Tag gegen Queerfeindlichkeit
Der lange Weg zur Gleichberechtigung

Am 11. Juni 2022 findet zum 26. Mal die Regenbogenparade in Wien statt. Ziel dieser Demonstration ist es auf die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, intergeschlechtlichen und queeren Menschen zu machen.  | Foto: RosaLila Pantherinnen
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  • Am 11. Juni 2022 findet zum 26. Mal die Regenbogenparade in Wien statt. Ziel dieser Demonstration ist es auf die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, intergeschlechtlichen und queeren Menschen zu machen.
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Am heutigen Tag gegen Homophobie steht die Gleichberechtigung alternativer Formen des Lebens und der Liebe im Mittelpunkt – und damit verbunden: Die Abschaffung von Diskriminierung. Dieses Ziel verfolgt der Verein RosaLila PantherInnen (RLP), der sich seit mehr als 30 Jahren für die Rechte von LGBTIQ-Personen in der Steiermark einsetzt. 

STEIERMARK. Die RosaLila PantherInnen mit Sitz in Graz sind ein Ort der Begegnung, der alle willkommen heißt - unabhängig von Geschlecht, Identität oder Alter. Für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, intergeschlechtliche und queere Menschen ist genau das alles andere als eine Selbstverständlichkeit. 

Das Finden der eigenen Identität

So etwa für die 28-jährige Pädagogikstudentin Patricia Deutschmann. "Der Prozess mit queer sein und transgender sein hat bei mir so mit etwa 23 Jahren ganz langsam angefangen - dass ich überhaupt herausgefunden habe, was es gibt, - was es heißt transgender oder queer zu sein und was es für Themen gibt, die unter das Leben dieser Personen fallen."

1991 wurden die RosaLila Pantherinnen als erste Anlauf-  und  Beratungsstelle  für  Lesben,  Schwule,  Bisexuelle und Trans* Personen, sowie deren Angehörige gegründet. Die Coming-Out-Broschüre wurde inzwischen in neun verschiedene Sprachen übersetzt.  | Foto: RosaLila Pantherinnen
  • 1991 wurden die RosaLila Pantherinnen als erste Anlauf- und Beratungsstelle für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* Personen, sowie deren Angehörige gegründet. Die Coming-Out-Broschüre wurde inzwischen in neun verschiedene Sprachen übersetzt.
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Nach und nach wurde Patricia Deutschmann teil der LGBTIQ-Community: "So bin ich nachher irgendwie über andere Identitäten darauf gestoßen, dass man auch tatsächlich leben und existieren kann, weil sonst war das immer so fern für mich. Das kann man sich nicht wirklich vorstellen, dass man als einfache Person in Österreich einfach so sein kann wie man ist. Aber, das ist jetzt besser geworden, kommt mir vor."

Bildung auf allen Ebenen

Noch immer fehle es aber an Wissen in der Gesellschaft, was oft zur Diskrimierung führe. Zwar sei im Bereich der Gleichstellung in Österreich bereits viel erreicht worden - etwa im Bereich der Gesetzeslage. So können etwa seit 2010 gleichgeschlechtliche Paare in Österreich eine eingetragene Partnerschaft eingehen. Und seit 2019 ist auch die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare offen.

Dennoch gebe es noch einiges zu tun, weiß Ines Müller, die als Sozialarbeiterin bei den RosaLila PantherInnen (RLP) arbeitet: "Man muss einfach auch sehen, dass, nur weil etwas auf gesetzlicher Basis festgelegt ist, heißt das nicht gleich, dass es auch in der Gesellschaft integriert ist. Das heißt, man muss auf allen Ebenen und allen Schichten Sichtbarkeit schaffen und gewisse Dinge hinterfragen", so Müller. 

"Das Ziel ist es, dass es uns als LGBTIQ-Interessensvertretung nicht mehr braucht in der Gesellschaft."
Ines Müller, Sozialarbeiterin bei RosaLila PantherInnen

Auf individueller, politischer und gesellschaftlicher Ebene vermitteln die RosaLila PantherInnen Wissen. Dies geschieht in Form von kostenlosen psychosozialen Beratungen und Peer-Beratungen zu Themen rund um die eigene Sexualität und Identität. Aber auch kostenlose Rechtsberatungen bietet die Interessensvertretung an. 

Hast du einen Penis?

Dass es Organisationen wie RLP braucht, zeigt auch der Fall von Patricia, die heute als selbstbewusste junge Frau in Graz lebt. Bis dahin war es aber ein langer Weg für die 28-Jährige. Denn gerade zur Anfangszeit war Patricia auch mit verbalen Angriffen oder abwertenden Blicken konfrontiert: "Es war so ein 'Häh, was bist du?' oder 'Hast du einen Penis?' - diese Fragen haben mich am meisten genervt."

Vor allem auch im Gesundheitsbereich machte Patricia Diskriminierungserfahrungen: "Andauerndes Misgendern (einer Person wird einem falschen Geschlecht zugeordnet, Anm.) zeigt, dass überhaupt kein Verständnis dafür da war, dass solche Zuschreibungen verletzend sein könnten. Einige Pflegepersonen wollten es auch einfach nicht diskutieren, weil 'transgender zu sein' für sie nur Hormone und Operationen sind - aber es ist viel mehr."

Miteinander und voneinander lernen

"Am Anfang war es immer voll anstrengend und neu. Und irgendwann einmal war es dann einfach so - ganz normal. Wenn ich aufstehe, bin ich halt ich selber und auf einmal denkt man nicht mehr so wirklich darüber nach."
Patricia Deutschmann

Um aktiv etwas zu ändern, schloss sich Patricia den RosaLila PantherInnen an. Der Verein ist für sie ein Ort, wo Menschen auf gleicher Ebene diskutieren, sich austauschen und miteinander und voneinander lernen. Dabei hat Patricia auch ein konkretes Ziel vor Augen: "Ganz grundsätzlich will ich auch dazu beitragen, dass queere Communities besser akzeptiert werden und, dass es der Community selbst besser geht."

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