Höchster Bodenverbrauch in Murau
Die Steiermark versiegelt immer mehr

Blick auf den neuen Interspar in Leibnitz. Im Zuge dessen wurden auch Verkehrsflächen angepasst. | Foto: Gernot Ambros
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Die Bodenversiegelung schreitet unaufhörlich voran. Besonders enorm ist der Flächenverbrauch bei der Erschließung von Verkehrsflächen. In der Steiermark beansprucht der Verkehr pro Kopf viermal so viel Fläche wie in der Steiermark im Schnitt einer Person zum Wohnen zur Verfügung steht, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der ÖROK zeigt.

STEIERMARK. Der zügig voranschreitende Flächenverbrauch lässt die Alarmglocken schrillen, wobei die Unterschiede in den steirischen Gemeinden sehr groß sind. Faktum ist, dass der Verkehr pro Kopf in der Steiermark viermal so viel Fläche beansprucht wie in der Steiermark im Schnitt einer Person zum Wohnen zur Verfügung steht, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der ÖROK zeigt.  

Vor allem die mit Asphalt versiegelten Flächen bereiten aufgrund der Klimakrise zunehmend größere Probleme. Deshalb ist neben der Stärkung der Ortskerne und einem Zersiedelungsstopp auch eine stärkere Entsiegelung beispielsweise von Großparkplätzen und der Rückbau überdimensionierter Freilandstraßen nötig, betont der VCÖ.

49 Quadratmeter pro Person zum Wohnen

219 Quadratmeter pro Einwohnerin und Einwohner nehmen die Verkehrsflächen in der Steiermark in Anspruch. Das ist viermal so viel wie in der Steiermark einer Person im Schnitt zum Wohnen zur Verfügung steht, nämlich 49 Quadratmeter, verdeutlicht der VCÖ.

70 Prozent der Verkehrsflächen versiegelt

In der Steiermark sind rund 70 Prozent der Verkehrsflächen versiegelt. Durch die Asphaltflächen kann bei Regen kein Wasser absickern, bei Starkregen erhöht das die Überschwemmungsgefahr. An heißen Tagen wiederum heizen sich die Asphaltflächen extrem auf, werden ein regelrechter Backofen. Selbst in der Nacht kühlt dann die Umgebung kaum ab. Viele Menschen schlafen dadurch schlecht, was wiederum ihre Gesundheit belastet.

"Der Bodenverbrauch durch Verkehrsflächen ist zu hoch, die Versiegelung ist zu reduzieren", betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. So können Pkw-Parkplätze entsiegelt werden und Oberflächen bekommen, die ein Versickern von Wasser ermöglichen. Auch der Rückbau überdimensionierter Freilandstraßen trägt zur Verbesserung der Situation bei. Ein Beispiel dafür ist die B11 in Niederösterreich zwischen Gaaden und Heiligenkreuz oder in Kärnten die B 83. Hier wurde aus neun Metern eineinhalb Meter Grünstreifen herausgefräst, auf der verbliebenen Fläche rechts davon entstand kostengünstig ein Radweg. Der Rückbau reduziert den Erhaltungsaufwand um bis zu 30 Prozent, der pro Jahr und Fahrspur-Kilometer rund 7.000 Euro beträgt.

Ein Blick auf die traumhafte Altstadt von Murau. Am Bild nicht ersichtlich: Pro Kopf beansprucht der Verkehr im Bezirk Murau mit 430 Quadratmetern den meisten Platz. | Foto: Verderber
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Innerhalb der Steiermark sind die Unterschiede zwischen den Bezirken groß. Pro Kopf beansprucht der Verkehr im Bezirk Murau mit 430 Quadratmetern den meisten Platz, ebenfalls hoch ist der Pro-Kopf-Flächenverbrauch des Verkehrs im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld (343 Quadratmeter), in der Südoststeiermark (341 Quadratmeter) und im Bezirk Liezen (325 Quadratmeter). Am niedrigsten ist der Flächenverbrauch des Verkehrs im Verhältnis zur Bevölkerungszahl im Bezirk Graz Umgebung (194 Quadratmeter pro Kopf) und im Bezirk Leoben (228 Quadratmeter pro Kopf), wie die VCÖ-Analyse zeigt.

So wie in den anderen Bundesländern auch, ist der Flächenverbrauch des Verkehrs in den Städten deutlich niedriger als im Landesschnitt.Graz hat den niedrigsten Pro-Kopf-Flächenverbrauch des Verkehrs mit 42 Quadratmetern. Im Landeshauptstadt-Vergleich ist das nach Wien und vor Bregenz der zweitniedrigste Wert, wie die VCÖ-Analyse zeigt.

Öffentlicher Verkehr im Fokus

"Mehr Öffentlicher Verkehr, mehr Alltagswege, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, machen die Mobilität in den Städten platzsparender. Umso wichtiger ist es, die platzsparende Mobilität sowohl in den Städten als auch in den Regionen zu forcieren", erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

In Tillmitsch entstand dieser neue Kreisverkehr. Das Projekt wurde in zwölf Wochen umgesetzt. | Foto: Gernot Ambros
  • In Tillmitsch entstand dieser neue Kreisverkehr. Das Projekt wurde in zwölf Wochen umgesetzt.
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Durch die Stärkung der Ortskerne und der Nahversorgung sowie einen Stopp der Zersiedelung können Gemeinde und Städte den Bodenverbrauch stark reduzieren und zusätzlich dazu beitragen, dass die Bevölkerung mehr Alltagswege zu Fuß, mit dem Rad oder dem Öffentlichen Verkehr zurücklegen kann. "Wir haben den Kindern von heute und den nächsten Generationen gegenüber die Verantwortung, mit der Ressource Boden sorgsamer als bisher umzugehen", erinnert Jaschinsky.

Bodenverbrauch nach Bezirken

Pro Kopf ist Bodenverbrauch durch Verkehrsflächen im Bezirk Murau am höchsten (Verkehrsflächen pro Einwohnerin/Einwohner in Quadratmeter, in Klammer versiegelte Verkehrsfläche)

  • Bezirk Murau: 430 Quadratmeter pro Kopf (davon 299 Quadratmeter versiegelt)
  • Bezirk Hartberg Fürstenfeld: 343 qm (232 qm)
  • Bezirk Südoststeiermark: 341 qm (234 qm)
  • Bezirk Liezen: 325 qm (223 qm)
  • Bezirk Murtal: 288 qm (188 qm)
  • Bezirk Deutschlandsberg: 285 qm (201 qm)
  • Bezirk Leibnitz: 274 qm (188 qm)
  • Bezirk Weiz: 255 qm (187 qm)
  • Bezirk Voitsberg: 236 qm (177 qm)
  • Bezirk Bruck-Mürzzuschlag: 233 qm (167 qm)
  • Bezirk Leoben: 228 qm (156 qm)
  • Bezirk Graz Umgebung: 194 qm (136 qm)
  • Graz: 42 qm (36 qm)
  • Steiermark: 219 qm (154 qm)

Quelle: ÖROK, VCÖ 2023

Der "VCÖ - Mobilität mit Zukunft" ist eine auf Mobilität und Transport spezialisierte, gemeinwohlorientierte Organisation. Ziel des VCÖ ist ein ökologisch verträgliches, ökonomisch effizientes und sozial gerechtes Verkehrssystem. Die Sichtweise des VCÖ ist global orientiert, themenübergreifend und berücksichtigt die Interessen zukünftiger Generationen.

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