Heimische Landwirtschaft
"Der Handel macht Werbung mit der heimischen Landwirtschaft, verwendet aber zu oft ausländische Produkte"

Zuviel Fleisch wird importiert. Die österreichische Landwirtschaft benötigt eine rot-weiß-rote Trendumkehr.  | Foto: KK
  • Zuviel Fleisch wird importiert. Die österreichische Landwirtschaft benötigt eine rot-weiß-rote Trendumkehr.
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In der Woche der Landwirtschaft wurde eine Debatte über eine faire Verteilung der Wertschöpfung bei landwirtschaftlichen Produkten geführt. Zu viele (Billig-)Lebensmittel werden vom Ausland importiert. 

MURTAL/MURAU. Die Kammerobmänner der Bezirke Murtal und Murau, Martin Kaltenegger und Martin Hebenstreit, verlangen eine rot-weiß-rote Trendumkehr vom Handel und von der Lebensmittelindustrie. Billigimporte vom Ausland sind der Grund für den niedrigen Wertschöpfungsanteil in der heimischen Landwirtschaft. Die Supermärkte werben häufig mit heimischer Ware, angeboten wird aber zu oft ausländische. Die Leidtragenden dabei sind die heimischen Landwirte. 

3,67 von 100 Euro gehen an die Landwirtschaft

Laut einer WIFO-Studie entfallen von 100 Euro gekauften Lebensmittel 46 Euro an die inländische Wertschöpfung, der Rest entfällt auf Steuern und Importe. "Der Anteil für die Landwirtschaft ist mit 3,67 Euro vergleichsweise gering. In den nachgelagerten Wirtschaftssektoren wird mehr Wertschöpfung erzielt: auf die Lebensmittel- und Futtermittelindustrie entfallen 9 Euro, auf Groß- und Einzelhandel 17,34 Euro", erklärt der Wirtschaftsforscher Franz Sinabell

Einkaufsveränderung notwendig

Bei einer Nachfragesteigerung nach heimischen Lebensmitteln von nur einem Prozent könnte die Wertschöpfung in der Steiermark um 18 Millionen erhöht werden. Im Endeffekt heißt das: "Jeder Haushalt, der also um nur 3,50 Euro im Monat ausländische durch heimische Lebensmittel ersetzt, schafft Arbeitsplätze und stärkt die Landwirtschaft sowie die Regionen", erklärt Kammerobmann Martin Hebenstreit
Der Kunde hat nämlich Einfluss: Alles was jemand kauft, wird wieder nachbestellt und aufgefüllt. Und wenn der Konsument heimische Waren kauft, profitiert natürlich auch der Bauer bei uns in der Region davon. Im Rahmen der Offensive "Sei fair und iss heimisch" wollen die Bauern auf die Situation aufmerksam machen. "Wir wollen die unfaire Situation aufzeigen und mit Unterstützung von Meinungsmachern die Bevölkerung als Verbündete gewinnen", erklärt die Bezirksbäuerin Murau Erika Güttersberger

Kampf David gegen Golliath

Viele heimische Landwirte kämpfen um ihre Existenz und fordern einen fairen Anteil für ihre Arbeit. "Durch die hohen Energie- und Futtermittelpreise füttern und betreuen Schweinebauern ihre Tiere, ohne nur einen einzigen Cent zu verdienen," erklärt Vizepräsidentin Landwirtschaftskammer Steiermark Maria Pein. Richhard Judmaier von der Jungen Landwirtschaft Steiermark fordert auch die Verantwortung des Handels gegenüber dem Produzenten ein: "Ein durchschnittlicher Milchviebetrieb hat einen Stundenlohn von 5,70 Euro, der aber Einsatz und Bereitschaft von 24 Stunden, 7 Tage pro Woche, auch an Sonn- und Feiertagen, verlangt."

Steiermark importiert 280 Millionen Euro

Ein Grund für den niedrigen Anteil sind vor allem die internationalen (Billigst)Importe von Agrargütern. Laut Statistik Austria hat die Steiermark im Jahr 2019 Fleisch, Milch und Milcherzeugnisse sowie Eier im Wert von 280 Millionen Euro importiert. "Der Handel macht Werbung mit der heimischen Landwirtschaft, verwendet aber zu oft ausländische Produkte in den Eigenmarken", fasst Kammerobmann Martin Hebenstreit die aktuelle Situation zusammen.

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