege geschossen und bei uns auch im Betrieb verarbeitet und verkauft wird. Ausdrücklich lege ich Wert auf Qualität und nicht auf Quantität oder Masse, denn für mich sind regionale Zutaten und die gute Zusammenarbeit mit meinen Berufskolleginnen und Berufskollegen entscheidend", sagt Markus Hafellner (23) aus Proleb.

Foto: Laura Jung

Vor Herausforderungen stellt ihn der geplante Bau eines Schlachtraumes, der den Tieren ein würdevolles und stressfreies Umfeld ermöglichen soll. Zum Einen wegen der strengen behördlichen Auflagen, die für kleine Höfe kaum zu erfüllen sind, und zum anderen wegen der baulichen Teuerungswelle, aufgrund derer sich die Kosten für das Projekt fast verdoppelt haben.

Teil der Lösung sein

Seine Freundin Anna Lanzmaier (22) studiert Pharmazie in Graz und hilft nebenbei schon tatkräftig am Hof mit. "Als zukünftige Landwirtin möchte ich mit meiner Betriebsweise Teil der Lösung, und keinesfalls Ursache für den Klimawandel sein. Ich wünsche mir von der Bevölkerung, dass sie sich für unsere Tätigkeiten interessiert und unsere Leistungen auch anerkennt. Ich blicke positiv in die Zukunft, weil regionale Lebensmittel heutzutage mehr wertgeschätzt werden."

Neben den 20 Rindern, gibt es noch Ziegen, Schweine und Damwild auf dem Hof.  | Foto: Laura Jung
  • Neben den 20 Rindern, gibt es noch Ziegen, Schweine und Damwild auf dem Hof.
  • Foto: Laura Jung
  • hochgeladen von Laura Jung

Auch Anna-Maria Obergruber (23) aus Gai in Trofaiach bewirtschaftet ihren milchwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb und arbeitet zusätzlich als Fachberaterin in der Landwirtschaftskammer Steiermark.

"Herausfordernd sind die Kostensteigerungen - von den Betriebsmitteln, über die teurer gewordenen Baustoffe bis hin zu den explodierenden Energiekosten - mit denen wir konfrontiert sind", erzählt die Hofübernehmerin.

Für Obergruber ist es wichtig, den Hof in der bestehenden Größe an ihre Nachkommen weiterzugeben. "Ich bin hochmotiviert, den Betrieb meiner Eltern weiterzuführen." Gerne würde sie in neue Ställe, digitalisierte Prozesse und moderne Anlagen investieren, aber wegen der Kostenexplosion gibt es einen Baustopp. Wann sie ihre Pläne in die Tat umsetzen kann, ist aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage noch unklar.

Foto: Laura Jung

Politik muss Bauern unterstützen

Bezirksbäuerin Johanna Hafellner (33) betont, dass hohe Tierwohlstandards und die Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel die Top-Anliegen der jungen Generation sind. "Damit werden sie den Wünschen der Gesellschaft voll gerecht. Jedoch müssen sie in der Umsetzung insbesondere beim Bau von tierfreundlichen Ställen auch entsprechend unterstützt werden, damit sie ihre ambitionierten Pläne auch verwirklichen können", fordert die Landwirtin. Der Hauptbetrieb von Johanna Hafellner vulgo Herbst befindet sich in Penggen in der Gemeinde Proleb. 

Bezirksbäuerin Johanna Hafellner, Hofübernehmerin Anna Lanzmaier, Kammerobmann Andreas Steinegger, Fachberaterin und Hofübernehmerin Anna-Maria Obergruber, Hofübernehmer Markus Hafellner und Kammerobmann Stellvertreter Richard Judmaier (v.l.).  | Foto: Laura Jung
  • Bezirksbäuerin Johanna Hafellner, Hofübernehmerin Anna Lanzmaier, Kammerobmann Andreas Steinegger, Fachberaterin und Hofübernehmerin Anna-Maria Obergruber, Hofübernehmer Markus Hafellner und Kammerobmann Stellvertreter Richard Judmaier (v.l.).
  • Foto: Laura Jung
  • hochgeladen von Laura Jung

Trotz Zukunftsoptimismus hat die junge Generation also einige Herausforderungen vor sich. Laut einer Studie von Agrarprofessor Leopold Kirner beunruhigen die jungen Menschen auf den Bauernhöfen vor allem die Umweltverschmutzung und der Klimawandel. Aber auch, dass es zu familiären Problemen, Krankheiten und Krieg kommen kann, macht den Jungbauern Sorgen. Unterschiede gibt es diesbezüglich weniger zwischen Stadt und Land als zwischen Jungen und Mädchen. Die jungen Frauen erweisen sich als deutlich besorgter als die männliche Jugend. 

Starke Generation kommt nach

Allerdings kommt eine starke, sehr gut ausgebildete Generation mit viel Tatendrang auf den Höfen nach, unterstreicht Richard Judmaier, Kammerobmann Stellvertreter. "Es ändert sich gerade viel und schnell, aber die Jungen nehmen die Herausforderung an, eine sichere Versorgung mit heimischen Lebensmitteln im Sinne des Tierwohls auch in Krisenzeiten, trotz Klimawandel und mit neuen Digitalisierungsprozessen zu meistern." Dabei sei auch die Zusammenarbeit zwischen den Generationen ganz wichtig - Betriebe müssen sich verändern, damit es weitergeht.

Auch das könnte dich interessieren:

Eisenerz und Nachbargemeinden suchen zehn Fachkräfte
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.