Bereitschaft Neu
Für die Ärzte ist "Feuer am Dach"

Das neue Bereitschaftssystem bereitet Kopfzerbrechen. | Foto: Fotolia/sdecoret
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Das neue Bereitschaftssystem sorgt für Kritik und Kopfzerbrechen bei den regionalen Ärztevertretern.

MURAU/MURTAL. Gravierende Änderungen kommen auf steirische Ärzte und Patienten ab 1. April mit dem neuen Bereitschaftsdienstsystem zu. „Das derzeitige System bietet der steirischen Bevölkerung keine umfassende Versorgung“, heißt es beim Gesundheitsfonds. „Gemeinsam mit Ärztekammer, Gebietskrankenkasse und Gesundheitsfonds wurde nunmehr auf Basis der Problemlagen die Neustrukturierung konzipiert und ein attraktives System zur Teilnahme für Ärzte vereinbart.“

"Nachteile überwiegen"

Soweit die Theorie beim Gesundheitsfonds Steiermark. In der Praxis sieht das allerdings etwas anders aus. „Wir sind nicht glücklich mit dem neuen System“, gibt Martin Handel unumwunden zu. Der Knittelfelder Allgemeinmediziner ist Bezirksärztevertreter im Murtal und spricht somit auch für seine Kollegen. Er sieht zwar mit dem Wegfall der Verpflichtung zum Dienst und den neuen Zeiten auch Vorteile der Neuerung, allerdings würden Nachteile überwiegen.

Argumente

Zum einen sei es für die Ärzte im Bereitschaftsdienst nicht mehr möglich, die eigene Ordination zu nutzen. „Da hat man durch die bessere Ausrüstung viel mehr Möglichkeiten und kann schneller arbeiten“. Andererseits seien die neuen Sprengel unglücklich eingeteilt. Bisher gab es mit steiermarkweit 92 Sprengeln für Bereitschaftsärzte ein relativ kleinstrukturiertes und überschaubares Gebiet. Ab April ist das Land diesbezüglich in 24 Regionen unterteilt, die teilweise über die Bezirksgrenzen hinausreichen.

Weite Wege

„Dadurch ergeben sich mehrere negative Aspekte“, sagt Handel. Er führt weite Wege und teils für regionale Ärzte völlig unbekannte Gegenden ins Treffen. So ist etwa der Bezirk Murau ein Sprengel für sich. Der Bezirk Murtal allerdings wurde unterteilt. Während etwa Judenburg, Fohnsdorf, Spielberg bis Lobmingtal zum Sprengel Nummer 5 zählen, ist Knittelfeld mit Gaal, Seckau und Co. in Sprengel Nummer 7 zu finden. Und dieser reicht bis Vordernberg und Wald am Schoberpass. Handel: „Viele Kollegen melden sich jetzt wegen diverser Vorbehalte nicht für den Dienst an.“

Geringe Auslastung

Und das lässt sich auch an Zahlen festmachen. Während in anderen Regionen des Landes die Frequenz durchaus stimmt, gibt es im Murtal aus heutiger Sicht lediglich eine fünfprozentige (!) Auslastung. „Da ist Feuer am Dach“, warnt Handel. Im Bezirk Murau liegt die Auslastung etwas besser bei rund 30 Prozent. Die befürchtete Folge: „Das System wird so ab 1. April nicht funktionieren.“ Spitalsambulanzen werden in weiterer Folge wieder als Anlaufstelle herhalten müssen. Die regionalen Ärzte fordern nun rasche Gespräche, um etwaige Änderungen schnell herbeiführen zu können.

Das neue Gesundheitstelefon
Kommentar: Ein Patient schon vor dem Start

Info

Das neue Bereitschaftssystem der Ärzte in der Steiermark startet mit 1. April.
Grundlage ist einerseits das neue Gesundheitstelefon 1450, das bei Gesundheitsfragen und Beschwerden schnelle Hilfe bietet. Die Nummer ist kostenlos und rund um die Uhr besetzt. Von dort werden auch die Ärzte im Bereitschaftsdienst koordiniert.
Änderungen: Statt der bisher 92 Sprengel für Bereitschaftsärzte gibt es künftig 24 Regionen, die teilweise über die Bezirksgrenzen hinausreichen.
Dienstzeiten: Bereitschaftsärzte sind künftig von Montag bis Sonntag von 18 bis 24 Uhr und zusätzlich samstags, sonntags und feiertags zwischen 7 bis 18 Uhr im Dienst.
Besetzt werden die Dienste von Allgemeinmedizinern, das System basiert auf Freiwilligkeit. Es sind ausschließlich Visiten vorgesehen, die Ärzte können also ihre Ordination nicht nutzen.
Das neue Bereitschaftssystem bereitet Kopfzerbrechen. | Foto: Fotolia/sdecoret
Martin Handel ist Bezirksärtzevertreter im Murtal. | Foto: Verderber
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