Zum Nikolotag
Der Nikolaus, der Jedermann und die Jungfrauen

Selten ist der Heilige Nikolaus ohne Krampus unterwegs. | Foto: Franz Neumayr
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  • Selten ist der Heilige Nikolaus ohne Krampus unterwegs.
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Schuhe putzen, Lieder singen, Gedichte vortragen – der Nikolaustag geht auf eine jahrhundertalte Tradition zurück, bei der wir an den Heiligen Bischof von Myra denken, der ein barmherziger und hilfsbereiter Mann war und sein gesamtes Vermögen an Arme und Bedürftige spendete.

STEIERMARK. Seither versüßt der Nikolaustag jedes Jahr am 6. Dezember Kindern und Erwachsenen mit kleinen Geschenken den Tag und ist ein fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit. Aber welche Bräuche werden mit ihm in der Steiermark verbunden? Fest steht, die Steirerinnen und Steirer suchen seine Nähe und aus der Steiermark kommt auch eines der bekanntesten Nikolausspiele.

Der echte Nikolaus

Der Nikolaus ist keine Erfindung von Brauchtumsgruppen, ihn gab es wirklich. Nikolaus von Myra wurde zwischen 270 und 286 in Patara, der heutigen Türkei, geboren. Er ist unter anderem der Schutzpatron der Kinder – eine Legende besagt, dass er Gefangene und Schiffbrüchige retten und tote Kinder wieder zum Leben erwecken konnte. Er wurde mit 19 Jahren zum Priester geweiht und Abt im Kloster von Sion nahe seiner Heimatstadt. Man erzählt, dass er nach dem Tod seiner Eltern das geerbte Vermögen den Armen gespendet hat. Er wurde zum wichtigsten Heiligen der griechisch-orthodoxen Kirche.

Die Nikolaus-Legende

Der wohl am weitesten verbreitete Brauch ist der Einlegebrauch: Am Vorabend putzen Kinder ihre Schuhe und stellen sie vor die Tür. In der Nacht werden dann Geschenke, Süßigkeiten, Nüsse und Obst verteilt. Am Morgen können sich die Kleinen – und auch Großen – darüber freuen. Diese Tradition geht auf eine der zahlreichen Nikolaus-Legenden zurück: So soll der Heilige Nikolaus eines Nachts am Haus eines Vaters und seiner drei Töchter vorbeimarschiert und ein Gespräch mitgehört haben. In diesem Gespräch klagt ein Vater von drei Töchtern über finanzielle Sorgen und Ängste – er könne die tugendhaften Töchter wegen mangelnder Mitgift nicht verheiraten, sondern müsse sie stattdessen verkaufen. 

Heutzutage gibt es Nachbildungen von "Nikolausstiefeln" schon zu kaufen – wer besonders brav ist, putzt seine Schuhe aber selbst und stellt sie vor die Tür. | Foto: Pixabay
  • Heutzutage gibt es Nachbildungen von "Nikolausstiefeln" schon zu kaufen – wer besonders brav ist, putzt seine Schuhe aber selbst und stellt sie vor die Tür.
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In den folgenden drei Nächten kam der Heilige bei dem Haus vorbei und legte für jede der Jungfrauen einen Goldklumpen – in anderen Erzählungen handelt es sich um Goldmünzen – durch das Fenster der Zimmer der jungen Frauen. Erst in der letzten Nacht hat der Vater den ihm fremden Mann entdeckt, konnte ihn nach seinem Namen fragen und bedankte sich bei ihm. Die drei goldenen Kugeln, seine ikonografischen Heiligenattribute, könnten davon zeugen. Interessant: Manchmal sind es aber auch drei Äpfel – und die sind auch die Attribute von Eva. Und: Drei goldene Kugeln stehen auch für die drei Bethen, die christliche Dreiergruppe der Heiligen Einbeth, Warbeth und Wilbeth.

Die drei Bethen von Klerant mit ihren goldenen Kugeln | Foto: Elisabeth Wintergerst
  • Die drei Bethen von Klerant mit ihren goldenen Kugeln
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Volle Schuhe für brave Kinder

Basierend auf dieser Legende stellen Kinder auch heute noch ihre Schuhe vor die Tür, um vom Nikolaus beschenkt zu werden. Aber warum werden die Freuden in Schuhe gepackt? Das rührt zum einen daher, dass wirklich jeder beschenkt wird, das also jedes Kind weiß, wessen Schuhe ihm gehören. Zum anderen hat es aber damit zu tun, dass nur die braven Kinder beschenkt werden: Und die müssen etwas für die Güte des Heiligen Nikolos tun. Geputzte Schuhe zeugen vom Willen, etwas geleistet zu haben.

Um den Kindern eine Freude zu bereiten, war der Nikolaus mit seinen finsteren Gesellen und einer Kutsche auch schon im Mariazellerland unterwegs. | Foto: Fred Lindmoser
  • Um den Kindern eine Freude zu bereiten, war der Nikolaus mit seinen finsteren Gesellen und einer Kutsche auch schon im Mariazellerland unterwegs.
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Bei einer anderen Tradition, die in der Steiermark noch immer hochgelebt wird, schaut der Nikolaus aber auch persönlich vorbei. Zuhause, im Kindergarten oder in der Schule verkleidet sich jemand und sorgt für strahlende Kinderaugen – pssst ... das darf den Kindern aber nicht verraten werden. Der Heilige Nikolaus hat einen langen weißen Bart, ein Bischofsgewand mit Stab und Mitra, der bischöflichen Kopfbedeckung. Der Nikolaus liest traditionell aus einem schönen alten Buch vor. Darin sind gute und schlechte Taten der Kinder aufgeschrieben und er fragt jedes Kind, ob es artig war. Mit den ehrlichen Antworten geht es an das Geschenkeverteilen.

Der Nikolaus und der Jedermann

Seit über 150 Jahren wird in Bad Mitterndorf, Liezen, das Nikolospiel abgehalten. Gut 100 Männer und Burschen sind dabei, die eine vier Kilometer lange Strecke hinter sich bringen und dabei fünf Mal ein bäuerliches Jedermannspiel aufführen. Die Mesner eilen voraus und bitten die Zuschauerinnen und Zuschauer um eine Spende. Mit dabei sind auch die Schab, sie haben meterlange "Hörner" aus Haselnussstecken und schnalzen sich den Weg frei.

Die gesamte Ausrüstung der Schab wiegt 25 bis 30 Kilogramm.  | Foto: Huber
  • Die gesamte Ausrüstung der Schab wiegt 25 bis 30 Kilogramm.
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Auch dabei: die Bartl, die Obst in den Buckelkörben tragen, die Engel, die die Rabauken und Lärmmacher besänftigen, oder Luzifer, Pfarrer und Schmied und Habergeiß sowie der Eheteufel, der Zwietracht zwischen Liebenden sät. 

Hier gibt's einen Beitrag dazu:

Das Bad Mitterndorfer Nikolausspiel ist seit 2020 immaterielles Kulturerbe der Unesco. Manch eine Zuschauerin oder ein Zuschauer wird gar nicht mehr verstehen, was da überhaupt gesprochen wird, immerhin sind die Texte knapp gleich alt wie die Tradition selbst.

Mehr Nachrichten aus der Steiermark gibt es hier nachzulesen.

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