Arbeitsmarkt, Digitalisierung
Altersdiskriminierung hat viele Gesichter

Daniela Grabovac ist Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark Mit ihrem Team setzt sich die Juristin für eine Sensibilisierung, Aufklärung und Prävention von Diskriminierung ein.  | Foto: Prontolux
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  • Daniela Grabovac ist Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark Mit ihrem Team setzt sich die Juristin für eine Sensibilisierung, Aufklärung und Prävention von Diskriminierung ein.
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Bis zu 12 Prozent der Diskriminierungsfälle in der Steiermark betreffen das Alter. MeinBezirk.at hat im Rahmen der Serie "Silver Generation Steiermark" bei der Antidiskriminierungsstelle des Landes nachgefragt, in welchen Bereichen des Lebens Menschen über 50 mit Altersdiskriminierung konfrontiert sind. 

STEIERMARK. Eines vorweg: Egal ob man 80, 50 oder 18 Jahre alt ist, Altersdiskriminierung kennt keine Altersgrenzen, denn Alter sei sehr subjektiv und individuell zu bewerten, sagt die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark, Daniela Grabovac: "Ist für eine Person mit 20 Jahren, jemand mit 40 oder 50 sehr alt, ist es vielleicht für jemanden, der 40 oder 50 Jahre alt ist und sich momentan gerade in der Blüte seines Lebens befindet, ganz anders. Also, hier merkt man auch, das Alter ganz unterschiedlich empfunden wird."

Bis zu 80 Anfragen zum Thema Alter jährlich

So unterschiedlich wie Alter empfunden wird, sind auch die Fälle, in denen Menschen Diskriminierung aufgrund ihres Alters erfahren. Und das kommt gar nicht so wenig oft vor: Laut der Antidiskriminierungstelle betreffen 10 bis 12 Prozent der Diskriminierungsgründe Altersdiskriminierung, 50 bis 80 Fälle werden jährlich bei der Anlaufstelle eingemeldet.

"Was man nur aber definitiv festhalten kann, ist, dass in unserer Gesellschaft Altersdiskriminierung insbesondere bei Menschen, die in Pension gehen oder 60 Plus sind, ein sehr großes Thema wird, und es fängt schon mit 50 an, das heißt, man bereitet sich schon mit 50 auf die Pension vor, landläufig in der Gesellschaft gedacht."
Daniela Grabovac, Leiterin Antidiskriminierungsstelle Steiermark 

Benachteiligung im Bewerbungsprozess oder nicht genehmigte Kreditanfragen. Altersdiskriminierung kann auf verschiedener Art und Weise ans Tageslicht kommen. | Foto: pixabay/julita
  • Benachteiligung im Bewerbungsprozess oder nicht genehmigte Kreditanfragen. Altersdiskriminierung kann auf verschiedener Art und Weise ans Tageslicht kommen.
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Der Ort wo Diskriminierung am Häufigsten bezogen auf diese Altersgruppe vorkommt, ist der Arbeitsmarkt. So waren in der Vergangenheit viele Menschen über 50 etwa im Bewerbungsprozess mit Benachteiligungen konfrontiert, momentan habe sich die Situation aber aufgrund des Arbeitskräftemangels in vielen Branchen verbessert, heißt es seitens des AMS - MeinBezirk.at berichtete. Andere Bereiche des Alltags, in denen auch Best Ager von Diskriminierung betroffen sein können, sind  etwa die Vergabe von Krediten oder Zusatzversicherungen, die aufgrund des Alters nicht gewährt werden.

Digitalisierung als immer größer werdende Hürde

Immer präsenter werde auch das Thema Digitalisierung: Online-Formulare, Dienstleistungen, die nur noch online buchbar sind oder Apps, um Überweisungen oder Daueraufträge abzuschließen - viele Menschen fühlen sich angesichts der Schnelllebigkeit des Bereichs zunehmends ausgeschlossen. Vor allem der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird noch für einige Herausforderungen sorgen, ist sich Grabovac sicher.

