Bergrettung
"Der Zirbitz wird überrannt"

Die Bergrettung bei einer Übung am Kreiskogel. | Foto: Bergrettung Judenburg
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  • Die Bergrettung bei einer Übung am Kreiskogel.
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Peter Neubauer über die Massen am Berg, die richtige Ausrüstung, unliebsame Vorfälle und den größten Wunsch der Bergretter.

MURTAL. Die Frauenalpe in Murau und der Zirbitzkogel im Murtal - das sind derzeit die angesagtesten Hotspots für Tourengeher in der Region. An Spitzentagen sind Hunderte Sportler am Zirbitz unterwegs. Die Bergrettung Judenburg mit ihren 28 Mitgliedern unter Ortsstellenleiter Peter Neubauer ist dort für die Sicherheit zuständig.

MZ: Welche Tipps haben Sie für einen Tourengeher, der am Samstag auf den Zirbitz will?
Peter Neubauer: Zurzeit ist es am Zirbitz pickelhart, steilere Touren würde ich im Moment überhaupt nicht empfehlen. Wenn man da abrutscht, ist man weg. Sonst sollte man schon Steigeisen verwenden. Grundsätzlich gehört die Sicherheitsausrüstung immer dazu. Dazu zählen Kälteschutz, ein warmes Reservegewand und die Notfallausrüstung mit Handy, Verbandszeug, Lawinenpieps, Schaufel, Sonde und eventuell Airbag.

MZ: In welchen Fällen wird die Bergrettung verständigt?
Neubauer: Bei sämtlichen Unfällen im unwegsamen Gelände. Das können auch Schwammerlsucher- oder Forstunfälle sein. Generell gilt: Überall, wo die Rettung nicht hinkommt, sind wir zuständig. Wir versehen aber auch Dienst bei den Veranstaltungen auf der Winterleiten-Rodelbahn oder Streifendienste rund um den Zirbitz. Da wollen wir einfach präsent sein. Außerdem kommen wir in Firmen zum Einsatz, zum Beispiel wenn am Hochregallager etwas passiert.

MZ: Tourengehen hat sich zur Trendsportart entwickelt - gibt es dadurch auch mehr Einsätze auf den Bergen?
Neubauer: Ja, da ist ein Boom zu spüren. Früher waren das ja nur Außenseiter. Da hat man gesagt, die können sich die Liftkarte nicht leisten. Damals haben wir nur Verletzte geborgen, heute gehen die Leute rauf und rufen beim kleinsten Problem um Hilfe. Manchmal sind die Leute unverletzt und finden einfach den Weg nicht mehr. Das Muster hat sich einfach verändert.

Peter Neubauer leitet die Bergrettung Judenburg. | Foto: Verderber
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MZ: Wie sieht es mit der Ausrüstung aus?
Neubauer: Die Ausrüstung ist nicht das Problem, das steht nur bei den Medien im Mittelpunkt. Ganz selten, dass es an der Ausrüstung liegt. Ein Problem sind eher körperliche und psychische Schwächen. Früher haben die Leute durchgebissen. Aber wir machen niemandem einen Vorwurf. Wir sind da, um die Leute vom Berg zu holen - zu helfen und zu versorgen.

MZ: Man hört öfters von Vorfällen, bei denen Helfer beschimpft werden. Kommt das bei uns auch vor?
Neubauer: Wir kennen das Problem bis jetzt nicht. Auf der Winterleiten stehen manchmal Zuschauer im Weg, das ist oft schwierig. Sonst gibt es keine Probleme, ganz im Gegenteil. Die Leute am Berg sind sehr hilfsbereit. Man darf nicht immer alles negativ sehen.

MZ: Was war bislang Ihr schwierigster Einsatz?
Neubauer: Besonders in Erinnerung bleiben leider immer die tragischen Unfälle. Etwa als ein junger Mann in einer Lawine gestorben ist. Es gibt aber auch immer wieder schöne Einsätze und viele Leute, die sich danach bedanken.

MZ: Wie läuft die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen?
Neubauer: Perfekt, wir leben von einem guten Miteinander. Wir arbeiten vor allem mit der Feuerwehr, Rettung, der Alpinpolizei ständig zusammen. Gerade in unserem Einsatzgebiet ist auch die Zusammenarbeit mit dem Bundesheer sehr wichtig - und die ist hervorragend. Sie unterstützen uns im Notfall auch mit ihren Ressourcen.

MZ: Gibt es im Sommer oder im Winter mehr Einsätze?
Neubauer: Wir haben immer um die 20 Einsätze pro Jahr, das ändert sich nicht großartig. Das wundert mich auch selber. Der Zirbitz ist angeblich der meist begangene Berg in den Ostalpen. Im Winter ist auch auf der Ranach viel los und man darf den Kreiskogel mit dem Klettersteig nicht vergessen. Ich würde sagen: Wir haben nicht um so viele Einsätze mehr, wie die Zahl der Sportler gestiegen ist. Aber wir haben einen Wunsch.

MZ: Und der lautet?
Neubauer: Mehr Rücksicht auf alles! Die Leute stürmen rauf und schauen nicht mehr links und rechts. Es wird alles kommerzieller mit Nachtrodeln, Wandern im Mondschein und Co. Der Zirbitz wird überrannt. Die Masse ist für den Berg aber nicht gut. Oft grüßen die Leute nicht mal mehr, da fehlt die soziale Empathie. Statt immer schneller und höher sollte wieder mehr Rücksicht genommen werden, egal ob gegenüber Mensch, Tier oder Natur. Aber wie schon gesagt: Man soll nicht alles negativ sehen. Grundsätzlich ist die Kameradschaft am Berg immer noch sehr gut.

Infos über die Bergrettung Judenburg

Info

Peter Neubauer ist Ortsstellenleiter der Bergrettung Judenburg, Facharzt für Orthopädie, Bergrettungsarzt und war früher Notarzt, Bergführer und Flugretter.
Die Bergrettung Judenburg hat 28 Mitglieder und ist für das Gebiet rund um die Seetaler Alpen zuständig. Dieses reicht im Süden bis an die Kärntner Landesgrenze und im Norden bis zum Falkenberg.
Die Bergrettung bei einer Übung am Kreiskogel. | Foto: Bergrettung Judenburg
Peter Neubauer leitet die Bergrettung Judenburg. | Foto: Verderber
Ein Teil des Teams bei einer Übung. | Foto: Bergrettung Judenburg
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