 Dass es bei Altersdiskriminierung keine Altersgrenze gibt zeigen aktuelle Berichte der Präventionsstelle wonach derzeit vor allem Jugendliche Opfer von Diskriminierung werden. | Foto: Unsplash/Becca Tapert
  • Dass es bei Altersdiskriminierung keine Altersgrenze gibt zeigen aktuelle Berichte der Präventionsstelle wonach derzeit vor allem Jugendliche Opfer von Diskriminierung werden.
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Benachteiligung und Ungleichbehandlung sind hier auch die Schlagworte, wenn es darum geht Diskriminierung aufzuzeigen, erklärt Grabovac: "Prinzipiell sorgt hier das Gleichbehandlungsgesetz. Es muss für die Betroffenen eine Würdeverletzung sein, also irgendwas Verächtliches, was mir in der Seele weh, wo ich erniedrigt werde. Dann ist es sozusagen eine Altersdiskriminierung aufgrund des Alters. Es muss aber glaubhaft gemacht werden von der betroffenen Person, warum es eine Altersdiskriminierung ist."

Du möchtest ein Beispiel für Altersdiskriminierung aus dem Leben hören und interessierst dich dafür, was Schönheitsideale mit Altersdiskriminierung zu tun haben? Dann höre dir gleich das gesamte Gespräch mit der Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark in unserem Podcast SteirerStimmen an: 

Altersdiskriminierung ist (k)eine Männersache

In ihrer Würde verletzt fühlen sich Beobachtungen der Antidiskriminierungsstelle zufolge übrigens vor allem Männer. "Die Beschwerden kommen eher von den Männern, weil Männer vielleicht in ihrem Leben nicht so oft eine Diskriminierungserfahrung gemacht haben und Frauen eher schon von Kindes an Diskriminierungserfahrungen aufgrund des Frauseins gemacht haben und versucht haben, damit umzugehen und ihr Leben zu bewerkstelligen, und Männer vielleicht das erste Mal im Leben mit Diskriminierung betroffen sind, weil sie alt sind und sich deswegen auch erbosen und beschweren", macht Grabovac die traurige Realität deutlich.

Das Altern von Männern und Frauen wird ganz unterschiedlich wahrgenommen.  | Foto: Symbolbild: Unsplash
  • Das Altern von Männern und Frauen wird ganz unterschiedlich wahrgenommen.
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Ein Grund hierfür sei die unterschiedlichen Bewertung von Frau und Mann in der Gesellschaft: "Die Bewertung von Frauen, die älter werden, ist, dass ein Mann eigentlich alt wird und sozusagen als sehr weise empfunden wird, sehr erfahren, also von dem her gar nicht negativ behaftet ist, wogegen Frauen natürlich in der Menopause sind, nicht mehr gebären können, also sozusagen nicht mehr produktiv sind." Auch Schönheitsideale und der Trend zum Jung bleiben spiele hier eine große Rolle, so die Expertin. 

Die Wahrnehmung für Altersdiskriminierung habe sich in den vergangenen Jahren aber durchaus verbessert. Die Aufmerksamkeit für Altersdiskriminierung sei in den letzten zwei, drei Jahren gestiegen - auch die mediale die Präsenz, darüber zu diskutieren. Umso wichtiger sei es jetzt weiterhin Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen, so Grabovac abschließend: "Ich glaube, was man sehr setzen muss und was auch die Antidiskriminierungsstelle mit ganz vielen Partner, Partnerinnen und auch der Politik, tut, ist, darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, einfach die Eigenheiten jedes Menschen zu akzeptieren, diese Diversität auch zuzulassen und auch dementsprechend Vorbilder zu schaffen."

Silver Generation Steiermark

Willst du noch mehr über die Best Ager erfahren? Dann schau gleich vorbei auf unserer Themenseite!

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